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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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Fingern breitete ich sie auf der Kühlerhaube aus und überflog den Artikel über die Burke/Wills-Expedition. Keine Veränderung. Alles stand noch so da, wie ich es fast schon auswendig kannte. Trotzdem, mein Satellitennavigationsgerät funktionierte und die Beschädigungen an meinem Off-Roader sagten mir deutlich, dass ich nicht nur geträumt haben konnte. Ich wollte so schnell wie möglich wieder unter Menschen meiner Zeit kommen. Ich verstaute meine Sachen auf der Ladefläche und setzte mich hinters Steuer. Nachdem ich die Zündung eingeschaltet hatte, warf ich einen kurzen Blick auf die Tankuhr. So gut wie leer. Nun, die gut fünfzehn Kilometer bis nach Innamincka würde ich schon noch schaffen und fuhr los. Nach ein paar hundert Metern befand ich mich auf der Piste nach Innamincka. Ich machte mir nicht die Mühe, den Vierradantrieb auszuschalten, dazu wäre auf der Station genug Zeit. Endlich konnte man wieder richtig fahren. Anders, als sich im Schritttempo durch absolut unerschlossenes Gebiet zu quälen. Als ich mir überlegte, zuerst noch am Burke-Denkmal vorbeizuschauen, hatte ich die Abfahrt wahrscheinlich schon verpasst. Kurze Zeit später sah ich die Gebäude der Station links der Straße liegen. Ein weitläufiges Karree, vorne das eigentliche Stationsgebäude, halb Museum, halb Rangerstation, das auf dem Fundament des ehemaligen Hospitals errichtet worden ist. Rechtwinklig dazu standen die einfachen Flachbauten des Hotels, der Bar und des Ladens. Davor die Zapfsäulen für den Sprit, den ich so dringend benötigte, und in der Mitte des freien Platzes ein überdimensionales Denkmal. Ich umrundete das Areal und fuhr durch das offene Gatter am oberen Ende direkt neben dem Toiletten- und Duschhäuschen vorbei auf das Gelände der Innamincka Station. An den Zapfsäulen standen ein paar andere Off-Roader, manche mit langen, mächtigen Kurzwellenantennen. Landcruiser, Pickups wie der meine und ein alter Landrover. Die Leute standen herum und unterhielten sich. Ich parkte meinen Wagen etwas abseits und ging zu dem Denkmal hinüber. Daran konnte ich mich nicht erinnern. Der Sockel war gut zwei Meter im Durchmesser und ebenso hoch. Darauf befand sich die Statue von zwei Männern, die hocherhobenen Hauptes nach Norden blickten. Zu ihren Füßen lagen Satteltaschen und einer stützte sich auf ein altertümliches Gewehr. Ich musste nicht zweimal hinsehen, um mir sicher zu sein, dass diese beiden Burke und Wills sein sollten. Im Sockel war eine Bronzeplatte eingelassen, auf der stand:
     
    In Erinnerung an die großartige Leistung bei der Erforschung des Inneren Australiens.
    Die Burke und Wills-Expedition zum Golf von Carpentaria
    1860-1861
    Robert O’Hara Burke 1821-1883
    William John Wills 1834-1874
     
    Hatten sie ihnen also doch noch ein großes Denkmal gesetzt. Ich starrte auf die Tafel und dann wurde mir klar, was nicht stimmte. Das Todesdatum. Nach meiner Karte, die ich vor kurzem noch aufmerksam studiert hatte, lautete das Todesdatum für beide 1861. Anscheinend hatte sich nichts durch meine Anwesenheit in der Vergangenheit geändert. Nun wurde ich eines Besseren belehrt. Ich war mir sicher, dass bei meinem ersten Besuch auf der Station dieses Denkmal nicht hier gestanden hatte. Es gab nur ein kleines Steinmal weiter unten am Cooper Creek, das ich mir angesehen hatte. Ich hatte die Abzweigung dorthin auf meinem Weg hierher doch nicht verpasst. Es gab sie in dieser Welt nicht.
    Ich ging hinüber zum Laden. Dort hatte ich bei meinem ersten Besuch die Westprintkarte dieser Gegend gekauft, auf deren Rückseite sich auch der Artikel über die Burke und Wills-Expedition befand. Im Laden standen einige Leute, die mit dem Besitzer über nichtige Dinge wie das Wetter oder die Straßenverhältnisse sprachen, in den Regalen herumsuchten oder ihren Sprit bezahlten. Ich ging direkt auf den Ständer mit den Karten zu. Mit zitternden Fingern zog ich die entsprechende Karte aus der Plastikhülle, schlug sie auf und begann zu lesen. Ich konnte keinen Unterschied zu meinem Exemplar erkennen. Meine Augen huschten zum Schluss des Artikels und da stand es.
     
    Als Brahe zusammen mit Wright am 8. Mai zum Dig Tree zurückkehrte, fanden sie dort Burke, Wills und King in recht guter Verfassung vor. Die zurückgelassenen Lebensmittel hatten die von Entbehrungen ausgezehrten Männer gerettet.
    Einen Monat später folgte der triumphale Einzug in Melbourne, wo ihnen eine Menge von weit über zehntausend Menschen zujubelte. Burke und
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