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Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls

Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls

Titel: Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls
Autoren: Wolfgang Krüger
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wegzunehmen. Als er den nicht zu übersehenden Seitensprung seiner Frau nach einem Jahr (!) registrierte, stellte er sie zur Rede. Sie beendete daraufhin den Seitensprung, ihr Mann wurde im Bett ein wenig aktiver. Er spürte, dass sie unzufrieden war. Aber nach wenigen Monaten schlief die Sexualität wieder ein, wurde mehr oder minder zur »Pflichtveranstaltung«. Und diese lebenshungrige Frau ärgerte sich, dass sie ihren Seitensprung geopfert hatte.
Die offene Ehe
    Es gibt natürlich auch Paare, die sich darauf verständigt haben, eine offene Ehe zu führen. Sie leben nach dem Motto »Polyamorie«, man liebt mehrere Partner gleichzeitig. Einen Blumenstrauß der Liebe nennen das die Betroffenen. Auf diese Weise hat man dann keine Heimlichkeit, alles passiert offen, es gibt keinen Betrug. Und die Vertreter der Polyamorie betonen, dies sei die wirkliche Liebe, weil es keinen Besitzanspruch gäbe. Doch unproblematisch sind solche Arrangements nicht. Dies wurde mir auch deutlich, als ich kürzlich bei einer Talkshow die sehr attraktive Holländerin Ageeth Veenemans traf, die ein Buch über ihre Beziehung mit zwei Männern geschrieben hat. Sie ist eine der Expertinnen für Polyamorie, was sie mit dem Schlagwort »lieben ohne Grenzen« übersetzt. Doch konfliktfrei sind solche Beziehungen nie. Immer ist ein Partner der innere Dreh- und Angelpunktunseres Lebens, die anderen sind eher beiläufige Begleiter und das gesamte Arrangement der Liebe ändert sich ständig. Eifersucht ist bei einer solchen Übereinkunft deshalb an der Tagesordnung.
Es geht immer um Nähe und Distanz
    Und eines sollten wir immer wissen, es geht bei einem solchen Arrangement nie in erster Linie um Sexualität. Vielmehr steht der Wunsch nach einer intensiven Bindung, gleichzeitig aber nach viel Freiheit im Mittelpunkt unserer Bedürfnisse. Aber dies erkennen wir oft erst, wenn wir die Lebensumstände genauer kennen und dann sehen wir zum Beispiel, dass hinter dem Liebespakt von Sartre und Beauvoir der Wunsch nach intensiver Bindung bei gleichzeitiger Freiheit stand. Sartre war immer ein sehr unsicherer Mensch, der auf eine feste Bindung mit einer selbstbewussten Frau angewiesen war. Aber gleichzeitig suchte er Autonomie, er ahnte, dass er bei Simone de Beauvoir immer in einer Unterlegenheitsrolle sein würde, dass er zu abhängig sein würde. Und so traf er ein Arrangement, er hatte eine Lebenspartnerschaft mit Simone de Beauvoir, gleichzeitig ging er aber mit anderen Frauen ins Bett. Und dies beunruhigte die scheinbar unerschütterliche Simone, die unter unsäglichen Eifersuchtsgefühlen litt. Und so lernen wir: Das Arrangement einer freien Ehe geht meist von Männern aus, während die beziehungsvolleren Frauen zustimmen. Dies Arrangement lässt sich nur praktizieren, wenn beide ihre Gefühle des Vertrauens und der zuweilen vertrauensvollen Anhänglichkeit extrem verringern. Ein Elektriker würde sagen: Man dimmt die Gefühle runter. Und im Operationssaal würde man dies als eine Anästhesierung der Gefühle bezeichnen. Man verliert also viel, wenn man versucht, das Konzept der Treue aufzugeben.

Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre,
ich bin doch zu schade für einen allein.
Wenn ich jetzt grad dir Treue schwöre,
wird wieder ein anderer ganz unglücklich sein.
    Friedrich Hollaender
Die Eifersuchts-Untreue-Spirale
Die Verzahnung
    Oft ist die Eifersucht innerhalb der Partnerschaft rätselhaft. Nicht immer geht ein Partner fremd. Nicht immer hat er eine Neigung zum Fremdflirten. Nicht immer liegt eine schwere Ehekrise vor. Und doch kann man auch in solchen Fällen vermuten, dass beide Partner an der Problematik beteiligt sind. Häufig handelt es sich dann um eine Verzahnung. Ich nenne dies so, weil wie bei einem Zahnrad das Verhalten eines Partners in Wechselwirkung zum Verhalten des anderen steht. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn jeder einseitig lebt und die fehlenden Anteile an den anderen delegiert. Lassen Sie mich das etwas ausführlicher erklären: In jeder Partnerschaft geht es immer um das Spannungsverhältnis von Nähe und Abstand, von gemeinsamem Leben und Verbindlichkeit einerseits und dem eigenen Leben und Distanz andererseits. In einer lebendigen Partnerschaft muss jeder beide Seiten ausleben. Doch oft müssen wir feststellen, dass einer nur die eine Seite, der andere die Ergänzung lebt. Das kann dann bedeuten, dass einer immer treu und beständig und Nähe suchend ist, während der andere untreu ist und sich eher distanziert
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