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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung
Autoren: Brian Keene
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geschlungen,
und in einem Holster an der Seite ruhte eine Pistole. Die Riemen des zweiten
Maschinengewehrs rieben gegen seine Haut, während er marschierte. Er versuchte,
die Proteste seiner schmerzenden Muskeln zu ignorieren, aber seine mit Blasen
übersäten Füße glichen flammenden Schwämmen, und die aufgebrochene Wunde in
seiner Schulter sonderte Blut und Eiter ab. Sein Oberarm, in dem eine Infektion
wütete, fühlte sich heiß an, und das Fleisch rings um den Einschuss war rot und
aufgedunsen.
    Er hat sich noch nie so erschöpft
gefühlt. Von seinen Stiefeln aufgewirbelte Staubwolken kennzeichneten seinen
Weg nach Norden. Rings um ihn herrschte Stille, als hielte die Natur den Atem
an. In den Getreidefeldern summten keine Insekten, auch kein Vogelgezwitscher
war zu hören. Die vereinzelten Häuser wirkten wie düstere traurige Steinklötze.
Die Geräusche der grässlichen Nachwehen der Schlacht wurden mit jedem seiner
Schritte leiser, bis sie schließlich gänzlich verschwanden.
    Jim wischte sich den Schweiß aus
den Augen, lauschte in die Stille und verlor sich in der sonderbaren Schönheit
des Augenblicks. Er wünschte, er wäre wortgewandter und könnte ausdrücken, was
er empfand. Unwillkürlich fragte er sich, ob Martin die Beschaulichkeit des
Moments zu schätzen gewusst hätte. Er glaubte schon.
    Der Gedanke an den alten Mann
zauberte ihm ein Lächeln in das abgezehrte Gesicht. Vor Jims geistigem Auge
lief seine bisherige Reise ab: Carrie und das Baby, Martin, Delmas und Jason
Clendenan und die anderen, vereinzelten Überlebenden, denen sie begegnet waren;
Schow und seine Männer, Haringa, Baker — alle und alles zogen an ihm vorüber
und führten ihn zu diesem Augenblick. Zu dieser Straße. Dieser letzten Straße.
Wenn er einen Wagen fand, würde er sein Ziel in weniger als einer Stunde
erreichen. Wenn nicht, konnte er trotzdem vor Einbruch der Nacht dort
eintreffen, wenn er sein bisheriges Tempo beibehielt.
    Er betastete seine Tasche und
spürte den Brief, den er an Danny geschrieben hatte, nachdem Jason erst seinen
Vater, dann sich selbst getötet hatte. Das Wissen, dass der Brief in Sicherheit
war, erfüllte ihn mit einer unerklärlichen Zuversicht. Es würde sich doch noch
alles zum Guten wenden.
    Als er sich jedoch
weiterschleppte, begann sein Körper, sich gegen ihn aufzulehnen. Die Schmerzen
fingen in seinen Füßen an und schossen seine Beine empor, als mächtige,
stechende Krämpfe, die ihn an Ort und Stelle zu Boden zu zwingen drohten. Jim
weigerte sich hartnäckig, ihnen nachzugeben und hielt nur kurz an, um die
letzten Schlucke lauwarmen Wassers aus seiner Flasche zu trinken. Dann warf
    er sie zum Rest
des Unrats entlang der Straße und stolper te weiter.
    Den Motor hörte er erst, als das
Fahrzeug ihn schon fest eingeholt hatte. Der HumVee kroch hinter ihm heran, und
Jim wirbelte so heftig herum, dass er sich dabei den Knöchel verstauchte. Er
stürzte zu Boden und blieb ausgestreckt liegen, während das Fahrzeug neben ihn
rollte.
    »Nein! Ihr werdet mich jetzt nicht
mehr aufhalten!« Er hob das M-16 an und richtete es auf den HumVee. »Jim! Sind
das wirklich Sie? Der Herr sei gepriesen!« Martin beugte sich aus dem
Beifahrerfenster und streckte die Arme huldigend gen Himmel.
    »Martin?«, rief Jim aus. Trotz der
Erschöpfung in seinen Gliedern und den Schmerzen in seinem Knöchel sprang er
auf und rannte auf den alten Mann zu. »Martin! Ich dachte, Sie wären tot!«
    Überschwänglich schüttelten sie
sich die Hände; beide weinten.
    »Anscheinend will der Herr immer
noch, dass ich Ihnen helfe, Jim.«
    Sie lachten, dann kletterte Martin
aus dem Wagen und umarmte Jim.
    »Kommen Sie, wir fahren los und
suchen Ihren Jungen.« »Amen, mein Freund. Amen.«
    Jim kletterte in den HumVee. Eine
wunderschöne, aber müde wirkende schwarze Frau, die hinter dem Lenkrad saß,
lächelte ihn kurz an. Verwirrt nickte Jim ihr zu.
    »Das ist Frankie«, stellte Martin
sie vor. »Sie war so freundlich, mich mitzunehmen.«
    »Von wegen
mitgenommen! Ich habe Ihnen den Hintern gerettet, und das wissen Sie ganz
genau.« Martin lachte. »Ja, das haben Sie, und dafür bin ich Ihnen
    dankbar. Das hätten Sie sehen
sollen, Jim! Eine Gruppe der Kreaturen hatte mich umzingelt.
Frankie ist mitten in sie hi neingerast und hat alle
überfahren.«
    »Danke, dass du auf ihn aufgepasst
hast.« »Kein Problem.«
    Sie fuhren weiter, und Frankie
widmete ihre Aufmerksamkeit der Straße. Jim musterte sie. Dabei fragte er
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