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Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls

Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls

Titel: Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls
Autoren: Wolfgang Krüger
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von Einengung entwickelt, gleichzeitig brauchte er aber viel Nähe. Dieser Konflikt beherrschte sein Leben. Ganz binden wollte er sich nie. Er suchte immer die Freiheit und wollte deshalb kein Treue-Versprechen abgeben. Dennoch suchte er die Nähe und die Beständigkeit, er war geradezu darauf angewiesen. Aber er wollte nicht für das Glück seiner Frau verantwortlich sein. Diesen Konflikt zwischen Nähe- und Distanzwünschen habe ich genauer in einem Buch (Freiraum für die Liebe) beschrieben. Er ist der Grundkonflikt der Liebe und in jeder Partnerschaft vorhanden.
Der Wunsch nach zu viel Nähe
    Doch bei diesem Ehemann trat der Konflikt verschärft auf, er war empfindlich gegen jede Form von Beeinflussung. Er hatte in seinem Raum einige Topfpflanzen, die er wohl falsch behandelt hatte. Sie ließen die Blätter fallen, sahen gelb aus. Seine Frau machte ihm deshalb den Vorschlag, er solle sie umtopfen und düngen und weniger gießen. Darauf sagte er nur »Hmmm« und kümmerte sich nun überhaupt nicht mehr um seine Pflanzen. Man spürt deutlich, wie überempfindlich er gegenüber allen Ratschlägen war, die er sofort als Einmischung empfand. Man ahnt, dass hier nur eine Therapie helfen kann. Doch was wäre das Ziel einer solchen Therapie?Er müsste lernen, sein eigenes Leben zu leben, um wirklich unabhängiger zu werden. Dazu würden vor allem Freundschaften gehören. Doch diese pflegte er nicht, er war immer auf jene engen Beziehungen mit Frauen angewiesen, die er bereits von Kindheit an kannte. Dort fühlte er sich wohl. Beziehungen zu Frauen wurden für ihn aber schnell erotisch und intensiv. Es entstand eine lustvolle, aber auch bedrängende Nähe, die er trotzig relativieren musste. Und das konnte er nur, indem er mit anderen Frauen erotische Bindungen einging.
Beide sind beteiligt
    Nun könnte man meinen, dass die Untreue des schwierigen Ehemannes bereits alles erklärt. Doch es gibt die These, dass jeder in einer Partnerschaft einen 50 Prozent-Anteil an der Krise besitzt. Diese These hat mich, obgleich sie oft stimmt, früher sehr geärgert. Wenn man sie so absolut formuliert, verwischt sie zu viel, man gibt sich zu schnell mit dieser Erklärung zufrieden und sucht nicht nach den wirklichen Ursachen. Und diese Ursachen sind oft nicht gut zu erkennen, gerade wenn das Verhalten eines Partners sehr »lärmig« ist. Denn was kann der Anteil der »Betrogenen« an dieser Problematik sein?
    Zunächst fällt doch auf, dass sie einen Mann heiratete, obgleich sie von Anfang an ahnen konnte, dass er nicht treu sein würde. Allerdings werden Sie vielleicht sagen, dass es vielen so geht. Man verliebt sich in einen Mann, der gern flirtet und hofft, diesen ganz für sich gewinnen zu können. Dafür habe ich durchaus Verständnis, obgleich es fast nie gelingt, mit einem solchen Mann glücklich zu werden. Aber mir fiel auf, mit welcher Inbrunst, welcher Entschlossenheit diese junge Frau immer nur über ihren untreuen Mann sprach. Auch dafür hatte ich Verständnis. Eine fortwährende Untreue ist etwas, woran wir uns meist nie gewöhnen können. Und trotzdemfing ich an, mich mehr für das Leben dieser Frau zu interessieren. Ich hatte fast den Eindruck, dass sie ein wenig auf ihm »hockte«, ihm die Luft nahm, dass sich alles auf ihn konzentrierte. Sie hatte keine Freundschaften: »Was soll ich denen denn erzählen, ich rede doch immer nur über mich und ihn. Das langweilt doch alle.« Mich beunruhigte also, dass sie keine Freundschaften pflegte – sie hätten ein fester Halt in ihrem Leben sein können. Ich spürte, dass das Problem tiefer liegen musste und fragte nach ihrer Kindheit. Sie stammte aus einem kleinbürgerlichen, sehr engen Elternhaus. Ihr Vater hatte immer die Erwartung, dass aus ihr etwas Vernünftiges werden sollte. Die Grenzen des Elternhauses waren eng gesteckt, alles war vorherbestimmt. Sie durfte abends kaum weggehen, noch mit 18 Jahren wurde ihr alles vorgeschrieben. Eine Pubertät hatte nicht stattgefunden, sie durfte nie »nein« sagen. Dies ist eine wichtige Entwicklungsetappe, die für die Selbstfindung unentbehrlich ist. Dabei war ihr durchaus nach Protest zumute, denn sie hatte einen jüngeren Bruder, der ihr immer vorgezogen wurde. Dass ihr die Zuwendung entzogen wurde, war ihr also vertraut. Doch sie klagte nicht, blieb immer die brave Tochter, die sich nie richtig ablösen konnte. Noch heute besucht sie alle 14 Tage ihre Eltern. Frei zu sein, das ist auch ihr Wunsch und folgerichtig suchte sie sich
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