Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aufbruch der Barbaren

Aufbruch der Barbaren

Titel: Aufbruch der Barbaren
Autoren: Hugh Walker
Vom Netzwerk:
schläfrig, »es ist nicht wirklich. Seht es euch alle… gemeinsam an…«
    Es war schwer, ihn wach zu halten. Nottr fluchte bei allen Wintergöttern. »Kannst du ihn nicht wachkriegen, Juccru?«
    Der Schamane legte ihm die Hände aufs Haupt und murmelte etwas, und Urgat-Magh’Ullan wurde in der Tat wach.
    »Wo befinden sich deine magischen Waffen?« drang Nottr in ihn.
    »Unter dem Turm… Nottr…« Er klang bereits wieder schläfrig, und Juccru wiederholte rasch seinen Weckzauber. »Das wichtigste ist das… Vlies… wer es trägt, kann nicht besessen sein. Es treibt den Dämon aus…«
    »Gut. Wir wollen aufbrechen und ihnen keine Zeit geben, ihre Kräfte zu sammeln.«
    Als sie geschlossen und wachsam auf die Lichtung hinaustraten, zerfiel die Unwirklichkeit, und die kalte Winterluft wehte sie fort. Vor ihnen lag das Tal, verschneit und einsam – so kalt und trostlos wie die übrigen Wildländer.
    »Gut«, sagte Magh’Ullan schläfrig, »wir sind noch immer stark genug, ihre Scheinwelt auszulöschen… Ihr Götter, wieviel hat sich hier verändert…!«
    Als sie die Festung erreichten, war die Enttäuschung aller groß.
    Es war einst ein stolzes Bollwerk gewesen, aber es hatte gelitten. Es war nicht die Zeit, die es bezwungen hatte, irgendwann in der Vergangenheit war es erobert worden. Feuer hatte die Dächer und Giebel zerstört und den Turm zum Einsturz gebracht. Der trostlose Anblick rüttelte Magh’Ullan so auf, daß er hellwach war. »Ich wollte, ich wäre nicht hierher zurückgekehrt«, sagte er bitter. Dann ruckte sein Kopf plötzlich hoch. »Sie sind hier«, sagte er hastig.
    Die Lorvaner wirbelten herum, aber es war nichts zu sehen. Zu hören waren in der Ferne nur die heulenden Laute der Riesenfratzen. Ein wenig näher erklang das Geheul eines Wolfes.

8.
    Magh’Ullan spürte die näher kommende schwarze Daseinsflamme eines Besessenen wie in alten Tagen, wie er es als Alptraumritter gelernt hatte. Die groben Sinne des Barbaren, in dem sein Geist gefangen war, beeinträchtigten seine Wahrnehmung gar nicht.
    Selbst die letzten Schleier der Schläfrigkeit von dem grauen Staub des Schamanen lösten sich auf, als die alten Ordensinstinkte erwachten. Er wußte, wie er seinen Verstand schützen mußte, wie er seinen Sinn davor bewahren konnte, die Unwirklichkeit wahrzunehmen. Aber es würde alles viel schwieriger sein in diesem Körper, der nicht sein eigener war. Urgat mochte im entscheidenen Augenblick wieder Macht über ihn erlangen. Und es gab noch andere in diesem Körper. Er spürte sie, konnte manchmal hören, wie sie dachten, flehten, schrien, irgendwo tief in den Schluchten von Urgats Gehirn.
    Wenn er nur seine Waffen hätte. Mit seinem Rüstzeug und seiner Klinge wäre er wie ein Bollwerk gegen die Finsternis, und höchstens ein Dämon selbst könnte ihn bezwingen. Einer wie Duldamuur, gegen dessen Kult er in seinen Tagen gekämpft hatte, zusammen mit Garwin, Valorant, O’Bearin, Cristafar, Mon’Kavaer. Grawin mochte längst tot sein. Er war der älteste damals. Valorant und O’Bearin ebenfalls. Sie waren an Jontis Hof zurückgekehrt. Aber Cristafar, der Dandamarer, und der ugalienische Graf Mon’Kavaer, sie waren die besten des Ordens gewesen, an deren Seite Magh’Ullan je gefochten hatte. Mit ihnen hätte er Duldamuur bezwungen. Die Falle war schon bereitet, das magische Vlies vollendet. Wäre dieser tainnianische Fürst Avaroll nicht dazwischengekommen, der mit seinem Gefolge in die Wildländer gekommen war, um im Auftrag des Königs einen Feldzug gegen das Böse zu führen!
    Er hatte eine Spur, die so hell wie die Hölle leuchtete, und so brachen sie auf, gerieten in Bedrängnis durch Barbarenhorden, und stapften alle zusammen wie Narren in Oannons Falle.
    Aber er lebte. Das verdankte er diesen Barbaren. Vielleicht waren auch Cristafar und Mon’Kavaer noch am Leben, irgendwo in einem der Körper, die Nottr dem Tempel Oannons entrissen hatte.
    Doch nun war nicht der Augenblick zu grübeln. Die Gefahr war unmittelbar um ihn – und es war nicht ausgeschlossen, daß sein alter Erzfeind Duldamuur selbst von diesem einstigen Bollwerk der Alptraumritter Besitz ergriffen hatte.
    Mochten alle Götter Gorgans geben, daß es ihm gelang, an das magische Vlies heranzukommen! Und daß, wer immer sich hier eingenistet hatte, die geheime Kammer nicht entdeckte.
    Die Barbaren um ihn rissen ihre Waffen hoch, als das halb zerfallene Tor der Festung knarrte und nach innen aufschwang. Sie spürten das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher