Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung
Autoren: Brian Keene
Vom Netzwerk:
diskutiert.
    Die Medien verstummten bald,
besonders nachdem eine abtrünnige Einheit der Armee sechs Reporter während
einer Liveausstrahlung hinrichtete. Danach brach die Zivilisation zusammen.
Selbst die leidenschaftlichsten Journalisten gaben auf und zogen es vor, bei
ihren Familien zu sein, statt das Chaos für ein Publikum zu bezeugen, das nur
aus dem Fenster zu schauen brauchte, um zu sehen, was vor sich ging.
    Mehrere Male hatte Jim außer sich
vor Angst E-Mails an Tammy und Rick geschickt, um in Erfahrung zu bringen, ob
Danny in Sicherheit war. Er erhielt nie eine Antwort.
    Sooft er sie anrief, bekam er eine
Meldung zu hören, dass derzeit alle Leitungen belegt waren. Irgendwann blieb
selbst diese Mitteilung aus.
    Er hatte mit Carrie gestritten und
darauf bestanden, einen Ausbruchsversuch zu unternehmen. Jim war fest
entschlossen, zu seinem Sohn zu gelangen. Letzten Endes brachte sie ihn mit
behutsam eingesetzter Vernunft dazu, sich der Wirklichkeit der Lage zu stellen.
Danny war mittlerweile zweifellos tot.
    Tief in seinem Innersten hatte er
sich gefragt, ob sie Recht hatte. Der Vater in ihm weigerte sich aufzugeben. Er
ertappte sich dabei, sich verzweifelt an die Überzeugung zu klammern, Danny sei
irgendwo dort draußen noch am Leben. Unwillkürlich malte er sich verschiedene
Fluchtversuche aus, und sei es nur, um die Eintönigkeit des Lebens im Bunker zu
zerstreuen.
    Carries Gesundheit begann sich zu
verschlechtern. Ihre Medikamentenvorräte bestanden aus dem kargen Mindestmaß.
Ihre Schwangerschaftsvitamine waren längst verbraucht. Widerwillig musste Jim
sich damit abfinden, dass es unmöglich wäre aufzubrechen. Danny war tot, das
wusste er. In den folgenden Wochen, in denen Carries Zustand immer schlimmer
wurde, hatte es Zeiten gegeben, in denen Jim ihr die Schuld zuschob. Wofür er
sich immer noch hasste.
    Eines Morgens war er neben ihrer
reglosen Gestalt aufgewacht, als gerade der letzte, erstickte Atemzug in ihrer
Brust rasselte. Dann war sie fort. Die Lungenentzündung hatte sie
    letztlich besiegt. Er hatte sich
an ihren kalten, leblosen Körper geschmiegt, geweint und sich von seiner
zweiten Frau verabschiedet.
    Jim hatte gewusst, dass es nutzlos
sein würde, sie zu begraben. Ihm war auf schauderhafte Weise klar gewesen, was
getan werden musste. Doch als der Wahn der Trauer ihn übermannte, konnte er
nicht glauben, dass es ihr widerfahren würde. Nicht Carrie. Nicht der Frau, die
ihm das Leben gerettet hatte. Der Frau, die in den letzten fünf Jahren zu
seinem Leben geworden war. Es schien unvorstellbar ketzerisch zu denken,
dass sie sich in eine von denen verwandeln würde.
    Stets auf der Hut vor den Untoten,
hatte er sie unter der Kiefer vergraben, die sie Anfang dieses Sommers gemeinsam
gepflanzt hatten. Erst vor wenigen Monaten hatten sie unter jenem Baum Händchen
gehalten und darüber gesprochen, dass er über ihr Haus wachen würde, wenn sie
alt wären.
    Nun sollte er über sie wachen.
    In jener Nacht hatte Carrie über
ihm zu toben begonnen. Bis zum nächsten Morgen hatten sich ihr die Überreste
der Thompsons von nebenan angeschlossen. Bald hatte sich eine kleine Armee auf
dem Hof eingefunden. Seither hatte Jim das Periskop nur einmal verwendet und
sich der Hoffnungslosigkeit ergeben, als er sah, dass mehr als dreißig Leichen
auf seinem Rasen wandelten.
    Zu jenem Zeitpunkt hatte er
angefangen, den Verstand zu verlieren.
    Von der Außenwelt abgeschnitten
und von den Untoten belagert, betrachtete Jim Selbstmord als einzige echte
Flucht. Er hatte keine Möglichkeit, in Erfahrung zu bringen, ob in Lewisburg
oder überhaupt im ganzen Land noch jemand am Leben war. Für ihn hatte die Welt
sich in eine von vier Stahlbetonwänden umgebene Gruft verwandelt.
    Im Verlauf der Wochen wurde das
Internet ebenso still wie das Telefon. Sein Handy war ein leistungsstarkes
Gerät, dessen Empfang trotz des Bunkers aufrecht blieb, aber im vergangenen
Monat war es verstummt. In ihrer Eile, in die Sicherheit des Bunkers zu
gelangen, hatte Jim das Ladegerät vergessen. In letzter Zeit ließ er es ständig
im Energiesparmodus, um den Akku zu schonen und möglichst lange mit den
Reservebatterien auszukommen. Mittlerweile war er bei der letzten angelangt.
    Mit Ausnahme eines Kanals aus
Beckley, der noch das Störbild zeigte, war dem Fernseher nur statisches
Rauschen zu entlocken. Der Mittelwellensender in Roanoke war bis letzte Woche
auf Sendung geblieben. Jack Wolf, der Radiomoderator der Nachmittagstalkshow
des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher