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Auf Schreckenstein gibt's täglich Spaß

Auf Schreckenstein gibt's täglich Spaß

Titel: Auf Schreckenstein gibt's täglich Spaß
Autoren: Oliver Hassencamp
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listenreichste Indianer gewesen. Alle hatten ihn geachtet, seine Freundschaft gesucht. Das Davonfahren half nichts. Wie immer die Geschichte ausgehen mochte, er musste mit seinem Vater reden. Je eher, desto besser. Andi zog die Felgenbremsen, wendete und fuhr nach Hause.
     
     
     

Ruhe nach dem Sturm
     
    Das Mittagessen verlief wie immer, nur hatte Andi keinen Appetit. Sein Vater erkundigte sich nach Aufgaben und Noten. Seit der Übersiedelung nach Neustadt gehörten diese Fragen zum täglichen Tischgespräch. Die Ebert-Schule war schon weiter als die alte Schule in Altenburg.
    „Der Junge muss zuviel lernen!“ klagte die Mutter.
    „Schulwechsel bringen das so mit sich“, sagte der Vater. Andi schaute von seinem Teller auf, erst zum Vater, dann zur Mutter. Er konnte es einfach nicht glauben, dass sie noch nichts wussten. Bis ihm der alles erklärende Gedanke kam: „Wann kriegen wir unser Telefon?“ fragte er und brachte das erste lächeln zustande.
    „Oh, das haben wir schon“, sagte die Mutter. „Heute morgen waren die Männer von der Post da. Drüben im Wohnzimmer steht es.“
    „Ich habe auch schon einen Anruf bekommen“, fügte der Vater hinzu. Doch es klang nicht so, als ob es Herr Schuster gewesen sei.
    Dieses Warten auf die zweite Standpauke war unerträglich. Andi saß in seinem Zimmer und tat so, als mache er Schulaufgaben. Bei jedem Klingeln zuckte er zusammen. Schließlich hielt er es nicht mehr aus und ging zu seinem Vater, der Mittwochnachmittags immer zu Hause arbeitete.
    „Vater“, begann er, „ich muss dir etwas sagen. Herr Schuster wird dich anrufen und sich über mich beschweren.“
    Damit war die Wahrheit heraus. Andi atmete auf und erwartete das väterliche Donnerwetter.
    „Ich weiß“, sagte der Vater, und seine Stimme klang ganz ruhig. „Der Direktor hat mich angerufen. Ich hätte schon beim Mittagessen mit dir sprechen können, aber ich wollte, dass wir in Ruhe darüber reden.“
    Andi glaubte nicht recht zu hören. Und da er sich verstanden fühlte, gab er seine Schuld, genauer seinen Anteil Schuld an der ganzen unglückseligen Verkettung von Umständen ohne irgendwelche Beschönigungen zu.
    „Ich kenne das“, sagte der Vater. „Da kommt man in eine neue Schule, weiß von nichts und ist im Nu der Sündenbock für allerlei Feindschaften, die schon bestanden haben, als man noch gar nicht da war. Mir ist es seinerzeit ähnlich gegangen.“
    Nach dieser Eröffnung sah Andi seinen Vater an, als wäre er ein Klassenkamerad.
    „Und was wird jetzt?“ fragte er.
    „Die Sache mit dem Feuer ging zu weit. Ich kenne dich gar nicht von der Seite.“ Der Vater schüttelte den Kopf.
    „Meinst du, ich fliege?“ fragte Andi.
    Wie sich im weiteren Verlauf des Gespräches herausstellte, hatte er schon vorher mit Herrn Schuster gesprochen und dabei erwogen, ihn doch in eine andere Schule zu stecken. Das Nachholpensum auf der Ebert-Schule war zu umfangreich. Hätte es Andi nicht in einem halben Jahr bewältigt, wäre er unweigerlich sitzen geblieben.
    „Somit haben wir zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen“, schloss der Vater. „Konrads Papa ist mit der Strafe zufrieden, und du musst die Klasse nicht wiederholen.“
    „Und die Gehirnerschütterung von Konrad?“ fragte Andi ängstlich.
    „Halb so schlimm“, antwortete sein Vater. „Da hat dieser Konrad reichlich übertrieben.“ Andi fiel ein Stein vom Herzen.
    Aber ganz so glatt, wie das Gespräch zwischen Vater und Sohn verlief, war der Fall nun auch wieder nicht. Wo sollte Andi hin? Die Franz-Joseph-Schule hatte einen anderen Lehrplan. Und die dritte Schule in Neustadt war wegen Mangels an Raum weggezogen. Auf die Burg Schreckenstein.
    „Eigentlich bin ich ganz froh, dass es so gekommen ist“, fuhr der Vater fort. „Wir haben alles etwas übereilt gemacht, weil wir uns nicht auskannten. Inzwischen habe ich mich erkundigt, und die, wie ich glaube, richtige Schule für dich gefunden: das Internat auf der Burg. Zwar kämst du nach dem Unterricht nicht mehr nach Hause, sondern müsstest dort wohnen, was deiner Mutter gar nicht recht sein wird. Aber nach allem, was ich bis jetzt über den Schreckenstein gehört habe, bin ich dafür.“
    Andi war entsetzt. Nur nicht auf die Burg! Wo ich mich vor denen so blamiert habe. Unter keinen Umständen! dachte er, sagte aber nichts. Wie er seinen Vater umstimmen sollte, wusste er noch nicht. Aber irgendwie musste es ihm gelingen. Denn was die Neustädter Buben über die Burg munkelten,
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