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Auf Schreckenstein gibt's täglich Spaß

Auf Schreckenstein gibt's täglich Spaß

Titel: Auf Schreckenstein gibt's täglich Spaß
Autoren: Oliver Hassencamp
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wir fahren, lässt er uns nicht weg.“
    „Er darf es eben erst erfahren, wenn wir schon unterwegs sind“, erwiderte Andi.
    „Wie willst du das machen? Wenn wir ihm einen Brief schreiben — bis der hier ankommt, hat er längst die Polizei alarmiert!“
    Andi blieb beharrlich. „Dann muss ihm den Brief eben jemand übergeben, zu einem bestimmten Zeitpunkt, wenn wir schon über die Grenze sind.“
    „Und wer soll das sein?“ fragte Dampfwalze, als rede er mit einem Irren.
    „Jean zum Beispiel. Zu dem habe ich beste Beziehungen!“
    „Meinetwegen.“
    Damit war dieses schwierige Problem gelöst. Aber da tauchte schon das nächste auf.
    „Sag mal“, fragte Andi, „hast du dir schon überlegt, dass wir übernachten müssen? Hinter der Grenze weiß ich eine Jugendherberge. Aber weiter drunten dann nicht mehr.“
    „Darüber zerbreche ich mir nicht den Kopf.“ Dampfwalze winkte lässig ab.
    „An deiner Stelle würde ich das aber doch tun. Unser Geld reicht gerade fürs Essen“, sagte Andi, aufgebracht über soviel Sturheit. „Und die Nächte in den Bergen sind verdammt kalt!“
    Dampfwalze grinste. „Draußen bestimmt. Aber wir schlafen ja drinnen. Ich habe im Engadin nämlich eine Tante!“
    Sie kamen überein, dass Dampfwalze der Tante am nächsten Tag telegrafieren solle. Von Wampoldsreuthe aus. Mit der Bitte um Rückantwort durch Brieftelegramm. Ein vollbezahltes Telegramm durch Boten, der mit dem Motorrad auf den Burghof braust, wäre zu sehr aufgefallen. „Mann, du denkst auch an alles!“ lobte Dampfwalze.
    Das Telegramm ging ab; die Tante antwortete prompt. Sie freute sich sogar. Andi, der inzwischen die Fahrzeit ausgerechnet hatte, schrieb den Brief an den Rex.
    „Wir starten in der Nacht zum Samstag, um drei Uhr. Wenn Jean unseren Brief mittags übergibt, sind wir längst über der Grenze, selbst wenn wir unterwegs Defekt haben sollten“, erklärte er.
    Wie ein Schmiedehammer fiel Dampfwalzes Hand auf seine Schulter.
    „Andi, du bist prima! Wie kann ein Mensch, der so wenig wiegt, nur so viel im Kopf haben!“
    Andi überlegte, dass sich dieser Satz in der Umkehrung sehr gut auf Dampfwalze anwenden ließe, sagte aber nur: „Jetzt kann uns eigentlich nichts mehr passieren!“
    Und da passierte es: Am Freitag Nachmittag, als Andi Jean den Brief für den Rex bringen wollte, war Jean nicht da! Mauersäge, der zur Jagd bei seinem Vetter Nicki weilte, hatte ihn mitgenommen. Wie vom Blitz getroffen, stand Andi vor der Köchin, die ihm die Hiobsbotschaft übermittelte. Doch da fand er auch schon den einzig möglichen Ausweg, setzte sich auf sein Rennrad und strampelte los. Den Brief im Flaschenhalter an der Lenkstange, bog er in den Weg ein, der von der Hauptstraße direkt zu Schloss Rosenfels führt. Er hatte Glück. Denn gerade als ein älteres, sehr strenges Fräulein auf ihn zusteuerte, kam Sonja aus dem Haus, erkannte ihn und lief ihm entgegen. Andi zog die Begrüßung in die Länge, bis das ältere Fräulein gegangen war und rückte dann mit der Sprache heraus.
    „Fräulein Sonja“, begann er vorsichtig. „Wenn es um Streiche geht, sind Sie dann für Schreckenstein oder dagegen?“
    „Das kommt drauf an“, erwiderte Sonja. „Normalerweise bin ich natürlich gegen euch, wie ihr auch gegen uns seid. Ich denke da an die Seeschlacht...!“
    Nun erzählte er ihr, was er vorhatte. Sonja fand es ganz toll und war begeistert von Andis Umsicht.
    „Da wird sogar der Rex staunen“, sagte sie immer wieder. „Selbstverständlich mache ich das. Ich rudere hinüber, besuche meinen Vater und gebe den Brief ab. Pünktlich. Aber den Mädchen hier darf ich’s doch erzählen, oder?“
    „Erst am Sonntag!“ entschied Andi.
    „Abgemacht!“ sagte Sonja und gab ihm die Hand. „Und: Toi, toi, toi!“
    Dampfwalze wurde doch etwas blass um die Nase, als Andi ihm von dem Pech mit Jean und seinem Ausweichmanöver erzählte.
    Nach anfänglichem Misstrauen sah er ein, dass Sonja wirklich nicht die Interessen der Schreckensteiner Lehrerschaft vertrat und es keinen besseren Ausweg gab. Der Brief musste von jemandem kommen, der nichts mit der Burg zu tun hatte.
    Am Freitag abend gab es Eier in Senfsoße. Der kleine Kuno, der an Andis Tisch Abräumdienst hatte, war in der Trainingspause gestolpert und saß mit geschwollenem Knöchel am Tisch. Andi nutzte die Gelegenheit und deckte ab.
    Auf dem Weg zur Küche bog er unbemerkt nach links, rannte die Treppe hinunter in sein Zimmer, kippte die verbliebenen acht Eier
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