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Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition)

Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition)

Titel: Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition)
Autoren: Kirsten Greco
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lange zu bleiben, bis die magische Frist abgelaufen war. Danach waren Anna und er für Kyra wertlos.
    Ausgerechnet jetzt musste er sich in dieser verfluchten Pflanze verfangen. Wieder mahnte er sich zur Ruhe. Wahrscheinlich war es nicht mehr als ein dummer, zugegebenermaßen unglücklicher Zufall, dass er in diesem elenden Gesträuch hängen geblieben war. Wahrscheinlich war Anna froh, ihn los zu sein. Anna …
    Alexander stöhnte und griff schließlich entschlossen nach dem fingerdicken Stiel, ließ ihn kurz durch seine Hände gleiten. Die Schlinge war nicht glatt, hatte winzige Härchen, Dornen, Widerhaken … außerdem war sie elastisch. Wie ein Gummiband musste sie sich erst gedehnt, ihn aus dem Wasser gezerrt und dann wieder zusammengezogen haben. Durchbrechen konnte man sie sicherlich nicht, also musste er sie aus dem Boden reißen, entwurzeln oder vielleicht durchschneiden. Alexander atmete auf. Natürlich! Er hatte sich nicht von seinem kleinen Messer getrennt, das er mit hierher gebracht hatte, und trug es immer noch bei sich. Langsam ließ er seine Hand in die Hosentasche gleiten und zog es hervor. Entschlossen griff er zu, legte die silberne Klinge an den Stiel, schnitt und schrie auf. Das Messer entglitt seinen Händen, die Ranke war nicht einmal angeritzt, und doch schnitt sie ihm wie ein Stahlseil immer fester in sein Bein. Er spürte, wie etwas pulsierend in sein Bein gepumpt wurde. Gift? Ihm wurde übel, benommen schloss er die Augen.
     
    Nur zu gut kannte er das Gefühl, neben sich zu stehen und sich beim Hinweggleiten in den wohligen Dämmerzustand zuzusehen. Manchmal wachte er auf, seinen Fuß spürte er nicht mehr. Er fieberte. Wenn sein Verstand es schaffte, sich für winzige Momente aus der Dunkelheit zu lösen, dann rief er. Nach Noah, nach Erin und schließlich nach Anna. Doch niemand hörte ihn, niemand kam ihm zu Hilfe. Noch einmal war es ihm gelungen aufzustehen, dann war er zusammengebrochen. Langsam wurde es dunkel, die Äste über ihm warfen schwebende Schatten, die um ihn herumtanzten und schließlich ganz verschwanden. Es war finster … und kalt. Alexander fror, doch irgendwann störte ihn auch die Kälte nicht mehr. Dunkelheit umhüllte ihn, bis er es sich schließlich nicht mehr erlaubte, sich ans Licht zu wagen.
    Alexander rang nach Atem. Er wusste, er konnte sich von dem Schmerz lösen, darin hatte er Erfahrung. Das würde er noch nicht verlernt haben. Nur so hatte er die stundenlangen Verhöre überstehen und durchhalten können, ohne zu brechen. Der Gestapomann grinste ihm ins Gesicht, holte aus und schlug zu. Wieder und wieder. Er schaffte das, den Schmerz abschalten … an sein Herz kam er nicht ran, seine Seele kriegte er nicht. Einfach wieder in die Dunkelheit zurückkehren.
    Er blinzelte. Es war immer noch finster, doch hier und da erhellten blasse Lichttupfen die Nacht. Alexander presste die Augen fest aufeinander. Er war nicht mehr in dem Verlies. Seine Hände glitten tastend über den Boden. Laub. Vielleicht träumte er? Nein, dafür schmerzte sein Bein zu sehr. Brutale, echte Schmerzen. Langsam drangen die Stimmen zu ihm durch.
    »Na also.« Eine weibliche Stimme, hell und spöttisch. »Da bist du ja wieder. Ich dachte schon, ich wäre zu spät gekommen.«
    Alexander schluckte und hoffte, er täuschte sich. Er stöhnte auf, der Schmerz raubte ihm den Atem.
    »Über deine Freundin hätte ich mich zwar mehr gefreut«, fuhr sein Gegenüber ungerührt fort. »Doch ich will mich nicht beklagen, Alexander. So ist doch dein Name?«
    Er hatte sich nicht getäuscht. Sie hatte ihn gefunden.
    »Keine Sorge, du erfüllst den Zweck genauso gut. Doch jetzt halt still, damit ich endlich den Rest des Fesseldorns entfernen kann.«
    Alexander knirschte mit den Zähnen … Fesseldorn, welch ein simpler, passender Name. Er blickte an seinem Bein hinunter und fröstelte. Die Stelle, an der sich das grüne Teufelszeug um Unterschenkel und Knöchel gewunden hatte, war eine einzige tiefe Schnittwunde. Nur mit Mühe gelang es ihm, die Übelkeit hinunterzuwürgen. Wie tief die Ranke geschnitten hatte, konnte er nicht erkennen. Alexander zog scharf Luft ein. Jemand hatte es geschafft, die Fessel unterhalb seines Fußes zu durchtrennen, doch die nun welken Blätter wanden sich immer noch eng um seinen Unterschenkel. Der Druck hatte nachgelassen, doch hatte er eben noch seinen Fuß nicht mehr spüren können, so schienen sich nun siedend heiße Wogen darüber zu ergießen.
    Kyra betrachtete
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