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Aufbruch der Barbaren

Aufbruch der Barbaren

Titel: Aufbruch der Barbaren
Autoren: Hugh Walker
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nicht vergessen…«, schnarrte Rhynnan.
    »Und zum Schergen der Finsternis geworden ist«, fuhr Nottr grimmig fort.
    »Nein… nicht im Leben. Magh’Ullan, mein Herr, wo seid ihr? Vergebt mir… sie haben mich geweckt… und ich muß gehorchen…«
    »Magh’Ullan ist zurückgekommen, Rhynnan. Wem gilt deine Treue?«
    »Meine Treue gilt… immer meinem Herrn… für alle Zeit… aber die Kraft ist lang erloschen. Seht her… ich bin… Staub…« Er riß sein Wams auf und enthüllte Gebeine in tiefster Verwesung, was den Lorvanern einen Aufschrei des Entsetzens entlockte. Selbst Nottr zuckte zurück, und nur ein plötzliches Mitleid für diesen Mann ließ ihn seine Furcht bezwingen. »Ich kann nicht einmal… für ihn sterben…«, fuhr Rhynnan fort. »Ich habe es schon versucht… Seht…« Er zog sein großes Schwert aus dem Gürtel, nahm es mit beiden Händen und stieß es sich inden Leib.
    »Wenn wir dir helfen?« fragte Nottr.
    »Wie? Tausend Schwerter könnten mich nicht mehr töten. Und wäre ich eine Handvoll Staub, würde ich wiederaufstehen…«
    »Würde Feuer diese Kraft zerstören?«
    »Feuer? Es gibt kein Feuer auf Kyerlan… aber wenn… nein, es würde Asche bleiben. Und wäre sie im Wind verstreut, könnten sie mich dennoch wieder zurückholen. Es mögen tausend oder mehr Jahre vergehen, ehe diese Verdammnis ein Ende hat.«
    »Aber es würde eine Weile dauern und uns Zeit geben, deiner Verdammnis ein Ende zu bereiten. Magh’Ullan könnte es.« Nottr gab den Kriegern ein Zeichen, und zwei versuchten hastig, Funken zu schlagen und abgeschnittene Haare und Stücke ihrer Fellkleidung zu entflammen.
    »Ihr müßt mir folgen«, sagte Rhynnan abwesend, als begännen seine Erinnerungen zu verblassen. »Die anderen werden kommen. Kyerlan… er sieht und hört alles… er wird sie senden…«
    »Warte!« rief Nottr scharf, als einer der Krieger ein brennendes Stück Fell hochhob und hielt, bis die Flamme stark aufloderte. Er nahm es dem Mann aus der Hand und ging auf Rhynnan zu, der die Flamme hungrig und abwehrend zugleich anstarrte. Und Nottr ließ ihm keine Zeit, herauszufinden, ob die Furcht oder das Verlangen größer waren. Er warf es ihm zu, und die staubtrockene Kleidung nährte die Flamme prasselnd. In drei, vier Atemzügen stand er wie eine Fackel in Flammen, und es sah aus, als umarmte er das Feuer wie einen alten, längst vergessenen Freund. Dann wichen die schwarzen Kräfte seines Scheinlebens vor der Glut.
*
    Magh’Ullan hatte die Stelle fast erreicht, wo die Gewölbe der Festung in den natürlichen Fels übergingen. Hier war eine Tür, die selbst dem aufmerksamen Beobachter leicht entging. Der Verfall der Festung war weit fortgeschritten. Balken waren verfault und hatten nachgegeben, Wände waren geborsten. Mehrmals waren Stiegen und Gänge in den unteren Gewölben mit Schutt und Blöcken halb verschüttet gewesen. Aber die Tür stand noch unversehrt.
    Doch bevor er sich daran machen konnte, sie zu öffnen, erstarrte der Caer plötzlich mit einem wütenden Laut. »Deine Gefährten«, zischte er, »sie wagen es…! Sie werden es noch verfluchen…!« Er breitete die Arme aus, »Duldamuur!« rief er.
    Magh’Ullan achtete nicht mehr auf ihn. Was immer die Lorvaner getan hatten, um den Caer in solchen Grimm zu versetzen, sie würden es mit ihrem Leben bezahlen, wenn er nicht rasch handelte.
    Aber es dauerte eine Weile, bis er mit seiner Klinge den Stein zu lockern vermochte, den Feuchtigkeit und Moder festgemauert hatten.
*
    Als Rhynnan zusammensank und der Gestank des Rauches den Raum erfüllte, wollte Erleichterung nicht recht aufkommen.
    »Ich weiß nicht, ob es recht war«, sagte Nottr.
    »Wer ist dieser Magh’Ullan?« fragte einer.
    »Der einstige Herr dieser Festung«, erklärte Nottr.
    »Was hat er mit Urgat zu tun?«
    »Urgat ist von seinem Geist besessen, seit wir…«
    »Hinter dir!« rief Lella mit weißem Gesicht.
    Nottr fuhr herum und sah Gestalten wie Nebel aus der Luft kommen; aber nicht nur hinter sich, sie kamen von allen Seiten, wurden zu halb durchscheinenden Kriegern, die Äxte und Keulen, Schwerter und Speere schwangen.
    Drei, vier der vordersten Lorvaner fielen unter ihren Hieben, bevor die übrigen ihre Starre überwunden und parierten. Aber sie erkannten voll Grauen, daß ihre eigenen Waffen nichts gegen sie auszurichten vermochten. Denn sie fanden kaum Widerstand, als wären die Gestalten in der Tat nur aus Rauch. Schritt um Schritt wichen sie zurück bis hinter den
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