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Meine Tiere, mein Leben

Meine Tiere, mein Leben

Titel: Meine Tiere, mein Leben
Autoren: James Herriot
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Vorwort
     
    TOMMY BANKS , EINER DER ÄLTESTEN und angesehensten Klienten meines Vaters, sah zu dem kleinen Jungen herab, der selbstbewusst in seinem Hof stand und dessen glänzende neue Stiefel sich so auffallend von seinen eigenen abhoben. Mr. Banks hatte einen erprobten und mit allen Wassern gewaschenen »Veterinärassistenten« vor sich, einen Veteranen Hunderter Bauernhofeinsätze, dessen Haltung Stolz und berufliche Hingabe ausdrückte. Dieser Junge war ich.
    Ein freundliches Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Farmers aus. »Willst du denn auch mal Tierarzt werden wie dein Vater?«, fragte er. Auf die rasche empörte Antwort war er nicht gefasst.
    »Ich bin Tierarzt!«, entgegnete ich und reckte mich zu meiner vollen Größe – ganze neunzig Zentimeter. Da ich das gewichtige Alter von vier Jahren erreicht hatte, betrachtete ich mich als vollwertigen Tierarzt. Warum Mr. Banks lachte, war mir ein Rätsel.
    Die unerschütterliche Überzeugung, dass ein Leben als Tierarzt das Richtige für mich sei, verdankte ich meinem Vater, James Alfred Wight, einem Mann, dessen vollkommene Hingabe, Liebe und Begeisterung für seine Arbeit sich auf ein vierjähriges Kind übertragen hatte. Nichts anderes kam für mich in Frage, und niemals hätte ich ahnen können, dass mein Vater so viele Jahre später als James Herriot Millionen von Menschen dieselbe Faszination einflößen würde.
    Der Beruf des Tierarztes war noch nie so angesehen wie heute. Bei Kindern steht er ganz oben auf der Liste ihrer Berufswünsche, und dafür ist James Herriot maßgeblich verantwortlich.
    Mein Vater war mein bester Freund. Kein Tag ist seit seinem Tod vergangen, da ich nicht an ihn gedacht habe, doch mich tröstet der Gedanke, dass er uns wunderbare Erinnerungen an eine vergangene Epoche hinterlassen hat, das lebendige Porträt einer Lebensform, die nicht mehr existiert, die nun aber so vergnüglich und einprägsam wieder erweckt wird – durch sein einzigartiges Talent als Beobachter menschlicher Verhaltensweisen und natürlich als Schriftsteller.
    Die Geschichten in diesem Band zeugen von James Herriots Gabe, die Leser in seine Welt zu entführen. Wir sind dort, teilen seine Triumphe und seine Niederlagen mit den vielen faszinierenden Menschen, die sein Leben bereichert und ihm so unvergleichlichen Stoff für seine Bücher geliefert haben. Lesley Holmes’ Illustrationen sind eine fabelhafte Ergänzung zu den Geschichten und laden dazu ein, noch tiefer in James Herriots Welt einzutauchen.
    Für mich ist James Herriot natürlich nicht nur der Autor, sondern in erster Linie der Freund, Tierarzt und der beste Vater überhaupt. Er ging einem aufreibenden und zeitaufwendigen Beruf nach, doch immer fand er noch Zeit für seine Kinder. Meine Schwester Rosie und ich lauschten mit offenen Mündern den zauberhaften Geschichten von H. Rider Haggard, H. G. Wells und vielen anderen großen Erzählern. Mein Vater beschäftigte sich ausgiebig mit der Geschichte, und so fochten wir legendäre Kämpfe auf entfernten schottischen Schlachtfeldern und segelten mit unerschrockenen Entdeckern zu neuen Ufern. Zurück auf dem Boden der Tatsachen lachten wir über die Großtaten seiner Kollegen Siegfried und Tristan und einem ganzen Haufen weiterer amüsanter Gestalten aus dem Freundes- und Bekanntenkreis meines Vaters. So lauschten wir letztlich den Ursprüngen seiner Werke aus dem Munde des Meisters, der viele Jahre später dafür sorgen sollte, dass die Welt an unserem Vergnügen teilhatte.
    Zu meinen deutlichsten Erinnerungen an eine glückliche Kindheit gehört die extreme Kälte. Winter in Yorkshire in den vierziger Jahren waren eine traumhafte Zeit für kleine Kinder. Es gab jede Menge Schnee, und oft wachten wir morgens in einer weißen Welt auf – außen weiß und innen weiß. Kirkgate Nummer 23, unser erstes Haus, das später als Skeldale House berühmt wurde, war keine warme Behausung. Die wunderhübschen Eisblumen an den Fenstern, die beständig wallenden Vorhänge und die eiskalten Steinkorridore bezeugten den Wintercharakter des Hauses.
    In den ersten Jahren musste James Herriot schwer schuften. Häufig ist in seinen Büchern von der unvermeidlichen Nachtarbeit die Rede, vom Schrillen des Telefons, das ihn zu einem weiteren Notfall auf einem weit entfernten Hof rief, zu Zeiten, da alle außer ihm zu schlafen schienen. Oft begleitete ich ihn, bei Tag und bei Nacht, in seinem kleinen ungeheizten Wagen, und auf meine lautstarken Klagen antwortete er
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