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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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zur Bestätigung zuckte ich die Achseln, was Burke aber bestimmt nicht sehen konnte.
    »Lassen wir es dabei«, meinte er dann. »Ich kann mir keinen Reim darauf machen, und im Moment gibt es Wichtigeres. Wie schon gesagt, ohne dich wäre es sehr schwer für uns geworden, aber sobald wir im Lager bei Brahe sind, müssen wir uns einmal intensiv unterhalten und dann lasse ich keine Ausflüchte mehr zu.« Sein Tonfall ließ nichts Gutes ahnen. Zu deutlich war der Polizist herauszuhören. Ein Polizist, der in einem Land groß geworden war, das nichts anderes als ein großes Gefängnis war. Hielt er mich für einen entflohenen Sträfling? Das konnte ich nun wirklich nicht auf mir sitzen lassen.
    »Was soll das Ganze?«, fragte ich jetzt in leicht drohendem Ton. »Ich rette euch aus der Wüste und du behandelst mich wie einen Verbrecher.«
    »Und, bist du einer?«
    Jetzt war wohl heraus, was er schon die ganze Zeit gedacht hatte. Ich musste ganz schnell umdenken. Aus dem wenigen, was ich über Burke gelesen hatte, war ich zum Schluss gekommen, er sei ein ziemlicher Idiot gewesen. Doch das sollte ich schnell wieder vergessen. Er war eher an den ungünstigen Verhältnissen gescheitert und an Umständen, die er aus den Kenntnissen seiner Zeit heraus nicht besser beurteilen konnte. Auf keinen Fall durfte ich diesen Mann unterschätzen und schon gar nicht mit Brahe oder Jonathan in einen Topf werfen.
    »Wenn ich ein Verbrecher wäre«, gab ich deshalb zurück, »warum sollte ich mir die Mühe machen, hier aufzutauchen?«
    »Vielleicht war es Zufall …«
    »Ziemlich weit abseits für einen Zufall. Findest du nicht?«
    »Ja, das stimmt.«
    Ich überlegte kurz, ob ich ihm vielleicht die Wahrheit, oder Teile der Wahrheit sagen sollte, wobei ich keine Ahnung hatte, wie sich meine Wahrheit in Teile zerlegen ließ. Doch diesen Gedanken verwarf ich schnell wieder.
    »Aber genau da liegt der Hase im Pfeffer«, meinte Burke. Die altertümliche Ausdrucksweise klang sehr fremd in meinen Ohren. »Unsere Begegnung ist so unwahrscheinlich, dass sie entweder ein unglaublicher Zufall ist, oder du musst wesentlich mehr wissen, als du zugibst. Du musst gewusst haben, wann wir zurückkehren. Woher? Wir sind über einen Monat zu spät dran. Brahe sollte sich nach drei Monaten nach Menindee zurückziehen, zum Hauptlager. Du hättest ihn gar nicht mehr antreffen dürfen …«
    »Und ihr wäret in den sicheren Tod gegangen«, unterbrach ich ihn, um ihm diesen Umstand wieder einmal ins Bewusstsein zu rufen. Ich hatte dieses Gespräch ziemlich satt. Eigentlich war ich davon ausgegangen, Burke und seine Männer wären einfach nur glücklich über ihre Rettung und würden nicht so viele Fragen stellen.
    Wir saßen noch eine Weile stumm nebeneinander, bis die letzte Glut zu Asche geworden war. Schließlich sagte ich mit gemischten Gefühlen »Gute Nacht« und erhielt ein Murmeln, das wohl das gleiche bedeuten sollte, zur Antwort.
    Schließlich brach der nächste Morgen nach einer unruhigen Nacht an, in der ich noch lange wach gelegen und nachgedacht hatte. Eigentlich konnte ich immer noch nicht glauben, dass wir es wirklich schaffen würden. Doch was sollte jetzt noch passieren? Wir waren bestenfalls vierzig Kilometer vom Dig Tree entfernt, eine Strecke, die wir in der uns noch verbleibenden Zeit zur Not auch zu Fuß schaffen könnten. Burkes verstauchter Fuß wäre vielleicht ein Problem, aber notfalls könnte man ihn mit King oder Wills zurücklassen und später dann von Brahe mit den Pferden holen lassen. Die ausreichende Versorgung mit Nahrungsmitteln und Wasser hatten bei den dreien Wunder gewirkt und die Aussicht, schon bald ihre Kameraden wiederzusehen, tat ein Übriges. Die Stimmung während des Frühstücks und dem Packen unserer Ausrüstung war dementsprechend – zumindest bei King und Wills. Burke hielt sich abseits, und ich kümmerte mich einsilbig um meinen Off-Roader.
    Als Nächstes mussten wir durch den Fluss. Ohne große Probleme fand ich die Stelle wieder, an der ich mich die Böschung hinaufgequält hatte. Ich ließ den Wagen oben an der steilen Abfahrt stehen und schaute mir die steile Rampe unter den jetzt umgekehrten Bedingungen genau an. Manchmal ist es viel schwerer eine Auffahrt hinunter zu kommen als hinauf. Burke stieg auch aus, und die beiden anderen kletterten von der Ladefläche. Ich versuchte erst gar nicht ihnen die Schwierigkeiten, die auf mich und meine Fahrkünste warteten, begreiflich zu machen. Nachdem ich alles genau
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