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Auf Schreckenstein gibt's täglich Spaß

Auf Schreckenstein gibt's täglich Spaß

Titel: Auf Schreckenstein gibt's täglich Spaß
Autoren: Oliver Hassencamp
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das weitere Geschehen verfolgte.

    „Eines steht jedenfalls fest“, meinte Stephan trocken. „Wir sehen hier sehr viel mehr als die beiden!“
    Der Rex und Ottokar lachten. Weitere Bemerkungen unterblieben, denn die drei Ausreißer waren gerade eingeholt worden und erschöpft ins Feld zurückgefallen. Je länger der Anstieg dauerte, desto mehr zog sich die Kette der Fahrer auseinander, bis sie sich in kleine Grüppchen auflöste.
    „Eigentlich recht langweilig“, brummte Mücke. „Einer vorn, alle andern in Abständen dahinter.“ Die Ritter lachten.
    „Dann schaut euch mal die Zuschauer an!“ sagte der Rex. „Wer Dampfwalze und Andi entdeckt, bekommt von mir eine Tafel Schokolade und braucht morgen keine Feldarbeit zu machen.“
    Und schon war es nicht mehr langweilig. Alle suchten nach den beiden, vergaßen darüber völlig das Rennen, redeten durcheinander, suchten weiter und wurden, je länger sie vergeblich suchten, immer ausgelassener.
    „Da ist Dampfwalze“, sagte Witzbold Klaus und deutete auf einen besonders dicken Zuschauer, der einen kleinen Buben auf dem Arm hatte.
    Über das brausende Gelächter hinweg rief Dieter: „Dann ist der Kleine auf seinem Arm wohl Andi?“
    „Quatsch. Doktor Schüler natürlich!“ widersprach Mücke.
    Erst als der neue Spitzenreiter den Spurt um die Gipfelprämie anzog und kurz vor der Passhöhe doch noch von einem bis dahin in scheinbar abgeschlagener Position kletternden Fahrer abgefangen wurde, wandte sich das Interesse wieder dem sportlichen Geschehen zu. Und dabei blieb es, denn die nun folgende Abfahrt war ungleich spannender als der beschwerliche Aufstieg. Auf der Passhöhe nahmen die Fahrer Zeitungen entgegen, die ihnen die Zuschauer hinhielten, und steckten sie unter ihre Trikots, um sich gegen den kalten Fahrtwind zu schützen. Das war auch nötig, denn sie fuhren wirklich halsbrecherisch zu Tal. Auch einen gefährlich aussehenden Sturz gab es. Ein Fahrer hatte eine leichtere Biegung zu scharf genommen, rutschte in dem Schneewasser, das die Straße hinunterfloss, aus und flog über den Rand der Kurve in den Schnee. Das war sein Glück. Ein paar Kilometer weiter unten wäre er auf harten Fels aufgeschlagen und höchstwahrscheinlich im Krankenwagen weggefahren worden. So aber streifte er nur den Schnee ab, stieg auf sein Rad und raste weiter. Auf einer längeren Geraden des Gefälles schwenkte ein Kameramann in einem der Begleitwagen plötzlich von den vorausfahrenden Rennfahrern auf den Tachometer: Er zeigte hundert Stundenkilometer.
    „O Verzeihung!“ sagte Witzbold Klaus.
    Diesmal lachte niemand.
    Zwischendurch zeigte die feststehende Kamera auf der Passhöhe immer wieder das Eintreffen von Nachzüglern. Von Mal zu Mal lichteten sich die Reihen der Zuschauer, bis nur noch die unentwegten Zeitungsausgeber an der Straße standen.
    „Da steht ja der Wagen von Doktor Schüler!“ sagte Strehlau unvermittelt und deutete auf den Bildschirm.
    „Und da ist er! Neben dem Polizisten“, fügte Hans-Jürgen hinzu. Er hatte recht. Es war der rasende Lateinlehrer!
    Wieder folgten Bilder von der Abfahrt. Der Sprecher meldete die neue Spitzengruppe; der Fahrer, der die Bergprämie gewonnen hatte, war nicht dabei. Er hatte schon wieder einen Rückstand von zwei Minuten. Mit der Zeit wurde auch der Wagemut der Abfahrer langweilig. Es war immer dasselbe Bild. Doktor Waldmann und Gießkanne standen auf und gingen hinaus. „Ich geh auch“, verkündete Ottokar. „Wer kommt mit?“
    Da wurde das Bild umgeschaltet, und der Sprecher sagte: „Jetzt, meine Damen und Herren, sehen Sie noch einmal die Passhöhe. Wir erwarten die Ankunft der letzten Nachzügler, die mit mehr als dreißig Minuten Rückstand diesen schwersten Teil der Rundfahrt hinter sich gebracht haben.“
    Anfangs sah man gar nichts. Nur die Wagen der aufbrechenden Zuschauer. Dann tauchte ein großer, schwerer Fahrer zwischen den Fahrzeugen auf, griff nach einer Zeitung und machte sich an die Verfolgung. Einige Zuschauer klatschten. Unter ihnen auch Doktor Schüler. Eine Weile kam wieder nichts. Man sah nur die Polizisten, die sich bemühten, eine schmale Gasse für die Letzten der Letzten offen zuhalten.
    „Worauf warten wir eigentlich noch?“ fragte Ottokar und stand endgültig auf.
    Da verkündete der Sprecher mit erhobener Stimme: „Und jetzt, meine Damen und Herren, erleben Sie ein auf dieser Rundfahrt noch nicht gesehenes Schauspiel: zwei Fahrer, die sich diese schwerste aller Etappen ausgesucht
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