Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls

Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls

Titel: Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls
Autoren: Wolfgang Krüger
Vom Netzwerk:
verhält. Und die Schwierigkeit besteht nun darin, dass sich die Eigenschaften beider Partner verzahnen. »Ich bin untreu, weil du mich so bedrängst – ich muss dich bedrängen, weil du so untreu bist …« lautet die Kommunikation dieser Partnerschaft.
Lass die Flausen sein …
    Solche Verzahnungen sind oft nicht leicht zu erkennen. Da streitet sich ein Paar ständig, sie übernimmt die Beziehungsarbeit in der Partnerschaft, stellt immer wieder Nähe her, verhält sich sehr verbindlich. Er geht fremd, flirtet viel, ist aber sehr charmant. Deshalb denkt sie nicht daran, sich zu trennen. Vielmehr redet sie immer heftiger auf den Partner ein, fordert ihn auf, endlich einmal treu zu sein und sich an das Eheversprechen zu erinnern. Als Psychotherapeut ist man dann leicht geneigt, das Problem sehr einseitig zu sehen. Man schlägt sich auf die Seite der treuen Partnerin und ist sich gemeinsam darüber einig, dass der Ehemann endlich seine Flausen sein lassen müsste – so der Wunsch dieser Patientin. Gemeinsam ist man dann davon überzeugt, dass der Ehemann seelisch gestört ist, eine schwierige Kindheit hatte und eine Therapie braucht. Doch so einfach ist es eben nicht.
    Auch die sogenannte beziehungsvolle Partnerin ist an der Problematik beteiligt. Oft lebte sie in einem sehr bedrängenden, engen Elternhaus, durfte sich nicht richtig ablösen, war nie wirklich eigenständig. Und nun suchte sie sich einen Partner, der sie nicht zu sehr bedrängte und gleichzeitig jene Entwicklungsanteile übernahm, die sie nicht ausleben durfte. Er hatte es gelernt »Ich« zu sagen, distanziert zu sein, sich abzugrenzen. Dann ergibt sich folgende Paardynamik:
Der untreue Partner ist auf den treuen Partner als Lebensbasis angewiesen. Er bekommt so jene zuverlässige Bindung, die er bisher vermisste. Und für ihn wiederholt sich gleichzeitig das Erlebnis einer bedrängenden Nähe, das er kennt.
Der treue Partner wiederum ist auf die lockere Lebensart, die Expansion, den Wandel des untreuen Partners angewiesen. Dieser lebt etwas aus, was er nie leben durfte: nein zu sagen, sich abzugrenzen.
Beide ergänzen sich …
    Beide sind also aufeinander angewiesen, doch zur Tragik solcher Partnerschaften gehört es, dass die Dynamik die einseitigen Eigenschaften verstärkt. Es findet keine wirkliche Entwicklung statt. Der Untreue fühlt sich ewig bedrängt, fragt immer wieder: Warum lässt du mir das bisschen Vergnügen nicht? Das wird fortwährend thematisiert und man spürt: Hier geht es nicht nur um das Thema Treue, es geht auch um das Thema Freiräume. Und natürlich ist in dieser Situation eine Aufarbeitung der Partnerschaftskrise schwierig. Denn der Eifersüchtige hat starke Beziehungsängste, er klebt an der Partnerin und müsste sich stattdessen mit seinen weitgehend verdrängten Wünschen nach Freiheit und Autonomie beschäftigen.
    Mir fällt bei diesen Lebensentwürfen oftmals auf, wie wenig Freiheit sich beide geben. Das ist teilweise durchaus verständlich, denn je länger die Auseinandersetzungen laufen, desto mehr ist die »Betrogene« verunsichert und klammert und wird den Partner bedrängen.
Er liebte den Fürsten Pückler
    Lassen Sie mich diese Problematik an einem kurzen Fallbeispiel erläutern. Eine 30-jährige Technikerin kam zu mir, weil ihr Mann immer fremdging. Sie kannte ihn schon seit zehn Jahren und berichtete, er sei immer hilfsbereit gewesen, habe ein großes Herz für Frauen gehabt. Und sein Lieblingsautor sei der Fürst Pückler gewesen – der immer fremdging. Sie habe ihm dann gesagt, dass sie das Leben von Pückler auch interessant fände. Jedenfalls habe dies zu dem Missverständnis geführt, dass sie mit seiner Untreue einverstanden sei. »Ich mochte ihn sehr, bedrängte ihn nicht, wir heirateten. Aber ich wusste immer, dass er eine Angst vor zu viel Nähe hatte. Das ging einige Jahre gut, dann flirtete er mehr mitFrauen, schließlich ging er fremd. Er war immer ein Mensch, der viel für sich machen musste, er konnte mich nie um etwas bitten. Er konnte nie Wünsche äußern.«
    Ich lernte diesen Ehemann kennen, unterhielt mich auch allein mit ihm, und es wurde deutlich, dass er eine sehr schwierige Mutterbeziehung hatte. Sie sei eine sehr resolute Frau gewesen, die nur wegen der Kinder geheiratet hatte. Und sie habe immer für die Kinder gelebt, wenn sie nach Hause kamen, mussten sie sofort Bericht erstatten. Und an seiner Zimmertür hing ein Schild: Nicht abschließen. So hatte er eine Abneigung gegen jede Form
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher