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Auf Den Schwingen Des Boesen

Auf Den Schwingen Des Boesen

Titel: Auf Den Schwingen Des Boesen
Autoren: Courtney Allison Moulton
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Nähe zu spüren.
    »Darauf sind wir nicht vorbereitet«, knurrte Oreks verbliebener Kumpan mit seltsam femininer Stimme.
    »Komm, Eki«, knurrte Orek. »Wir kommen wieder, wenn es günstiger für uns steht.«
    Damit breiteten die beiden Nycteriden ihre gewaltigen Flügel aus und schwangen sich wie zwei deplatzierte Dinosaurier in die Lüfte. Aber ich gestattete mir keinen Seufzer der Erleichterung, weil sie fort waren, sondern hielt meine Schwerter den mysteriösen Neuankömmlingen entgegen, darauf vorbereitet, den Kampf fortzusetzen.

ZWEI
    D as Mädchen sagte nichts und ließ die Krallen zurück in ihre Fingerspitzen gleiten. Der Junge trat auf Will und mich zu. Er hatte ein gutgeschnittenes, leicht gebräuntes Gesicht, und sein dunkles Haar war kürzer als Wills. Als ich ihn genauer betrachtete, bemerkte ich auf der linken Seite ein Gewirr schlimmer, dunkel verfärbter Narben, die sich von seinem Hals bis zum Kiefer hinaufzogen. Ich ahnte, dass die Narben bis zur Schulter reichten, doch sie wurden von seinem T-Shirt verdeckt, über dem er eine Lederjacke trug. Seine Flügel falteten sich zusammen und verschwanden.
    »Das wurde langsam ein bisschen zu gefährlich«, sagte er mit einem lässigen Grinsen. Irgendetwas an seinem Gesicht war mir verblüffend vertraut.
    »Ein bisschen ?« Wills Schultern entspannten sich, und er atmete erleichtert aus. »Wie schön, dass du hergekommen bist, Marcus. Überraschend, aber schön. Ich habe mich noch nie so gefreut, dich wiederzusehen.«
    Marcus? Wo hatte ich den Namen schon einmal gehört? Plötzlich strömten Erinnerungen auf mich ein, Erinnerungen an ein lächelndes Gesicht, an glückliche Zeiten und an … Feuer . Wieso Feuer? Ich dachte an die Narbe an seinem Hals.
    Marcus lachte. »Wir waren gerade in der Gegend.«
    »Wir sind Orek schon länger auf den Fersen«, sagte das Mädchen und faltete die Flügel zusammen. Sie schenkte Will ein vertrauliches Lächeln, das eine unbehagliche Erinnerung in mir aufsteigen ließ. »Hallo, William.«
    »Ava«, begrüßte Will sie höflich.
    Noch ein Schritt näher, und ich würde ihr dermaßen eine verpassen, dass sie sich die Nase von hinten putzen konnte.
    Will legte mir die Hand auf die Schultern. »Ava, das ist Ellie. Ihr habt euch noch nicht kennengelernt. Sie ist die Preliatin.«
    Marcus lächelte mich freundlich an. »Ich dagegen kenne dich sehr gut. Es ist wunderbar, dich wiederzusehen.«
    Es war seltsam, wie alles nach und nach zu mir zurückkam. Erinnerungen erfüllten mich mit plötzlichem Wohlbehagen, warm wie heiße Schokolade und genauso süß. Marcus war mein Freund. Ein ganzes Jahrhundert lang hatten wir Seite an Seite gekämpft, waren in Schwierigkeiten geraten und hatten uns gegenseitig aus der Patsche geholfen und über unsere Witze gelacht. Wenn ich in seine Augen sah, überkam mich dieselbe Vertrautheit, die ich empfand, wenn Nathaniel mir sein albernes Grinsen schenkte. Hier drohte mir keine Gefahr, und ich ließ meine Schwerter verschwinden. »Hallo, Marcus.«
    »Wir haben gesehen, wie der Nycteride die Preliatin geschnappt hat und mit ihr davongeflogen ist«, sagte Ava. Interessanterweise mied sie meinen Namen und verwendete stattdessen meinen Titel. »Warum hat er sie nicht einfach getötet?«
    »Das habe ich mich auch gefragt«, stimmte Will ihr zu.
    »Wahrscheinlich wollte er mich von dir trennen«, mutmaßte ich. »Vielleicht hat er gedacht, dass er mich ohne dich an meiner Seite leichter besiegen könnte. Das denken viele.«
    »Oder sie wollten dich lebend.«
    Ich erschrak. Wenn es tatsächlich so war? Und wenn ja, warum? Spielte der Grund überhaupt eine Rolle? Ich musste einfach dafür sorgen, dass sie mich nicht in ihre Fänge bekamen. Weder lebendig noch tot. Die Ungewissheit kroch wie ein schleichendes Gift durch meinen Körper, und mit einem Mal konnte ich mich vor Erschöpfung kaum noch auf den Beinen halten. Will schien das zu spüren, wie immer, wenn etwas nicht in Ordnung war.
    »Willst du nach Hause?«, fragte er leise.
    Ich nickte.
    »Geht ihr morgen Abend wieder auf die Jagd?«, fragte Ava.
    »Ja.« Wills Flügel und sein Schwert verschwanden.
    »Dann kommen wir mit«, sagte Ava. »Ruf mich an.«
    »Wir sehen uns«, sagte Marcus lächelnd.
    Ihre Flügel entfalteten sich erneut, und die beiden Reaper schwangen sich in die Luft und verbargen ihre Gestalt, indem sie im Limbus verschwanden. Auf ihrem Flug konnten sie von gewöhnlichen Menschen nicht gesehen werden, nur von machtvollen Sehern und
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