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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung
Autoren: Brian Keene
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sich,
wer sie war und wie ihre Lebensgeschichte ausgesehen hatte, bevor all dies
anfing. Ein Nachhall davon hatte sich in ihre Züge gegraben und spiegelte sich
in ihrer Ausstrahlung wider. Jim hatte nie an so etwas wie eine Aura geglaubt,
doch Frankie besaß unbestreitbar eine. Trotz der rauen Kanten war sie
wunderschön, und Jim hatte das Gefühl, dass ihre wahre Schönheit erst unlängst
ans Licht gekommen war.
    »Also, wohin fahren wir? Hat
jemand einen Vorschlag?«
    »Bloomington, New Jersey«, sagte
Jim. »Das ist etwa eine Stunde entfernt.«
    »Bloomington?« Frankie blickte
über die Schulter zurück. »Das ist doch ein Vorort, oder? Dort wird es vor
Untoten nur so wimmeln. Vergiss es.«
    »Dann musst du uns hier
rauslassen«, gab Jim zurück, »denn genau dorthin gehen wir.«
    Ungläubig schaute Frankie zu
Martin, aber der Priester nickte nur.
    »Wir haben Grund zu der Annahme,
dass Jims Sohn in Bloomington noch am Leben ist. Dort müssen wir hin.«
    Frankie stieß einen leisen Pfiff
aus. »Grundgütiger. Woher weißt du denn, dass er noch lebt?«
    »Weiter südlich«, begann Jim,
»läuft die Stromversorgung noch in einigen Orten. Mein Mobiltelefon ging bis
vor ein paar Tagen, und mein Sohn, Danny, hat mich darauf angerufen. Sein
Stiefvater hatte sich in eines dieser Dinger verwandelt, und Danny und meine
Exfrau hatten sich in der Dachkammer ihres Hauses versteckt.«
    Frankie schüttelte den Kopf. »In
einigen Teilen von Baltimore gab's auch noch Strom, aber trotzdem ... Ich meine
denk doch mal nach. Wie kannst du so sicher sein, dass er immer noch am Leben ist?«
    »Durch Gottvertrauen«, antwortete
Martin für Jim. »Wir haben unseren Glauben bewahrt. Gott hat uns bis hierher
geleitet.«
    »Natürlich kann ich inzwischen
nicht mehr sicher sein, dass er noch lebt, Frankie. Ich hoffe es und bete
dafür, und irgendwo tief in meinem Inneren spüre ich es. Aber so oder so muss
ich es wissen. Wenn ich es nicht herausfinde, werde ich wahnsinnig.«
    »Schön und gut, aber darf ich dich
etwas fragen? Hast du darüber nachgedacht, was du tun wirst, wenn wir dort
eintreffen und Danny sich in einen von denen verwandelt hat?«
    Jim schaute aus dem Fenster.
    »Ich weiß es nicht.«
    Frankie erwiderte nichts.
Stattdessen wechselte sie den Gang und fuhr schweigend weiter.
    An jeder Ausfahrt, die sie
passierten, erblickten sie Denkmäler ihrer früheren Zivilisation: Häuser und
Wohngebäude, Kirchen, Synagogen und Moscheen, Einkaufszentren und
Einkaufsstraßen. Die goldenen Bögen eines Fastfood-Restaurants hingen schief an
ihrer Befestigung. Eine Bowlinghalle war bis auf die Grundmauern
niedergebrannt. Eine Tierhandlung hatte als Festtafel für die Zombies gedient,
während daneben ein leergeräumter und verwaister Supermarkt stand. Sie sahen
das Schild eines Motels, das freie Zimmer und Kabelfernsehen ankündigte, etwas
weiter kamen sie an einem Kino vorbei, das mittlerweile nur noch dreißig
verschiedene Leinwände ohne Bilder zu bieten hatte.
    Unvermittelt meldete Frankie sich
zu Wort. »Wohin wird
    all das fuhren?« Martin schüttelte
den Kopf. »Ich weiß es nicht.« »Es ist vorbei, oder? Wenn sie jetzt noch nicht
in der Überzahl sind, werden sie es demnächst sein. Sie werden anfangen, uns zu
jagen, die Überlebenden zu suchen. Oder vielleicht warten sie einfach ab, bis
wir von selbst sterben.«
    »Ich bin noch nicht bereit zu
sterben«, verkündete Jim vom Rücksitz, »und irgendwas sagt mir, dass für dich
dasselbe gilt.« Sie fuhren weiter.
    Martin begann, »Rock of Ages« vor
sich hinzusummen, während Jim an seinen Waffen herumspielte. Frankie saß
trübsinnig da und hing Gedanken über Aimee und ihr eigenes Baby nach. Mein
Baby ...
    Was für ein Leben hätte es gehabt,
wäre sie keine Süchtige und Hure gewesen? Offensichtlich hätte es in dieser
neuen Welt nicht lange überlebt, aber vielleicht hätten sie ein wenig Zeit
miteinander haben können, und wenn es nur ein Tag gewesen wäre. Stattdessen war
es ihr entrissen worden - tot, bevor es auch nur die Chance erhielt, das Leben
zu erfahren.
    Und es war ihre Schuld gewesen.
Als Mutter hatte sie genauso versagt wie bei allem anderen in ihrem Leben, bis
sie von dem Dreckszeug loskam und neugeboren wurde. Frankie nahm sich fest vor,
nicht noch einmal zu versagen. Etwa zwanzig Minuten später passierten sie das
Hinweisschild für den Garden State Parkway.
    »Du kannst uns an der Auffahrt
rauslassen«, meinte Jim seufzend. »Wir sind dir sehr dankbar für
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