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Auf Schreckenstein gibt's täglich Spaß

Auf Schreckenstein gibt's täglich Spaß

Titel: Auf Schreckenstein gibt's täglich Spaß
Autoren: Oliver Hassencamp
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fort. Dann sah man minutenlang Berge von weitem, dann viele Menschen im Schnee, die fröstelnd herumstanden. Endlich schwenkte die Kamera, und man erkannte, wo sie sich befanden: auf der Passhöhe des Stilfser Jochs. Während ein Sprecher allerlei Wissenswertes über die herrliche Bergwelt von sich gab, schwenkte die Kamera weiter, die Straße hinunter. Rechts und links standen dichtgedrängt die Zuschauer, die von Polizisten angehalten wurden, nicht zu weit vorzutreten. Alle folgten der Aufforderung. Nur an einer Stelle hatte das sonst schnurgerade Spalier eine Beule. Die Kamera holte den Punkt heran. Man sah viele Polizisten um einen Wagen herumstehen, der hier offensichtlich nicht parken durfte. Ein Polizist auf einem Motorrad kam hinzu. Da öffnete sich der Kreis der Umstehenden.
    „Mensch, das ist doch... das ist... tatsächlich, das ist ja unser Schüler!“ Mücke hatte ihn zuerst erkannt.
    Es war tatsächlich der „rasende“ Lateinlehrer mit seinem Sportwagen, der hier im Wege stand und mit beiden Händen auf die Polizisten einredete. Man nötigte ihn zum Einsteigen und, geleitet von dem Polizisten auf dem Motorrad, fuhr er aus dem Bild.
    „Das ist ja das allerhöchste! Jetzt haben sie unseren Doktor Schüler verhaftet!“ rief Klaus und schlug sich auf die Schenkel.
    „Quatsch, er war nur im Weg!“ verteidigte Musterschüler Strehlau seinen Lieblingslehrer.
    Die Ritter lachten und konnten sich über die unerwartete Begegnung gar nicht beruhigen. Erst als der Rex meinte, sie sollten endlich still sein und aufpassen, denn wo Doktor Schüler sei, da könnten Andi und Dampfwalze nicht weit sein, wurde es schlagartig ruhig.
    Aber nichts geschah. Man sah nur Polizisten und Zuschauer, die von einem Fuß auf den anderen traten.
    „Muss ganz schön kalt sein da oben“, stellte der kleine Eberhard fest.
    „Ach nee?“ erwiderte Witzbold Klaus, dass es alle hören konnten, und fügte zur allgemeinen Erheiterung noch hinzu: „Da lässt dich deine Mami nicht ohne Mantel hin!“
     
    Andi und Dampfwalze waren in der Tat nicht weit. Nicht allzu weit. Nur ein paar Serpentinen weiter unten. Dort gab es zwar auch eine Fernsehkamera, aber sie übertrug zur Zeit nichts. Der Kameramann saß auf dem Sozius eines schweren Motorrads, angeschnallt, hinter sich die lange Antenne für die drahtlose Bildübermittlung, und wartete auf das Eintreffen des Feldes der Rennfahrer, um den Sturm zur Passhöhe aufzunehmen. Andi und Dampfwalze, die ganz in seiner Nähe mit ihren Rädern standen, hatten sich schon mit ihm angefreundet. Er sprach als Südtiroler gut Deutsch und wusste auch allerhand vom bisherigen Verlauf des Rennens und von den Rennfahrern zu berichten.
    Nachdem vor allem Andi ihn über sämtliche Einzelheiten ausgequetscht hatte, sagte der Kameramann: „Ihr wisst ja sehr gut Bescheid. Woher kommt ihr überhaupt? Seid ihr mit euren Eltern hier?“
    Andi schüttelte den Kopf und gestand die Wahrheit.
    „Deshalb!“ sagte der Kameramann. „Ich habe mich doch schon gewundert, wieso ihr so verteufelt echt ausseht. Wie richtige Rennfahrer, denen man die Strapazen der langen Strecke im Gesicht ablesen kann. Das finde ich ja toll, dass ihr die ganze Strecke hergefahren seid! Das nenne ich Sportgeist! Bleibt schön in meiner Nähe. Wenn es geht, nehme ich euch zwischendurch mal auf: als Giganten der Landstraße von morgen!“ Und er sprach auf italienisch weiter. Zuerst zu den absperrenden Polizisten, dann in sein Mikrofon, das ihn mit der Fernsehzentrale verband.
    „Mann!“ sagte Dampfwalze stolz und stieß Andi in die Rippen.
    Andi strahlte nicht weniger, als er antwortete: „Hier sagt man nicht ,Mann’, hier sagt man ,Signore’!“
     
    Die Fernsehzuschauer in halb Europa erlebten den Aufstieg der Giganten von der Talsohle bis zur Passhöhe und zum Abschluss noch einen Teil der tollkühnen Abfahrt.
    Völlig im Banne des Geschehens verfolgten die Ritter im Wohnzimmer den Kampf dreier Ausreißer, die mit zwei Minuten Vorsprung vor dem Hauptfeld den mächtigen Berg in Angriff nahmen. Über feststehende und mitfahrende Kameras sahen sie die Rennfahrer mal von vorn, mal von hinten, dann wieder das Verfolgerfeld oder Nachzügler zwischen und hinter zahlreichen Begleitfahrzeugen der Betreuer und Funktionäre. Dazu übermittelte der Sprecher die ständig wechselnden Zeitabstände, berichtete, wer Boden gewonnen hatte und wer zurückgefallen war, so dass bald auch der Radsportunkundigste genau Bescheid wusste und mit Spannung
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