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Auf Den Schwingen Des Boesen

Auf Den Schwingen Des Boesen

Titel: Auf Den Schwingen Des Boesen
Autoren: Courtney Allison Moulton
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von mir, wobei ich genauso leicht in den Limbus ein- und austreten konnte wie die Reaper. Ich nahm an, dass Will auf seinen Flügen ebenfalls den Limbus nutzte, obwohl ich nur allzu gern gesehen hätte, wie ein Mensch auf den Anblick des fliegenden Will mit seinen strahlend weißen Flügeln reagieren würde. Er sah aus wie ein Engel. Aber das Lustige war, dass er im Gegensatz zu mir ganz und gar kein Engel war. Ich war der Erzengel Gabriel, wiedergeboren im Körper eines menschlichen Mädchens. Ich würde immer noch eine Weile brauchen, um mich an diese Vorstellung zu gewöhnen, da ich mich nie auch nur annähernd engelhaft gefühlt hatte.
    »Soll ich fahren?«, fragte Will und unterbrach meine Gedanken.
    »Bitte.« Ich schenkte ihm ein mattes, dankbares Lächeln.
    Wir gingen zurück zu meinem Wagen, den wir ein paar Straßen weiter abgestellt hatten. Der weiße Audi trug den Namen Marshmellow II, nachdem sein Vorgänger von einem besonders gewalttätigen bärenhaften Reaper in seine Einzelteile zerlegt worden war. Am Ende war es mir jedoch gelungen, Marshmellow I zu rächen.
    Wir verließen die Stadt in Richtung Bloomfield Hills, wo ich zu Hause war, und erfahrungsgemäß gelang es mir auf diesen Fahrten, Will interessante Informationen zu entlocken.
    »Wie kommt es, dass ich Ava noch nie begegnet bin?«, fragte ich beiläufig.
    Er zögerte kurz, bevor er antwortete: »Sie ist nicht so der gesellige Typ. Meist bleibt sie für sich. Sie nimmt das Töten der Dämonischen sehr ernst.«
    »Woher kennst du sie dann? Wenn sie immer für sich bleibt?«
    »Ich habe sie vor langer Zeit auf einer Jagd kennengelernt. Sie ist sehr gut in dem, was sie tut.«
    »Im Töten?«
    »Ja.«
    Ich war froh, dass ihre Fähigkeiten sich auf diesen Bereich bezogen – und auf nichts anderes. Meine Eifersucht überraschte mich selbst. Ich verbrachte so viel Zeit mit Will, dass ich vergessen hatte, dass er ein eigenständiges Wesen war und fast zwei Jahrzehnte, zwischen meiner Wiedergeburt und der Erweckung, allein gewesen war. Ich dachte nicht gern an meinen Tod, weshalb ich mir nur ungern Wills Einsamkeit vorstellte, in der Zeit, in der ich … wo auch immer ich dann sein mochte. Im Himmel, wie es hieß. Ich war froh, dass er Nathaniel hatte, und bis heute Abend hatte ich noch keinen seiner anderen Freunde kennengelernt, zumindest nicht in diesem Leben. Ich liebte Will – war in ihn verliebt –, und ich hatte keinen Grund, auf seine Freunde eifersüchtig zu sein. Es war ihm gegenüber nicht fair. Wegen seiner Pflichten als mein Beschützer hatte er nur selten Gelegenheit, mit anderen außer mir zusammen zu sein, deshalb fand ich es immer gut, wenn wir Nathaniel besuchten. Ich wünschte, ich hätte dasselbe über Ava sagen können, doch wahrscheinlich lag es an der eifersüchtigen Möchtegern-Freundin in meinem Inneren, die sich fragte, ob Ava noch irgendwelche anderen Beweggründe hatte.
    »Nun ja, sie war … nett.« Ich musste mich zusammenreißen, um das letzte Wort ohne ironischen Unterton auszusprechen, aber es fiel mir schwer. Wie konnte ich mich nur so in diese Sache hineinsteigern? Vielleicht war ich nur so unleidlich, weil ich müde und hungrig war.
    »Lügnerin.«
    Ich zuckte überrascht zusammen. Entweder stand mir meine Geringschätzung ins Gesicht geschrieben, oder er kannte mich einfach zu gut. »Ich glaube, sie mochte mich nicht besonders.«
    »Sie ist kein besonders freundlicher Mensch«, räumte er ein. »Aber wenn du sie erst besser kennst, wirst du sie bestimmt zumindest respektieren. Ich glaube, die morgige Nacht wird eine gute Erfahrung für dich sein. Du hast noch nicht allzu viele engelhafte Reaper getroffen.«
    »Und es wird nett, ein bisschen Zeit mit Marcus zu verbringen.«
    Er lächelte. Jedes Anzeichen für das Verschwinden meiner Amnesie machte ihn glücklich, was mich wiederum anspornte, mich an Dinge zu erinnern. »Das finde ich auch«, sagte er. »Es ist ein paar Jahre her, seit ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Könnte sein, dass wir seine Hilfe brauchen. Seine und Avas.«
    »Sind die beiden … zusammen?«, fragte ich.
    »Wie bitte?« Er wirkte aufrichtig verwirrt.
    »Ich meine, haben sie Dates und so weiter?«
    »Was? Nein.«
    »Bist du schon mal mit ihr aus gewesen?« So. Ich hatte es ausgesprochen. Ich hielt den Atem an.
    »Wovon redest du?«
    Ich bereute es schon, dass ich gefragt hatte, aber ich musste es wissen. »Es war nur eine Frage.«
    »Warum fragst du mich so was?«
    »Neugierde.« Er war
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