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Auf Den Schwingen Des Boesen

Auf Den Schwingen Des Boesen

Titel: Auf Den Schwingen Des Boesen
Autoren: Courtney Allison Moulton
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sechshundert Jahre alt. Ich sollte nicht gezwungen sein, ihm meine Bedenken mitzuteilen. Mittlerweile müsste er sich in ein Mädchen hineinversetzen können, besonders in mich.
    »Nun, es ist nicht, wie du denkst«, sagte er schließlich und musterte mich prüfend, bis er wieder auf die Straße schauen musste. »Wir hatten niemals … Dates.«
    Mir drehte sich der Magen um. Ich hätte ihm gern geglaubt, doch tief in meinem Inneren war ich nicht so vertrauensselig. Es war klar, dass er nicht länger darüber reden wollte, und ehrlich gesagt, wollte ich es auch nicht. Ich biss mir auf die Lippe und dachte an den Nycteriden, der versucht hatte, mit mir davonzufliegen. Ich versuchte, nicht an den rasenden Sturz zu denken, der mich fast das Leben gekostet hätte. »Glaubst du wirklich, die Reaper wollten mich lebendig irgendwohin bringen?«
    »Es ist eine Möglichkeit«, sagte er. »Aber wir wissen nicht genug, um ernsthafte Schlüsse zu ziehen. Wir machen einfach weiter wie bisher. Wenn wir den Nycteriden wieder über den Weg laufen, vernichten wir die Übrigen.«
    Ein schrecklicher Gedanke drängte sich in mein Bewusstsein und ließ mich schaudern. »Meinst du, es könnte was mit dem Enshi zu tun haben?«
    »Er ist fort«, sagte Will, und seine Stimme klang so hart, dass ich zusammenzuckte.
    »Aber Michael hat gesagt …«
    »Michael hat sich geirrt. Bastian kann den Sarkophag unmöglich vom Meeresgrund heraufgeschafft haben. Der Enshi wurde vernichtet.«
    Ich atmete aus und spürte, wie mein Geist von Zweifeln erfasst wurde. Wir hatten es zwar geschafft, den Sarkophag, in dem das Enshi-Wesen eingeschlossen war, an der tiefsten Stelle des Atlantiks zu versenken, aber dann war mir der Erzengel Michael erschienen und hatte mich wissen lassen, dass Bastian den Sarkophag zurückholen würde und es an mir sei, dies zu verhindern.
    Bastian war ein dämonischer Reaper mit unvorstellbarer Kraft und so mächtig, dass nicht einmal ich in der Lage war, mich ihm zu nähern. Seine Macht fegte mich weg wie eine Fliege. Mir grauste vor einem weiteren Zusammentreffen mit ihm, und die Vorstellung, Michael könnte Recht haben und Bastian hätte tatsächlich eine Möglichkeit gefunden, den Enshi aus dem Meer zu holen, versetzte mich in Angst und Schrecken.
    »Alles wird gut«, sagte Will auf seine besondere Art, die mich ganz schwach machte.
    Ich zwang mich zu einem Lächeln und studierte sein Profil. Er sah fantastisch aus, daran gab es keinen Zweifel, und die Erinnerung an seine Lippen auf meiner Haut ließ mir das Blut ins Gesicht schießen und meinen Magen Purzelbäume schlagen. Hastig wandte ich mich ab und schaute durchs Seitenfenster, denn dank meines hellen Teints wurden meine Wangen tomatenrot, sobald mich etwas in Verlegenheit brachte, und nichts ließ mich schneller erröten als der Gedanke an Wills Kuss.
    Doch kaum hatte mein Puls sich beschleunigt, wurde mir schon wieder schwer ums Herz, denn es gab keinerlei Hoffnung auf weitere Küsse. Seit er erfahren hatte, dass ich ein Engel war, ein göttliches Wesen, hatte er sich auf jede erdenkliche Weise von mir distanziert. Er war immer noch mein unfehlbarer Beschützer, doch es war ihm nicht gestattet, mich auf diese Weise zu berühren, denn ich war Gabriel, der Erzengel.
    Vor einigen Jahrhunderten hatte Will von meinem Bruder, dem Erzengel Michael, sein Schwert erhalten, zusammen mit der Verpflichtung, mich vor Schaden zu bewahren. Aufgrund dieser ungeheuren Verantwortung war es ihm verboten, jemals mehr als mein Beschützer zu sein, und Will hielt sich an die Regeln. Er konnte mein Freund sein, aber Michael hielt es für unangemessen und gefährlich, wenn Will eine romantische Beziehung zu mir einging. Für die Engel waren Reaper nichts weiter als Hilfskräfte, derer man sich bediente, damit die himmlischen Heerscharen sich die Flügel nicht mit Blut schmutzig machten. Doch wenn Michael dachte, Will sei nicht gut genug für mich, dann irrte er sich gewaltig.
    Obwohl ich es nicht gern zugab, war es einfacher gewesen, mit ihm zusammen zu sein, bevor er mich jenes erste und einzige Mal geküsst hatte. Ich war ein siebzehnjähriges Mädchen. Ich wollte von einem tollen Jungen geliebt werden, und das wurde ich, aber ich konnte ihn nicht haben. Und das brach mir das Herz.
    »Du bist sehr still.« Seine Stimme ließ mich zusammenzucken.
    »Ich bin nur müde.« Ich lehnte die Stirn an die kalte Fensterscheibe, schloss die Augen und ließ mich vom leisen Motorengeräusch einlullen.
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