Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf fremdem Land - Roman

Auf fremdem Land - Roman

Titel: Auf fremdem Land - Roman
Autoren: Luchterhand
Vom Netzwerk:
auf, hielt ihn nicht auf.
    Jakir Asis war der Erste, der die Menschenansammlung bemerkte, die das Trio empfing, das auf Charmisch zuging, und lenkte hastig die Aufmerksamkeit seiner Marschgefährten darauf. Roni versuchte, friedliche Absicht zu signalisieren, indem er die Hand hob, lächelnd winkte und anschließend die zweite Hand hob. Aber als die Dorfbewohner Roni unter der Lockenperücke und hinter der Spielzeugbrille erkannten und neben ihm noch einen Juden, der als Araber verkleidet war sowie noch einen, der ganz komisch aussah, begann es zu brodeln. »Das ist Roni«, sagte einer, »was meint dieser Scheißer, was er da macht, wieso kommt er hierher? Bringt einen mit, der sich als Hadschi verkleidet hat? Spinnt der?«
    Roni Kupfer war nicht sehr populär in Charmisch seit dem Anschlag auf die Olivenhaine des Dorfes. Er war der unmittelbare Verdächtige, weil er mit den Oliven zu tun hatte, wegen seines Geschäftsprojekts, das fehlgeschlagen war. Die Ermittlung der Abteilung zur Vereitelung staatlicher Unterminierung im Schabak hatte sich in einer einzigen Patrouille in den Olivenhainen und einer kurzen Befragung von Mussa Ibrahim erschöpft, und die Bewohner von Charmisch hatten keinen Grund gefunden, jemand anderen als Roni zu verdächtigen. Zwar hatte Mussa ihn angerufen, und er hatte behauptet, in Tel Aviv zu sein. Doch vielleicht war das ein inszeniertes Alibi? Vielleicht war er gefahren, um den Verdacht von sich abzulenken? Vielleicht hatte er gedungene Handlanger an seiner Stelle geschickt? Es war doch bekannt, dass er frustriert und deprimiert darüber war, dass das Geschäft geplatzt war.
    »Wir brauchen keine Juden hier«, sagte Nimr. Wie so viele im Dorf hatte er Roni sein Alibi nicht abgekauft. Er wollte auf die Aggressivität der Siedler reagieren. Sein Vater Mussa, der neben ihm stand, dachte, man könne abwarten und sich anhören, was Roni zu sagen habe. Roni hatte ihm schließlich versprochen, er würde nachforschen, wer die Bäume zerstört hatte, vielleicht kam er jetzt mit einer Antwort?
    »Wir brauchen keine Juden, die sich als Hadschi verkleiden«, sagte ein anderer Junge und warf einen Stein in einer langen Flugbahn, die ungefähr einen Meter hinter Josh endete und die israelische Delegation aufschreckte.
    »Ganz ruhig«, befahl Roni, das Haupt der Delegation. »Alles in Ordnung. Sie werden gleich kapieren, dass wir im Guten kommen, in dem Moment, in dem sie mich erkennen, ist alles in Ordnung. Zeig es ihnen, zeig ihnen die Geschenksendung.« Er winkte mit den Händen. »Mussa! Mussa!«, schrie er. »Ich bin’s, Roni! Keine Steine schmeißen …« Ein weiterer Stein landete etwa zwei Meter links von ihnen. »Nein! Salam!«
    »Soll ich die Pistole rausholen?«, fragte Jakir. Sein Herz schlug so hart, dass er es im Hals pochen spürte.
    »Nein! Wieso das denn?«, rief Roni. Aber Josh hob einen Stein auf und warf ihn zurück.
    »Getilgt sei euer Name, ihr Bastarde«, schrie er. »Fickt euch ins Knie, Araber! Da braucht ihr euch nachher nicht wundern, wenn wir euch niederknüppeln!«
    »Josh, beruhig dich. Das ist ein Irrtum. Wirf keine …« Ein Hagel von Steinen landete ringsherum als Reaktion auf Joshs Stein, und es wurden Rufe laut, unter denen Roni die Worte ruch , hau ab, und jahud , Jude, erkannte. Josh hob noch einen Stein auf und warf ihn mit aller Kraft. Ein plötzlicher Windstoß von hinten trug Explosionslärm und ein paar Takte des alten Lagerfeuerlieds »Der Wind weht kühl« heran und – was war das? – ein paar verirrte Schneeflocken?
    Jehu gibt mir eine Säge. Er schüttet Benzin aus. So soll man es tun einem jeden Mann. Herr, du prüfst uns. Willst sehen, woraus wir gemacht sind. Schickst Soldaten, um mir das Haus zu zerstören, meiner Hände Werk. Hier, da habt ihr’s, Schufte. Ihr werdet lernen, wer wir sind. Ich rieche das Holz von dem Zimmer, das ich mit eigenen Händen ein ganzes Jahr gebaut habe, und da sind sie gekommen und haben es gewagt … Ich schließe die Augen und säge. Da habt ihr es. Jehu bückt sich mit dem Feuerzeug. Josh ist losgegangen, um Fensterscheiben einzuwerfen und Reifen aufzuschlitzen. Nir hat Wache gehalten, dass keiner kommt. Jehu hat uns heimlich organisiert, auf den Ruinen des Zimmers. Otniel hat gesehen, dass wir uns treffen, und sicher gewusst, worüber wir reden. So wird es gemacht. Da habt ihr’s, betrügerische Araber, man meint es gut mit euch, und ihr rammt einem ein Messer in den Rücken. Roni hat euch Geld gegeben – mein Geld
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher