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Aufbruch der Barbaren

Aufbruch der Barbaren

Titel: Aufbruch der Barbaren
Autoren: Hugh Walker
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brennenden Haufen, der Rhynnan gewesen war.
    »Seht! Sie fürchten das Feuer!« rief Lella triumphierend und riß einen brennenden Fetzen Gewandes hoch und wirbelte ihn. Die Gestalten wichen mit, aber die Flammen erloschen rasch. »Wir brauchen mehr Feuer!«
    Die Lorvaner rissen ihre Mäntel und Wämser vom Körper und versuchten, das niedergebrannte Feuer erneut zu entfachen, während einige mit den brennenden Resten Rhynnans die gespenstischen Angreifer auf Distanz hielten, nicht immer mit Erfolg, denn geschleuderte Speere und Äxte vermochte das Feuer nicht abzuhalten.
    So schmolz der Lorvanerhaufen, Krieger um Krieger, während das Feuer fast bis zur Decke loderte und wieder zu sinken begann, als nichts Brennbares mehr da war.
    »Wir müssen durchbrechen!« keuchte Lella. »Ein paar von uns werden es schaffen! Magh’Ullan muß tot sein, oder er hat uns verraten…!«
    In diesem Augenblick erschien eine vertraute Gestalt aus dem Korridor, gefolgt von knurrenden, grauen Leibern.
    »Chipaw!« entfuhr es Nottr.
    Einen Augenblick lang war sie umwogt, von den unmenschlichen Angreifern, doch so sehr sie auch auf sie eindrangen, sie vermochten ihr nichts anzuhaben. Ihre grauen Begleiter schützte der Zauber nicht. Die ersten starben unter den Waffen der Phantomkrieger. Doch viele drängten nach und stürzten sich mit tollkühner Wildheit auf ihre Gegner, schnappten nach ihren Waffen und entrissen sie ihnen.
    Olinga winkte den Lorvanern zu und bahnte einen Weg durch die Wölfe. Die Überlebenden stolperten zum Ausgang. Immer mehr Wölfe drängten an ihnen vorbei auf den Feind zu, und Nottr spürte manchen Blick auf sich, in dem mehr lag, als nur die Wildheit eines Raubtiers.
    Die große Halle wimmelte von Wölfen. Hunderte mußten es sein, und immer noch drängten neue Scharen durch die halbgeöffneten Tore. Olinga bahnte einen Weg durch sie, und Nottres Lorvaner folgten dichtauf. Langsam verklang das Knurren und Grollen und Winseln der kämpfenden Tiere hinter ihnen.
    Dann standen sie im Freien, halbnackt in der winterlichen Kälte, blinzelnd im Tageslicht, und sahen daß auch die Lichtung und der Weg herab zur Festung von laufenden Wölfen übersät war.
    »Großer Imrirr!« entfuhr es Nottr. »Ich sah noch nie so viele…!«
    »Die Magie der Wölfe ist nicht so stark wie das Böse, das in diesen Mauern wütet. Noch nicht. Viele werden sterben. Sie tun es für Wolfssohn Ahark, mein Nottr. Sie brauchen ihn so sehr. Er ist zu ihrer Stunde geboren. Er trägt ihr Zeichen. Sie leben für ihn, und sie sterben für ihn. Flieht jetzt. Ich weiß nicht, wie lange sie dieser schrecklichen Magie widerstehen können. Ich werde heute Nacht in dein Zelt kommen, mein Nottr, und du wirst ihn mir geben. Und wir werden für eine lange Zeit Abschiednehmen.«
    Sie wich zurück und winkte mit sehnsüchtigem Blick und verschwand mit den Wölfen durch das Tor insInneree.
    Die Lorvaner, nur noch einer mehr als ein Dutzend, standen verloren in diesen nicht enden wollenden Scharen grauer Leiber. Und alle hoben sie ihre Augen zu Nottr, als sie vorüberliefen zum Kampf gegen denübermächtigenn Feind.
    »Wirst du ihnen deinen Sohn geben?« fragte Lella schaudernd.
    »Ja«, sagte Nottr. »Es ist nur fair.«
    »Fair?« fragte einer. »Was bedeutet das?«
    »Ein Wort aus dem Westen. Esbedeutett, daß man seine Schuld bezahlt, wenn man an der Reihe ist. Aber ich werde nicht fliehen. Nicht ohne Urgat!« Mit dem Schwert in der Faust stapfte er zwischen den Wölfen in die Festung zurück.
    Sie hatten alle an diesem Tag zuviel vom Tod gesehen, um ihn noch zu fürchten. So folgten sie ihm wortlos.
*
    Magh’Ullan gelang es mit der Hilfe des Schamanen, den verborgenen Riegel zu öffnen. Die schwere, aus Steinen gefügte Tür öffnete sich knirschend einen schmalen Spalt. Magh’­Ullan zwängte sich ins Innere, dicht gefolgt von dem Mädchen, dessen Licht einen großen Raum nur wenig erhellte. Auch der Schamane war bereits durch, als die Stimme des Caer donnerte:
    »Wagt nichts anzurühren, ehe Duldamuur seine Wahl getroffen hat!«
    Er zwängte sich durch den Spalt und verlor seinen knöchernen Helm. Dünne Strähnen schwarz-silbernen Haares bedeckten den Kopf. Ungeduldig riß er die silber-rote Maske von seinem Gesicht. Es war alt, gekerbt und verbraucht, gezeichnet von Gier und Hohn, von Bosheit und Lebensverachtung.
    Magh’Ullan hatte nicht viel Zeit, sich umzusehen, aber er sah, daß alles unberührt war, bedeckt vom Staub von vielen Jahren. Scheinbar,
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