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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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davon.
    »Können wir dir bei irgendetwas helfen?«, fragte Burke, der wohl den Ernst der Lage spürte.
    »Ich muss nachdenken«, wiegelte ich erst einmal ab, denn eigentlich hatte ich keine Vorstellung, was ich tun konnte. Sobald ich losfuhr, konnte sehr gut passieren, was bis jetzt noch nicht eingetreten war, nämlich dass der Wagen einfach umkippte. Die Winde konnte ich auch nicht benutzen, da kein Haltepunkt für das Seil in erreichbarer Nähe war und selbst wenn, hätte auch dabei die Gefahr des Umkippens bestanden. Die einzige Möglichkeit war, irgendwie die beiden Räder auf der Fahrerseite wieder auf den Boden zu bekommen und mit einem schnellen Versuch den Wagen erst einmal aus diesem Loch zu kriegen.
    »Hört zu«, begann ich und erklärte Burke und den beiden anderen, was ich vorhatte. Sie sollten sich auf der Fahrerseite an den Wagen hängen, und ich hoffte, dass ihr Gewicht ausreichen würde, die Räder auf den Boden zu bekommen. Es klappte nicht. Sie waren alle drei keine Schwergewichte und auch der Hebelarm, den wir zur Verfügung hatten, reichte nicht aus. Blieb also nur noch der große Wagenheber. Ein sogenannter High Lifting Jack, mit dem man einen Wagen gut einen Meter anheben konnte, aber halt nur an einem Punkt. Das heißt, die ganze Sache würde ein Vabanquespiel werden, denn der Toyota würde bei der kleinsten Vorwärtsbewegung sofort vom Wagenheber kippen. Es waren Bruchteile von Sekunden, die entscheiden würden, ob es klappte oder nicht. Und ich bezweifelte, dass ich eine zweite Chance hätte, so die erste überhaupt eine wäre.
    Nach einer Stunde hatten wir unser Bestes getan. Nach mehreren Versuchen hatten wir endlich einen Punkt gefunden wo der Wagenheber ziemlich stabil stand, und der Wagen saß jetzt mit den anderen beiden Rädern auf, während Vorder- und Hinterrad der Beifahrerseite frei im Wasser, allerdings höher als die Abbruchkante, schwebten. Was nun idealerweise passieren sollte, war ein kurzer Ruck des Wagens nach vorne, der zumindest das zweite Vorderrad auf sicheren Grund bringen musste. Burke und seine beiden Gefährten hatten sich auf meine Anweisung hin ein Stück zurückgezogen, und ich zögerte noch, den entscheidenden Versuch zu unternehmen. Ich hatte von Low Four in High Four geschaltet, um etwas mehr Beschleunigung zu bekommen. Der Motor lief hochtourig und mein zitternder Fuß hielt die Kupplung durchgedrückt. Vorsichtig suchte ich den genauen Druckpunkt. Dann gab ich noch einmal Gas, der Motor heulte im Leerlauf auf, dann war das Kupplungspedal über dem Druckpunkt. Ich klammerte mich an das Lenkrad und der Wagen machte einen Satz nach vorne. Selbst durch das Wasser gedämpft hörte ich noch das protestierende Aufkreischen irgendwelcher Metallteile. Es kümmerte mich nicht. Ich gab weiter Gas. Die Aufhängung des linken Hinterrads schrappte bedenklich lange am Fels entlang und kam dann mit einem Ruck, der mich fast gegen das Dach der Fahrerkabine warf, hoch. Ich hatte es geschafft. Ich trat auf die Bremse, und der Off-Roader kam zum Stehen. Ich nahm den Gang raus und atmete durch. Jetzt erst hörte ich das begeisterte Gebrüll von Burke, Wills und King.
    Der Rest war zwar kein Kinderspiel, aber zu bewältigen. Ich stieß vorsichtig zurück und so weit die Rampe wieder hinauf, dass ich ohne Probleme die Kurve schaffte. Langsam fuhr ich durch das Flussbett zu der Insel, wo ich auf die anderen drei wartete. Burke setzte sich wieder neben mich und King kletterte mit Wills auf die Ladefläche. Dann nahm ich den bekannten Weg über die Insel und die sichere Passage auf der anderen Seite durch den Flussarm und die sanfte Böschung hinauf. Erst dann gönnte ich mir eine Pause. Während ich eine Zigarette rauchte und den Wagen genau inspizierte, ordneten Wills und King unsere Ausrüstung auf der Ladefläche.
    Verloren hatten wir nichts, nur war einiges nass geworden, besonders mein Swag und die Schlafrollen der anderen. Auch die restlichen Vorräte, viel war es ja nicht mehr, sahen nicht allzu gut aus, aber da wir an diesem Abend im Lager sein würden, bereitete uns auch das keine Kopfschmerzen. Ich wusste zwar, dass Brahe nicht dort sein würde, doch ich wusste auch, wo er das Verpflegungsdepot angelegt hatte.
    Meine Inspektion des Toyota fiel befriedigend aus. Kratzer und Dellen, wen kümmerte das schon, aber keine ernsthafte Beschädigung. Einzig der Spritvorrat hatte bedenklich gelitten, denn der Motor war gut eine Stunde völlig nutzlos gelaufen. Nutzlos deshalb, weil
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