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Auf fremdem Land - Roman

Auf fremdem Land - Roman

Titel: Auf fremdem Land - Roman
Autoren: Luchterhand
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– und ihr habt ihn beschissen. Ihr habt das Geld in den Müll geschmissen, Roni in den Müll geschmissen, meine Reise nach Uman in den Müll geschmissen. Ihr unverschämten Kerle. Und danach zerstören sie mir auch noch das Haus? Ich säge und säge mit geschlossenen Augen, mit Gewalt. Der Dornbusch brennt. Du bist heilig, und heilig ist dein Name. Ich berühre meinen schwitzenden Nacken, mein nasses Hemd, die Sägespäne. Uns schädigt man nicht. Uns bescheißt man nicht. Denn uns hast du erwählt, und wir sind erhaben. Ich berühre mein Gesicht und rieche die brennenden Bäume.
    Der Stein, den Josh schleuderte, traf ein Kind, das am Rand des Haufens stand, und das Grollen, das aus Richtung der arabischen Gemeinde zu hören war, verhieß nichts Gutes. Weitere Jugendliche kamen aus den Häusern, mit Stöcken bewaffnet. Steine flogen von allen Seiten. Roni blickte irritiert nach hinten zum Hügel, von wo aus unklare Geräusche von kreischendem Metall und gelegentliche Detonationen zu hören waren. »Fuck« , sagte er und duckte sich. Mit der Geschenksendung würde es nichts mehr werden. »Kommt, wir kehren um, bevor sie anfangen durchzudrehen. Josh, jetzt hör auf zu werfen!«
    Der Lärm auf dem Hügel war so laut, dass niemand das Drama mitbekam, das sich bei Charmisch abspielte. Sogar Otniel, der vor einigen Minuten noch die drei Gestalten beobachtet hatte, die am Hang verschwunden waren, war jetzt voll und ganz darauf konzentriert, gegen Omer und den Bulldozer anzuschreien – nicht dass sie ihn gehört hätten. Diesmal gab es niemanden, der auf die Schaufel gesprungen wäre – Neta war schwanger und kniete abseits mit einem entsetzlichen Brechreiz, Roni war auf Mission in der feindlichen Etappe und Mussa zu Hause. Beilin und Kondi bellten in rasendem Zorn die Soldaten an.
    Pippi rannte hierhin, das Silberraumschiff dorthin und Bigfoot dahin, der kostümierte Armeeoffizier wollte zwar, fühlte sich aber äußerst merkwürdig dabei, gegen die echten Soldaten der israelischen Verteidigungsarmee zu kämpfen, Herzl wiegte ungläubig den Kopf über die Zerstörung des Traums, die Babyrockband brach in eine aufeinander abgestimmte Heulsymphonie aus, und dem betrunkenen Rambo gelang es nicht, einen Entschluss zu fassen, ob er seiner Familie helfen oder den Soldaten gewaltsamen Widerstand leisten sollte, weshalb er sich als einstweilige Kompromisslösung an den Tisch mit dem Wein stellte, fortfuhr, aus seinem Plastikbecher zu trinken, und mit dem Kopf zu der Rapmusik wackelte, zu der sich der Discjockey plötzlich entschlossen hatte. Der Wind blies kalt, und die Tigerin erhob sich vom Übergeben, um mit rissiger Stimme zu brüllen: »Nein! Nein! Nein! Schämt ihr euch denn nicht!! Kalifenbande! Despoten!« Kareem fragte die Pinguinin, ob alles in Ordnung sei mit ihr, der verrückt gewordene Häftling saugte an der holländischen Brust auf dem Turm, und auf einmal setzte sich Rambo mittendrin hin und zupfte traurige Akkorde auf der Gitarre. Weiteres Tränengas wurde abgefeuert, erschreckte die Kleinen und würgte die Großen, der Bulldozer beendete die Zertrümmerung des ersten Wohnwagens, schob ab, planierte und machte sich daran, sein nächstes Ziel in Angriff zu nehmen, bewegte sich ganz langsam auf seinen Raupengliedern, gefolgt vom Publikum. Tchelet Rivlin, die Maiskolbin, weinte beleidigt am Spielplatz, denn sie hatte ihre Eltern verloren und das Thorabuch fallen lassen, das sie gewonnen hatte, das festliche Purimgeschenkarrangement hatte sich in alle Richtungen zerstreut, und niemand beachtete die Miss Siegerin der Kostüme.
    Etwas erschütterte den Wachturm. Vielleicht der große Bulldozer, der den Boden erzittern ließ, oder ein verirrter Stein, aber es reichte aus, um die Holländerin aus ihrem Traum zu katapultieren. Nein, unmöglich. Nicht mit einem Soldaten der Vertreibungsarmee, und schon gar nicht, während diese Armee gerade Häuser von Juden zerstörte. Sie stieß den kleinen Lockenkopf des Häftlings weg, schloss ihren Büstenhalter und die Blusenknöpfe, stieg vom Wachturm hinunter, während sie auf ihren Brustwarzen noch seine kleine, eifrige Zunge spürte, den nassen Speichel, die Erregung ihres Körpers, doch sie sperrte all das hinter Schloss und Riegel, wo es für lange Zeit eingeschlossen bleiben sollte, und beendete die Geschichte ohne auch nur einen letzten Blick zurück.
    Der Maiskolben, Tchelet Rivlin, hatte Mutter und Vater wiedergefunden. Ihre kleinen Fußsohlen erwärmten sich in ihren
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