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Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition)

Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition)

Titel: Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition)
Autoren: Kirsten Greco
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Mutter erkannt. Und als Mutter ihrer Tochter. Ein fast identisches Abbild, nur etwa dreißig Jahre älter und vielleicht einen Kopf kleiner. Das grüne baumwollene Hemd, bis zum Ellbogen hochgekrempelt, hing salopp über der braunen Arbeitshose. In einer Hand hielt die kräftige Frau eine Zange, mit der anderen wischte sie sich eine widerspenstige schwarzgraue Haarsträhne aus den Augen, die ihre Tochter besorgt fixierten. Die Besucher ignorierend, schob sie Edmund zur Seite und half der jungen Frau zur Bank, die neben dem schweren Tor der Schreinerei stand.
    »Setz dich, Lisa. Um Gottes willen, du bist ja kreidebleich. Geht es dir nicht gut?«
    Lisa schüttelte den Kopf und deutete zu Anna.
    »Sie kennt Alex.«
    Ohne Anna aus den Augen zu lassen, ließ sich die alte Frau neben ihre Tochter auf die Bank sinken und faltete die Hände im Schoß. Unzählige Male hatte Anna diese Geste bei Alexander beobachtet. Jedes Mal, wenn er in Gedanken war, setzte er sich genauso hin, faltete seine Hände … für einen Moment bereute Anna ihren Besuch hier. Die Anwesenheit dieser zwei Frauen bohrte sich wie ein stumpfes Messer irgendwo in der Herzgegend in ihre Brust, führte ihr unmissverständlich vor Augen, was sie bislang so hervorragend verdrängt hatte. Sie vermisste Alexander. Er fehlte ihr. Sehr. Sie stieß die angehaltene Luft aus und zwang sich zu einem zittrigen Lächeln. Sie durfte den beiden auf gar keinen Fall Angst machen. Alles, nur das nicht.
    »Wo ist Alex? Wie geht es ihm?«
    Der Tonfall seiner Mutter klang eher neugierig als bang oder gar ängstlich.
    »Er …« Anna räusperte sich und fuhr dann mit sicherer Stimme fort. »Alexander ist noch drüben. Wir sind gemeinsam dort gewesen. Sobald er kann, kommt er ganz bestimmt selbst hierher. Wenn es Ihnen recht ist, erzähle ich gern alles, was ich weiß.«
    Fast alles. Anna hielt Alexanders Mutter ihre Hand entgegen, die nach kurzem Zögern einschlug.
    »Ich bin Anna Peters und das ist Edmund.« Anna hielt inne. Zum ersten Mal fiel ihr auf, dass sich in Silvanubis alle nur mit dem Vornamen angesprochen hatten. Nachnamen – existierten die da überhaupt? Verflucht, sie wusste so wenig von dem Leben dort. Edmund trat an ihre Seite und schmunzelte.
    »Edmund de Fortitudo. Auch ich bin ein Freund Ihres Sohnes und richte Ihnen Alexanders Grüße aus.«
    Anna rang nach Luft. Das war glatt gelogen. Beunruhigend, wie leicht Edmund diese Lüge über die Lippen ging. Sie hatten lange darüber nachgedacht und beratschlagt, was genau sie Alexanders Familie berichten wollten. Schließlich waren sie übereingekommen, weder Kyra noch Alexanders mysteriöses Verschwinden zu erwähnen. De Fortitudo … Unfreiwillig musste Anna schmunzeln. Was für ein Name! Wahrscheinlich hatte auch er seinen Ursprung in der lateinischen Sprache. Fortitudo … Anna grübelte, bedeutete das nicht Mut oder Tapferkeit?
    »Wo bleibt denn nur mein gutes Benehmen? Lisa, genug geschuftet für heute.« Alexanders Mutter riss sie aus ihren Gedanken und schüttelte auch Edmund die Hand.
    »Eva Bach. Schön, dass ihr mir von meinem Jungen berichten wollt. Kommt, lasst uns hineingehen. Im Stehen lässt es sich so furchtbar schlecht plaudern.«
    Sie ergriff Annas Hand und zog sie hinter sich her.
    »Seid ihr weit gelaufen?« Eva deutete auf das Fahrrad neben der Eingangstür. »Geradelt? Kommt ihr direkt von … von … daher? Ihr habt doch sicher Durst oder Hunger.«
    Anna winkte ab. Sie wusste, wie knapp die Vorräte überall waren.
    »Eine knappe Stunde, Frau Bach. Von der anderen Ortsseite und nein«, sie schüttelte den Kopf, als sie sah, dass Alexanders Mutter im Haus angekommen, direkt in einem Schrank kramte, »das ist nicht nötig. Wir haben keinen Hunger.« Sie warf einen warnenden Blick in Edmunds Richtung, denn er war eigentlich immer hungrig.
    »Einen Tee vielleicht? Die Kräuter in meinem Garten kann ich gar nicht alle aufbrauchen, selbst wenn wir jeden Tag Gäste hätten und pausenlos Teepartys geben würden. Wie wär’s? Ein leckerer Pfefferminztee vielleicht?«
    Anna sah Edmund an und grinste. Eva Bach machte doch glatt Bridgets Energie und Vitalität Konkurrenz!
    »Und bitte, ich bin Eva. Alexanders Freunde nennen mich auch so. So alt bin ich nun auch wieder nicht.« Die muntere Frau wies auf fünf Holzstühle, die sich um einen großen, runden Tisch reihten.
    Anna spürte einen schwachen Stich im Magen. Fünf Stühle. Nur noch zwei davon wurden regelmäßig benutzt.
    »Setzt euch
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