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Auf Den Schwingen Des Boesen

Auf Den Schwingen Des Boesen

Titel: Auf Den Schwingen Des Boesen
Autoren: Courtney Allison Moulton
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Heute Abend war ich dem Tod so nah gewesen, so unglaublich nah. Am liebsten hätte ich mich in Wills Arme gekuschelt und mich von ihm trösten lassen. Wir wurden so oft mit unserer Sterblichkeit konfrontiert, dass uns eine Vertrautheit verband, wie sie nur den wenigsten vergönnt ist. Es war herzzerreißend, so etwas zu teilen und gleichzeitig unerreichbar füreinander zu sein. Es wäre leichter gewesen, wenn er mich einfach nur aus Pflichtgefühl beschützt hätte, und nicht, weil er in mich verliebt war.
    »Wie fühlst du dich?«
    Ich zuckte die Achseln. »Wie nach einer ganz normalen Schicht. Ich werde es überleben.«
    »Das war ein schlimmer Sturz.«
    »Und du hast mich aufgefangen, nicht wahr?«
    Den Rest der Fahrt verbrachten wir schweigend. Sobald er in unsere Einfahrt eingebogen war, würde er in den Limbus schlüpfen und verschwinden. Er war mein Geheimnis, aber er gehörte nicht mir.
    Die letzte Januarwoche hatte begonnen, und ich konnte endlich wieder meine Freiheit genießen, nachdem ich von meiner Mutter zu fast zwei Monaten Hausarrest verdonnert worden war, weil ich sie angelogen hatte. Ich hatte ihr gestehen müssen, dass ich Thanksgiving nicht mit Kate und ihrer Familie verbracht hatte, sondern die ganze Zeit mit Will zusammen gewesen war, wobei ich die Geschichte mit dem gefälschten Pass und dem Flug nach Puerto Rico sogar noch ausgelassen hatte. Soweit sie wusste, war Will mein Freund, aber da er seit unserer Reise versucht hatte, sich emotional von mir zu distanzieren, glaubte sie, dass wir Schluss gemacht hätten.
    »Sehen wir uns morgen?«, fragte ich ihn. »Wenn ich mit den Hausaufgaben fertig bin, können wir trainieren, und wenn es dunkel wird, auf die Jagd gehen.«
    »In Ordnung. Dann treffen wir uns bei Nathaniel.«
    Bei meinem Rachefeldzug nach Marshmellows Vernichtung hatte ich das alte Lagerhaus, das uns früher als Trainingsort gedient hatte, dem Erdboden gleichgemacht. Daraufhin hatte Nathaniel in seinem Keller einen Trainingsraum für uns eingerichtet. Wenn wir ein wenig härter rangehen wollten, schickte er uns nach draußen, damit sein Haus nicht dasselbe Schicksal ereilte wie das Lagerhaus.
    Nachdem ich mich unsichtbar durch den Limbus bewegt hatte, stahl ich mich durch die Hintertür ins Haus. Will nahm seinen Posten auf dem Dach ein, wo er bis zum Morgengrauen Wache hielt. Dämonische Reaper tauchten meist nur nachts auf, da sie auf Tageslicht empfindlich reagierten. Während sie nur durch mein Engelsfeuer in Flammen aufgingen, fing ihre Haut im Sonnenlicht an zu rauchen, was extrem schmerzhaft sein musste. Will verbrachte den Tag meist bei Nathaniel, wo er essen, duschen und sich ausruhen konnte, während ich in der Schule war. Es tat ihm gut, und die Schule war gut für mich. Ich brauchte meine Freunde, und obwohl die Schule kein Zuckerschlecken war, half es mir, mich zwischendurch wie eine ganz normale Oberstufenschülerin zu fühlen.
    Außer an Prüfungstagen. Da hätte ich lieber mit Bastian gekämpft, als einen Wirtschaftskundetest zu schreiben.

DREI
    A m nächsten Tag taten mir noch alle Knochen weh, und ich fühlte mich ganz zerschlagen. Ich hatte nie unter Höhenangst gelitten, aber nachdem ich ein paar Hundert Meter in die Tiefe gestürzt war, sah das ein bisschen anders aus. In der ersten Pause war ich zu schnell aufgestanden und wurde von einem derartigen Schwindel ergriffen, dass ich fast hingefallen wäre. Nach dem Mittagessen hatte ich Psychologie, mein Lieblingsfach. In dem Kurs waren nur dreizehn Schüler, darunter meine Freunde Kate und Chris. Landon hatte auch in den Kurs gewollt, sich aber zu spät angemeldet. So kann’s gehen, wenn man ewig nicht in die Puschen kommt. Heute arbeiteten wir in Dreiergruppen zum Thema Lernen durch Konditionierung. Statt mich zu konzentrieren, blätterte ich abwesend in meinem Buch herum, während Kate und Chris diskutierten, für welches Projekt wir uns entscheiden sollten.
    »Wir könnten Ellie einfach in eine Skinner-Box stecken«, schlug Chris vor.
    Das machte mich wach. Über den Rand des Psychologiebuchs funkelte ich ihn böse an. »Wohl kaum.«
    »Überleg doch mal, Ell«, flötete Kate. »Immer wenn du eine Aufgabe löst, kriegst du einen Keks. So kommst du locker an eine Eins. Und dazu gibt’s noch Kekse.«
    »Vergiss es.«
    Sie lachten, aber ich wusste, dass sie nicht davor zurückschrecken würden, mich in eine Kiste zu sperren. Aber der Versuch, mich zu überwältigen, würde ihnen schlecht bekommen, schließlich
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