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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung
Autoren: Brian Keene
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Generator und einer unterdruckbetätigten Toilette mit Abfluss
in die Faulgrube hinter dem Haus ausgestattet. Außerdem hatte er Konserven und
Trockennahrung, Klopapier, Medikamente, Streichhölzer, Schusswaffen und jede
Menge Munition darin eingelagert. In der Ecke standen zusätzlich drei Paletten
mit Trinkwasserflaschen und ein 200-Liter-Kanister mit Kerosin. Es gab einen
batteriebetriebenen Ghettoblaster und eine breit gefächerte Auswahl ihres
vielseitigen Musikgeschmacks. In einem Regal standen ihre Lieblingsbücher.
Sogar den alten Magnavox 486SX hatte er heruntergebracht. Der Computer war zwar
nicht schnell, aber verbrauchte wenig Strom und ermöglichte ihnen Kontakt zur
Außenwelt.
    Sie hatten jenen Silvestertag
damit begonnen, aufmerksam die Berichterstattung auf CNN zu verfolgen. Als das
Jahrhundert in Australien verstrich und die Welt bestehen blieb, wusste er,
dass all die Vorbereitungen umsonst gewesen waren. Land um Land begrüßte das
neue Jahrtausend, und der Strom fiel nicht aus.
    An jenem Abend besuchten sie eine
Party bei Mike und Melissa. Als am Times Square die große Glitzerkugel
herabsauste und die Feiernden herunterzuzählen begannen, zog Carrie ihn dicht
zu sich.
    »Siehst du, verrückter Gockel?
Kein Grund zur Sorge.«
    »Ich liebe dich, verrücktes Huhn«,
hatte er ihr zugeflüstert.
    »Ich liebe dich auch.«
    Sie gingen so in ihrem innigen
Kuss auf, dass sie es kaum mitbekamen, als Mike zum Spaß die Sicherungen
herausdrehte und »Jahr 2000!« schrie.
    Während die Monate ins Land zogen,
setzte der Bunker Staub an. Gegen Ende des nächsten Jahres hatten sie ihn fast
vergessen. Als nach den Anschlägen des 11. September die Furcht vor Angriffen
mit biologischen oder Nuklearwaffen aufkam, erneuerte Jim die Vorräte. Doch
selbst das war nur eine beiläufige Idee gewesen.
    Bis die Veränderung einsetzte. Bis
die Auferstehung begann.
    Letzten Endes wurden die Nachwehen
der Hysterie um den Jahrtausendwechsel und den 11. September der Welt zum
Verhängnis. Da man dem unaufhörlichen Strom der »Endzeitprophezeiungen« und der
allwöchentlichen Katastrophen zur »Zerstörung der westlichen Zivilisation, wie
man sie kennt« überdrüssig geworden war, schenkte den ersten Medienberichten
niemand Beachtung. Es war ein neues Jahrhundert, in dem kein Platz für derlei
mittelalterliche Ängste und paranoide Ansichten einiger Extremisten war. Die
Zeichen der Zeit standen auf Technologie und Wissenschaft, auf Förderung der
Einigkeit der Völker der Erde. Die Menschheit hatte die Klontechnik
perfektioniert, das menschliche Genom entschlüsselt und sogar die Grenzen des
Mondes hinter sich gelassen, als schließlich eine gemeinsame
chinesisch-amerikanische Mission zum ersten Mal den Mars betrat. Die
Wissenschaftler der Welt verkündeten, dass ein Heilmittel gegen Krebs
unmittelbar vor der Entdeckung stünde. Der Jahrtausendwechsel hatte die
Zivilisation nicht
    zerstört. Der Terrorismus hatte
sie nicht unterjocht. Die Gesellschaft war mit beidem konfrontiert worden und
hatte beidem getrotzt. Die Zivilisation war unbesiegbar!
    Nun war die Zivilisation tot.
    Ein gedämpftes Kratzen drang von
oben herab, als etwas am Periskop zog. Das Sichtrohr wackelte in seinem
Aussichtsturm, schwenkte vor und zurück. Das schabende Geräusch wurde durch ein
frustriertes Grunzen ergänzt, und das Sichtteil erzitterte auf seiner Achse. Es
schnellte empor, krachte in die Decke und sauste wieder herab. Jim schloss die
Augen. »Carrie.«
    Er hatte sie über Mike und Melissa
kennen gelernt. So wie Jim war sie damals frisch geschieden gewesen.
    »Sie will aber keine ernsthafte
Beziehung«, hatte Mike ihn gewarnt. »Sie braucht einfach wieder ein bisschen
Spaß.«
    Damit kannte Jim sich aus. Er
wusste alles über Glück und Zufriedenheit. Er hatte einen wundervollen Sohn
gehabt, Danny, und eine Frau, Tammy. Sie waren der Mittelpunkt seiner Welt
gewesen.
    Bis Rick, ein Kollege, den Tammy
nie erwähnt hatte, ihm beide wegnahm.
    Nach der Scheidung hatte auch Jim
sich Spaß gegönnt — betrunkene One-Night-Stands, die zu einer einzigen
verschwommenen Erinnerung verschmolzen waren.
    Alle zwei Wochen durfte er Danny
zu sich holen, und während dieser kostbaren Stunden waren das Bier und die
Schlampen vergessen. An diesen Wochenenden war er nichts als Vater. Es waren
die einzigen Zeiten, in denen er sich wirklich glücklich fühlte.
    Schließlich heirateten Tammy und
Rick. Er bekam einen besseren Job in Bloomington, New Jersey. »Das
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