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Auf Schreckenstein gibt's täglich Spaß

Auf Schreckenstein gibt's täglich Spaß

Titel: Auf Schreckenstein gibt's täglich Spaß
Autoren: Oliver Hassencamp
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in einen Plastikbeutel und gab erst dann die leeren Schüsseln ab. Nach dem Essen brachte er mit Dampfwalze den Proviant in den Radstall und begab sich anschließend, um ja kein Aufsehen zu erregen, in die Redaktion.
    „Ist dir endlich was eingefallen, worüber du schreiben könntest?“ fragte Mücke.
    ,Ja“, antwortete Andi. „Am Mittwoch werde ich wohl fertig sein.“
    „Na, dann ist ja alles bestens“, meinte Mücke.
    Pünktlich ging Andi zu Bett, wobei er sich erfolgreich bemühte, einen besonders müden Eindruck zu machen. In Wirklichkeit war er hellwach. Schon am Nachmittag hatte er seinen Reisewecker gestellt und ihn im geschlossenen Etui unter das Kopfkissen gelegt. Bei dieser Dämpfung konnte nur er ihn hören. Das war vorher ausprobiert. Lange noch kreisten seine Gedanken um das bevorstehende Ereignis. Erst spät stellte sich der für die lange Tour so wichtige Schlaf ein.
    Da wurde er plötzlich durch eine Berührung am Arm geweckt und fuhr herum: Ein Schatten huschte zur Tür hinaus.
    Andis erster Gedanke war: Ich habe verschlafen! Er stand auf und schlich hinaus. Doch wer stand draußen? Nicht Dampfwalze, sondern der kleine Herbert. „Was willst du denn hier?“ zischte Andi ärgerlich. „Ich konnte nicht schlafen“, antwortete Herbert. „Da dachte ich, vielleicht könnten wir endlich wieder mal einen Streich machen.“
    „Du Oberflasche! Weil du nicht schlafen kannst, soll ich mir jetzt was einfallen lassen. Mitten in der Nacht! Mach bloß, dass du ins Bett kommst. Aber sehr plötzlich, ja?“
    Damit wandte er sich ab. Ausgerechnet dieser Herbert! Der hatte ihm gerade noch gefehlt!
    Andi schlich in sein Zimmer zurück und schaute auf das Leuchtzifferblatt seines Reiseweckers. Zwei Uhr. Es hatte keinen Zweck, wieder ins Bett zu gehen. Er nahm den Wecker und seine Taschenlampe, schlich hinaus und zog sich vor seinem Schrank an.
    Pünktlich um drei Uhr traf er Dampfwalze im Radstall. Da Rennräder keine Gepäckträger besitzen, trugen sie ihren Proviant und was sie sonst noch brauchten in kleinen Rucksäcken. An ihre leeren Haken hängten sie zur Täuschung zwei alte herrenlose Räder, die in der hintersten Ecke des Radstalls standen. Dampfwalze schloss mit einem Dietrich ab, und dann rollten sie zur Burg hinaus.
    Schweigend fuhren sie durch die Nacht, zuerst Dampfwalze im Windschatten von Andi, dann umgekehrt. Hinterradfahren nennt man in Radsportkreisen diese kräftesparende Fahrweise.

    Nach etwa fünfzig Kilometern fragte Dampfwalze, als sie in eine Kleinstadt rollten: „Wie steht’s denn mit der Zeit?“
    Andi zog die Marschtabelle unter dem Pullover hervor, hielt sie in den Schein der Taschenlampe, die er mit einem Pumpenhalter auf dem Lenkervorbau befestigt hatte, und verglich die hinter dem Ortsnamen eingetragene Zahl mit seiner Uhr. „Bis jetzt sind wir zehn Minuten schneller.“
    „Na, dann ist ja alles bestens“, antwortete Dampfwalze und übernahm wieder die Führung.
    Als die Sonne aufging, betrug der Vorsprung auf der Marschtabelle bereits siebzehn Minuten.
    „Wo wollt ihr denn so früh am Morgen hin?“ fragte der österreichische Zollbeamte.
    Andi erschrak zuerst, fand die Frage aber dann berechtigt. Sie waren die einzigen Passanten.
    „Zu einer kranken Tante in die Schweiz“, antwortete er gelassen.
    „Soso, zu einer Tante!“ sagte der Zollbeamte. „Wieso stehen dann verschiedene Namen in euren Pässen?“ Aber Andi war nicht auf den Mund gefallen.
    „Ganz einfach: Weil wir von verschiedenen Seiten mit ihr verwandt sind.“
    Das leuchtete dem Zollbeamten ein, und er ließ sie passieren.
    „Hast du prima gemacht“, lobte Dampfwalze, als sie außer Hörweite waren. „Ich dachte schon, der Rex hätte die Grenze sperren lassen.“
    „So schnell geht das nicht. Selbst wenn sie’s schon bemerkt hätten und die Polizei verständigt wäre, dauert so was immer noch eine ganze Weile.“
    „Bin nur gespannt, wie das an der Schweizer Grenze wird“, sagte Dampfwalze.
    Andi winkte ab und nahm einen Schluck aus seiner Rennflasche. „Wetten, dass die zu Hause es überhaupt erst im Unterricht merken?“
     
    Auf der Burg nahm der Tag den gewohnten Anfang: Aufstehen, Dauerlauf, kalte Dusche, Anziehen, Frühstück.
    „Wo ist denn der Andi?“ fragte Stephan beim Bettenmachen.
    „Wahrscheinlich hat er einen Strafmarsch und ist zu spät aufgestanden“, antwortete Pummel.
    „Seit er dauernd um den See radelt, kommt er ja morgens kaum hoch“, fügte Eugen hinzu.
    „Wo ist
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