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Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition)

Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition)

Titel: Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition)
Autoren: Kirsten Greco
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zu gut. Grinsend verkniff sie sich eine Antwort und beließ es bei einem knappen Schulterzucken.
     
    Der warme Maiwind wehte ihr süßlich um die Nase. Es war später Vormittag und sie würden eine gute Stunde unterwegs sein, selbst wenn Anna auf dem Fahrrad fuhr und Edmund zügig neben ihr herlief. Anna sah sich um, die Ruinen waren noch nicht verschwunden, sahen immer noch genauso grau aus wie die Häuser, die noch standen. Doch etwas hatte sich verändert, fühlte sich anders an. War es das sanfte Versprechen des nahenden Sommers, das Vogelgezwitscher, der betörende Duft der erwachenden Natur? Sie hatte Edmund völlig vergessen, trat langsamer in die Pedale und blieb dann stehen. Hoffnung? Ihr Blick glitt an den zerfallenen Mauern vorbei und sie stutzte. Eine kleine rosarote Blume schob sich durch einen Mauerritz, entfaltete ihre Blüten und lachte sie an. Vorsichtig strich Anna über die winzigen Blättchen. Ihre Augen wanderten suchend über die Steinwand, und tatsächlich, mindestens zwanzig weitere Blüten betupften die zerbröckelte Fassade. So etwas hatte es im vergangenen Frühling nicht gegeben. Oder doch? Etwas war plötzlich neu. Hoffnung, Zuversicht, Möglichkeiten.
    »Manchmal hinterlassen die kleinsten Dinge den größten Eindruck.«
    Anna fuhr herum. Edmund! Ein warmes, lautloses Lachen umspielte seinen Mund. Er verstand sie.
    »Stimmt, Edmund. Und jetzt geht’s weiter. Kannst du noch einen Schritt zulegen? Alexanders Mutter hat lang genug auf eine Nachricht gewartet.«
     
    Zum dritten Mal hob Anna die Hand, um an die braune Holztür zu klopfen und erneut verließ sie der Mut. Verzagt nahm sie den Arm herunter und sah sich Hilfe suchend nach Edmund um, der ihr nochmals aufmunternd zunickte. Wieder versuchte sie, die Hand gegen das Holz fallen zu lassen und schaffte es nicht. Edmund schüttelte den Kopf und schob Anna entschlossen zur Seite. Das Hämmern seiner starken Faust echote wie Donner in ihren Ohren und sie zuckte unwillkürlich zusammen. Stille. Niemand öffnete die Tür. Anna zog Edmund am Ärmel und atmete auf. Na also, niemand war zu Hause.
    »Dann kommen wir eben ein anderes Mal zurück.«
    Schon wollte sie sich auf ihr Fahrrad schwingen, als Edmund sie bei der Hand nahm und hinter sich herzog. Er schien offenbar anderer Meinung zu sein.
    »Kommt nicht infrage, Anna. Wir warten hier so lange, bis wir jemanden gefunden haben. Wahrscheinlich sind sie in der Werkstatt.«
    Und tatsächlich, nun hörte sie auch die summenden Geräusche einer Säge, begleitet von dem hellen Zwitschern einiger Spatzen, die sich in einer der Kiefern, die hinter dem Haus aufragten, versammelt hatten. Anna atmete tief durch und folgte Edmund. Gemeinsam umrundeten sie das Haus und standen nun vor dem großen Tor der Schreinerei.
    »Hallo?«
    Sein tiefer Bass ließ Anna erneut zusammenschrecken. Das Summen der Maschinen verstummte und die schwere Eisentür wurde mit einem Quietschen zur Seite geschoben. Eine große, junge Frau, bekleidet mit einer schlichten grauen Leinenhose und einem unscheinbaren beigefarbenen Hemd, einen Hobel in der Hand und mit Sägespänen übersät, kam zum Vorschein. Unter ihrem blau geblümten Kopftuch kringelten sich einige schwarze Locken hervor und ein Paar smaragdgrüne Augen funkelte ihnen entgegen.
    »Ja, bitte?«
    Die Ähnlichkeit war verblüffend und Anna schluckte. Ihr Hals war mit einem Mal fürchterlich trocken. Sie räusperte sich. Ohne ein Wort zustande zu bringen, streckte sie der jungen Frau ihre Hand entgegen. Der feste Händedruck überraschte sie nicht im Geringsten, Alexanders Hände besaßen ebenfalls Kraft. Anna hüstelte verlegen und meinte, etwas von Alexanders spöttischem Humor in den Augen seiner Schwester zu erkennen.
    »Ja, bitte?«, wiederholte diese und ließ einen prüfenden Blick über Annas Gesicht gleiten.
    »Ich bin Anna … Peters.«
    Mit Mühe krächzte sie die Begrüßung hervor, schalt sich wortlos einen Feigling und drückte ihren Rücken durch.
    »Ich … ähm … ich bin eine Freundin Ihres … deines Bruders. Alexander.«
    Der Hobel fiel zu Boden und die Farbe wich aus dem hübschen Gesicht. Mit einem Satz war Edmund an der Seite der jungen Frau und griff ihr helfend unter die Arme.
    »Mama!« Der Klang der Stimme hätte Tote zum Leben erwecken können, ängstlich und drängend.
    Unglaublich, wie können sich Menschen nur so ähnlich sehen? Sie hätte die Frau, die ihnen mit ausladenden Schritten entgegenlief, jederzeit als Alexanders
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