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Reitclub Wedenbruck

Reitclub Wedenbruck

Titel: Reitclub Wedenbruck
Autoren: Tina Caspari
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Ein Kavalier begrüßt seine Dame

    „Rühreier mit frischem Schnittlauch, ganz, ganz dunkles Vollkornbrot, Hefezopf, frisch aus dem Ofen, und Mutschs selbstgemachte Marmeladen dazu, ah!“ Bille seufzte wohlig und reckte sich. Es war Sonntag. Und sie war wieder zu Hause, zurückgekehrt von der ersten großen Ferienreise ihres Lebens. Ungarn - das war wie die Erinnerung an ein Märchen; doch jetzt, jetzt war sie hier in Wedenbruck, heimgekehrt zu ihren Pferden. Bille öffnete vorsichtig ein Auge und blinzelte. Und die Sonne schien auch!
    Mit einem heftigen Schwung stieß sie die Bettdecke zurück und sprang auf, keinen Augenblick wollte sie von diesem sonnigen Maisonntag verschenken, einen langen Ausritt machen und Wiedersehen mit all ihren zwei- und vierbeinigen Freunden feiern.
    Unter der Dusche sang sie laut, es war ein Lied, das sie am letzten Tag in Ungarn gelernt hatte. Sie hatte nur wenig vom Text behalten, die Lücken füllte sie mit Pfeifen und Summen aus, was machte das schon. Zwanzig Minuten später erschien sie - mit noch tropfenden Haaren - am Frühstückstisch. Die Mutter sparte sich für dieses Mal die kritische Bemerkung, Billes strahlende Laune steckte an, außerdem war Mutsch viel zu glücklich, ihre Jüngste wohlbehalten wieder zu Hause zu haben. Onkel Paul legte die Sonntagszeitung zur Seite und streckte seiner Stieftochter die wohlrasierte Wange zum Kuß entgegen.
    „Na, meine Lütte? Gut geschlafen, die erste Nacht wieder bei uns?“
    „Super! Und einen Hunger habe ich jetzt!“ Bille griff nach dem Brotkorb. „Es geht doch nichts über so ein Sonntagsfrühstück mit euch beiden!“
    Mutsch lächelte. Seit Bille mit Simon Henrich befreundet war, war sie sich ständig der Kostbarkeit solcher Augenblicke bewußt. Bald, vielleicht in ein, zwei Jahren schon, würde Bille darauf bestehen, mit ihrem Freund zusammenzuwohnen, ja möglicherweise schon heiraten zu wollen. Die Mutter konnte es ihrer Tochter nicht einmal verübeln, die beiden jungen Reiter schienen wie füreinander geschaffen, und daß Bille und Simon gemeinsame berufliche Pläne hatten, war eine gute Grundlage für eine Partnerschaft. Mutsch seufzte. Nun, noch lebte Bille zu Hause und spielte gern die Rolle des Kindes, das sich verwöhnen läßt.
    „He! Was ist los, Mutsch, was machst du für ein Gesicht?“
    „Deiner Mutter ist sicher urplötzlich eingefallen, daß sie ab heute fasten wollte, sie hat in den Ferien ein paar Pfund zugelegt!“ Onkel Paul lachte dröhnend. „Dabei ist ihr der Urlaub so gut bekommen. Findest du nicht, daß sie zehn Jahre jünger aussieht?“
    „Und ob!“ bestätigte Bille. „Ich habe Mutsch noch nie so blühend und ausgeruht gesehen. Ich bin riesig stolz auf meine hübsche Mutter.“
    „Ihr zwei!“ Die Mutter war rot geworden. „Was ihr auch immer so redet. Also gut, mit meiner Kur kann ich auch morgen anfangen. Reich mir mal die Butter rüber, Bille.“
    „Ein weiser Entschluß. In Gesellschaft essen macht viel mehr Spaß. Außerdem mußt du unbedingt die ungarische Salami probieren, die ich euch mitgebracht habe.“ Bille häufte sich eine doppelte Portion Rührei auf den Teller. „Nun erzählt doch mal, was gibt es Neues bei euch?“
    „Schön war’s. Wunderwunderschön!“ beteuerte Mutsch. „Nächstes Jahr fahren wir wieder hin.“
    „Oder woanders hin“, fügte Onkel Paul hinzu. „Nachdem das Eis bei deiner Mutter einmal gebrochen ist und sie gemerkt hat, daß während unserer Abwesenheit nicht der ganze Laden zusammengebrochen ist, das Haus nicht ausgeräumt oder abgebrannt und der Umsatz im Sparmarkt nicht zurückgegangen „Sehr vernünftig!“ lobte Bille und türmte sich einen Berg Würfelschinken aufs Brot.
    „Hat es in Ungarn nichts zu essen gegeben?“ erkundigte sich Onkel Paul in gespielter Besorgnis.
    „Hin und wieder eine Kleinigkeit“, erklärte Bille beiläufig. „Ich habe drei Kilo zugenommen. Obgleich ich den ganzen Tag nicht aus dem Sattel gekommen bin. Aber erzählt weiter, ich will alles wissen!“
    Onkel Paul sah fragend zu Mutsch hinüber. „Nachdem der Kurarzt dort deiner Mutter ernsthaft ins Gewissen geredet hat... also, mir hat sie das ja nie glauben wollen, daß sie sich seit Jahren zuviel zugemutet hat! Da haben wir den Entschluß gefaßt, daß Olga, daß deine Mutter in Zukunft nur noch halbtags arbeiten soll.“
    Bille verschluckte sich fast vor Überraschung. Das gab es doch gar nicht! Mutsch, die nicht ohne ihren Beruf leben konnte!
    „Du hast
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