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Auf Schreckenstein gibt's täglich Spaß

Auf Schreckenstein gibt's täglich Spaß

Titel: Auf Schreckenstein gibt's täglich Spaß
Autoren: Oliver Hassencamp
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deutete er auf Andi und Dampfwalze, sprach sehr heftig und gestenreich mit seiner Frau, wobei jedes mal das Wort Policia fiel.
    „Ich glaube, er will uns die Polizei auf den Hals hetzen“, brummte Dampfwalze. „Lass uns lieber weiterfahren.“ Doch da kam der Koch, der etwas Deutsch radebrechte.
    „Ihr wohl ausgerissen, wie?“ fragte er. „In eurem Alter man nicht fährt einfach ins Ausland.“
    Glücklicherweise gelang es Andi, ihn zu beschwichtigen.
    „Wir machen für unsere Schülerzeitung eine Reportage von der Radrundfahrt morgen am Stilfser Joch“, erklärte er. „Unser Schulleiter weiß Bescheid. Mein Freund hat außerdem Verwandte in der Nähe.“
    Der Koch übersetzte, was Andi gesagt hatte. Da ging plötzlich ein Leuchten über das Gesicht des Wirts. Er drückte den beiden die Hand und sprach dazu so schnell und unverständlich, dass es sich anhörte, wie wenn ein Tonband rückwärts läuft.
    Andi und Dampfwalze, die nicht wussten, was dieser offensichtliche Stimmungsumschwung bedeuten sollte, sahen einander verständnislos an, bis der Koch den Redeschwall seines Herrn übersetzte: „Der Chef sagt: Herzlich willkommen. Er selbst alter Radrennfahrer; eure Sportbegeisterung primissima.“ Er erkundigte sich nach den Verwandten, die angeblich in der Nähe wohnten. Als er hörte, es sei eine Tante, drüben in der Schweiz, und das dem Wirt übersetzte, brach der in ein großes Gejammere aus.
    „Alte Dame wird sich fürchten“, dolmetschte der Koch. „Ihr mir Adresse sagen. Wir ihr beruhigen!“
    Sie mussten sich in die Gaststube setzen, wo ihnen der Wirt höchstpersönlich Berge von Spaghetti auftrug, die sie in Rekordgeschwindigkeit vertilgten. Dann kam er mit einem Album an den Tisch und zeigte ihnen die Fotos von seiner Laufbahn als Radrennfahrer. Auch der Koch und die Frau des Wirts gesellten sich dazu, und es wurde ein gemütlicher Abend voller Fachsimpelei. Übersatt und todmüde sanken sie endlich in die Doppelbetten eines leicht muffigen Fremdenzimmers.
    „Mann, da haben wir vielleicht Schwein gehabt“, sagte Dampfwalze und kroch im Pullover unter die Decke. Außer seinem Waschzeug hatte er nämlich auch den Schlafanzug vergessen.
    Andi war weniger optimistisch. „Ich bin nur gespannt, was wir morgen zahlen müssen!“
    Da klopfte es. „Prego“, rief Dampfwalze.
    Die Tür ging auf, und herein kamen der Wirt, die Wirtin und der Koch. Sie wollten wissen, ob die beiden zufrieden seien oder ob sie noch einen. Wunsch hätten. Andi und Dampfwalze bedankten sich höflich. Der Wirt und die Wirtin wünschten ihnen gute Nacht.
    Als sie schon draußen waren, streckte der Koch den Kopf noch einmal herein. „Keine Sorge wegen Bezahlen“, erklärte er schmunzelnd. „Chef hat gesagt; Ruf Tante an. Sie bezahlen. Tante sehr aufgeregt. Schuldirektor auch mit sie telefoniert. Jetzt sie ist ruhig. Und Besuch kommen von eurer Schule, Herr mit Sportwagen. Schlaft gut, Malefizbuben.“
    „Ach du grüne Neune!“ seufzte Dampfwalze, nachdem der Koch gegangen war. „Der Rex hat uns Doktor Schüler hinterhergeschickt!“
    Andi saß in seinem Bett und schüttelte den Kopf. „Da hätten sie uns ja um ein Haar erwischt! Wären wir nicht mit dem Lastwagen vorbeigefahren, säßen wir jetzt in der Falle. Hättest mir ja auch sagen können, dass der Rex von deiner Tante weiß, du Depp.“
    Dampfwalze streckte sich behaglich, grinste und sagte: „Siehst du, Andi, man kann ruhig dumm sein, nur Glück muss man haben.“
     
    Auf der Burg warteten Ritter und Lehrer, dass es endlich halb vier Uhr würde. Um drei Uhr begab sich Doktor Waldmann ins Wohnzimmer, um den Apparat einzustellen. Als er eintrat, war bereits die gesamte Ritterschaft versammelt. Mucksmäuschenstill warteten alle, obwohl doch jeder wusste, dass es noch zu früh war. Die laufende Sendung spielte im Zirkus. Clowns trieben ihre Spaße und waren sehr komisch, aber niemand lachte.
    „Wir sitzen da, als wären wir sicher, dass Andi und Dampfwalze nicht nur das Rennen mitfahren, sondern mindestens auch die Bergwertung gewinnen“, lästerte Mücke. Den Fachausdruck Bergwertung kannte er von Andi.
    „Sehr richtig“, pflichtete Stephan bei. „Wir werden ein Radrennen sehen, und damit hat es sich.“
    Auch Ottokar wollte noch etwas bemerken, aber da wurde auf die Eurovisionszentrale umgeschaltet. Zuerst kam eine endlos lange Ansage, welche Länder angeschlossen seien und welche Fernsehgesellschaften für die Sendung verantwortlich zeichneten und so
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