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Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls

Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls

Titel: Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls
Autoren: Wolfgang Krüger
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einen Partner, der sie nicht bedrängte. Er lebte jene Eigenwilligkeit aus, die ihr fehlte. Und doch gibt es bei beiden ein gemeinsames Thema: Sie suchen viel Freiheit und gleichzeitig Bindung. Keiner von ihnen hat Freundschaften, keiner unternimmt etwas allein. Beide erleben in der Partnerschaft eine Wiederholung jener Kindheitsprozesse, die sie als krankmachend erlebten. Er wird bedrängt, sie wird entthront.
    Auf diese Weise entstand zwischen den beiden eine klassische Untreue-Treue-Dynamik: Je eifersüchtiger sie wurde, desto untreuer verhielt er sich. So steigerte sich eine anfängliche Problematik zu einem unerbittlichen Machtkampf. Der untreue Partner wurde dabei immer stärker in die Defensive gedrängt.Die treue Partnerin fühlte sich immer mehr im Stich gelassen. Jürg Willi hat dies einmal mit der Eifersuchts-Untreue-Kollusion beschrieben. Er macht deutlich, dass jeder dem anderen Schuld gibt. Dabei war die treue Partnerin in der moralisch besseren Position und konnte auf meine Unterstützung hoffen. Und so hatte sie auch nur ein Lieblingsthema: »Mein Mann muss sich ändern«.
    Bei allem Verständnis dafür fiel mir allerdings eines auf: Sobald sie etwas mehr Abstand einlegte, ein wenig mehr auf ihr Eigenleben achtete, hörte er auf, mit anderen Frauen zu flirten. Eines Tages berichtete sie mir: »Bisher haben wir immer endlos geredet. Er teilte mir häufig mit, mit welchen Frauen er sich treffen wollte. Wir redeten dann und redeten. Er erklärte mir, warum er nicht treu sein kann, ich war verletzt. Er fragte, warum gönnst du mir nicht das bisschen Liebe? Ich fragte: Warum kränkst du mich so? Es war verfahren. Aber dann zog ich mich einfach zurück, schlief im Wohnzimmer, hörte auf zu reden. Und – schwupps – war er da, brachte mir morgens meinen Tee, von den anderen Frauen war keine Rede mehr.«
Kann die Liebe heilen?
    Eine befreundete Kollegin sagte mir kürzlich: »Es läuft deshalb so gut mit meinem Mann, weil keiner versucht, seine Probleme über den anderen zu lösen.« Das eben ist genau das Problem bei vielen Untreue-Partnerschaften, wo sich jeder am anderen abarbeitet. Die Lösung beginnt also damit, dass sich jeder auf sich selbst besinnt. Natürlich haben wir trotzdem Erwartungen an den Partner. Wir sehnen uns nach Gesprächen, Zärtlichkeiten und Sexualität. Und wir hoffen immer in einer Liebesbeziehung, dass uns der Partner durch seine Liebe heilt, dass seelische Verwundungen durch neue, bessere Erfahrungen korrigiert werden können. Leider aber gehen solche Hoffnungen häufig nicht in Erfüllung, denn oft suchenwir uns einen Partner, der sich weigert, das große Liebesverlangen zu erfüllen. Das mag verwundern, ist aber durchaus sinnvoll. Stellen Sie sich einmal vor, dass Sie in der Kindheit nicht gut behandelt wurden. Es wäre dann doch viel zu gefährlich, sich einen Mann zu suchen, der immer wieder Nähe herstellt. Von ihm wären wir viel zu abhängig, zu verletzlich. Aber wenn dieser gelegentlich Nähe herstellt und ansonsten freiheitsbewusst ist, können wir erheblich besser damit umgehen. Wir fühlen uns etwas geliebt, behalten aber unsere grundsätzliche Skepsis gegenüber Männern, fühlen uns dadurch auch nicht so verletzlich und hilflos. Dennoch bricht unser Wunsch nach großer Nähe immer wieder durch. Und das nervt diesen Mann, der so freiheitsliebend ist. Immer wieder hört er, dass man Angst habe, er würde fremdgehen. Tatsächlich neigte er früher zu Seitensprüngen und schließlich ist er so genervt, dass er dies Verhalten wieder aufnimmt. Für die Ehefrau ist dies eine absolut traumatische Erfahrung. Sie ist zu Recht verletzt, ihre schlimmsten Erwartungen sind Wirklichkeit geworden. Für sie hat es sich wieder gezeigt: Wo wir hoffen, können wir auch verletzt werden. Der Ehemann sieht dies natürlich völlig anders. Er wird argumentieren, dass er durch die ständigen Eifersuchtsanfälle regelrecht in die Untreue getrieben worden sei. Er empfand seine Frau als so nervig, übergriffig, dass er durch einen Seitensprung wieder den vernünftigen Abstand herstellen musste. Salomonisch könnte man feststellen: Beide haben sich nicht sehr geschickt verhalten, haben sich verletzt und die Beziehung aufs Spiel gesetzt. Es ist eine negative Spirale entstanden, weil die Grundängste beider Partner immer wieder aktiviert wurden:
sie: Es gibt keine beständige Nähe, deshalb muss ich klammern
er: Ich bin immer bedrängt worden, Frauen können uns Männer nie in Ruhe lassen, deshalb
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