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Aufbruch der Barbaren

Aufbruch der Barbaren

Titel: Aufbruch der Barbaren
Autoren: Hugh Walker
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noch halb betäubt lag, sah Nottr sich nach den Kriegern um, die den Kampfplatz nach Überlebenden absuchten und nur noch einen der Ihren fanden, der todwund unter zwei Gegnern lag und kurz darauf starb.
    Alles war still. Wenn die Finsternis noch Gegner für sie bereit hielt, dann keine wie diese.
    Zwei der Krieger hatten sich an den Waldrand begeben und blickten über die Lichtung hinab ins Tal. Nottr gesellte sich zu ihnen und starrte überrascht auf den wundersamen Anblick, der sich ihm bot.
    Das Tal war grün, wie Lella es gesagt hatte – grün und blühend und voller Leben. Der Winter hörte wenige Schritte vor ihm auf.
    Ein Weg war erkennbar, breit genug für einen Karren. Er führte quer über die Lichtung und hinab ins Tal. Halb verborgen hinter Bäumen erhoben sich dunkle Mauern.
    »Ullanfort«, murmelte er und wandte sich um. Ein Dutzend der Krieger starrten wie er auf den unfaßlichen Augenblick dieses Sommertals.
    Es gab keine Anzeichen einer Gefahr. Aber nach all dem Erlebten sandte der Anblick dieser Unmöglichkeit einen Schauder über Nottres Rücken.
    Er stellte ein halbes Dutzend Wacht- und Beobachtungsposten auf. Da die vielen Toten nicht in der hartgefrorenen Erde und nicht auf den Bäumen bestattet werden konnten, mußten sie liegen bleiben, wie sie gefallen waren. Waffen und Pelzkleidung waren zu kostbar, um sie den Toten zu lassen, die sie nicht mehr brauchten. Alles Brauchbare wurde eingesammelt und zu Bündeln verschnürt. Manche tauschten ihre Waffen aus.
    Urgat-Magh’Ullan stand bereits wieder auf den Beinen, als Nottr zu ihm zurückkam. Der Schamane hatte die Speerwunde versorgt und verbunden. Er sah besorgt aus.
    »Wie steht es um ihn?« fragte Nottr.
    »Die Wunde ist nicht schlimm, aber…« Der Schamane sah Nottr stirnrunzelnd an. »Ich glaube…«
    Lella nickte. »Er ist wieder zurück, Hordenführer.«
    »Urgat?«
    »Allerdings, du Verräter!« sagte Urgat grimmig, und Miene und Stimme waren unverkennbar seine. »Es schreit zu Imrirr empor, wie der Führer der Großen Horde ein Versprechen hält…!«
    »Hast du… weißt du, was geschehen ist?«
    »Nicht alles. Am Anfang war ich ziemlich weg, als dieser Magh’Ullan übernahm. Nach und nach wurde es besser. Ich blieb irgendwie in seiner Nähe…« Er kicherte. »Soweit man einem im Kopf auf die Pelle rücken kann. Er hat ganz ordentlich gekämpft, dieser Magh’Ullan. Kein übler Bursche. Aber er war nicht sehr besorgt um mich. Diesen verdammten Speer hätte er abwehren können.« Er verzog schmerzvoll den Mund. »Ich hab’ ein paar Tricks von ihm gelernt. Seine Art und Weise mit der Klinge…«
    »Dann weißt du auch, warum ich mein Versprechen noch nicht gehalten habe?« unterbrach ihn Nottr.
    »Ich bin ja nicht nachtragend…«
    »Und du weißt auch, warum du noch einmal verschwinden mußt?«
    »Du brauchst diesen Magh’Ullan noch?«
    »Jeder Augenblick zählt.«
    »Nein«, sagte Lella bittend. »Wir haben genug verloren. Laß uns umkehren, Nottr.«
    »Früher oder später wird Magh’Ullan zurückkehren, ob es dein Bruder will oder nicht. Aber dann ist es vielleicht für uns alle zu spät. Wir brauchen ihn jetzt. Diese Festung und die magischen Waffen sind zum Greifen nah…«
    »Wie hoch sind die Verluste?« fragte Urgat.
    »Mehr als siebzig.«
    »Ihr Tod hätte nicht viel gebracht, wenn wir jetzt umkehren, Lella. Außerdem tut dieser Arm verdammt weh. Ich bin zwar keiner, der solch eines Kratzers wegen jammert, aber es steht eigentlich diesem Magh’Ullan zu, seine Dummheit auszukosten. Hol deinen Giftpilz, Schamane.«
    Nottr ergriff dankbar Urgats heilen Arm.
    Urgat grinste. »Und vergiß dein Versprechen, Hordenführer. Diesen Magh’Ullan halte ich eine Weile aus. Vielleicht kann ich ihm auch künftig ein paar Unannehmlichkeiten abtreten…«
    Nottr erwiderte sein Grinsen und nickte. Der Schamane zog einen Beutel aus seinem Gewand und entnahm ein wenig graues Pulver. Er gab es Urgat mit einer Dolchspitze voll Schnee in den Mund.
    Nach einer Weile schloß Urgat die Augen und war entschlummert. Sie warteten geraume Zeit, aber die Augen öffneten sich nicht, und weder Urgat noch Magh’Ullan machten sich bemerkbar. Nottr fluchte und schüttelte ihn. Urgat blinzelte, und Magh’Ullan sagte: »Du solltest den Schamanen hängen, Nottr. Er ist ein Giftmischer. Mir ist seit wenigstens hundert Jahren nicht mehr so elend gewesen…«
    Bevor er erneut einschlafen konnte, berichtete Nottr von dem Tal.
    »Nein«, sagte Magh’Ullan
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