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Auf Den Schwingen Des Boesen

Auf Den Schwingen Des Boesen

Titel: Auf Den Schwingen Des Boesen
Autoren: Courtney Allison Moulton
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wäre es ein Klacks für mich gewesen, sie unangespitzt durch die Wand zu katapultieren. Meine Kräfte waren beängstigend, aber zumindest musste ich nicht fürchten, von jemandem verletzt zu werden, es sei denn, es handelte sich um geflügelte Reaper, die Menschen auffraßen und ihre Seelen in die Hölle schleiften. Oh ja, sie waren weitaus furchteinflößender als sämtliche menschlichen Mordgesellen, von denen ich je gehört hatte. Der Serienkiller Jeffrey Dahmer war ein Waisenknabe im Vergleich zu den Bestien, die ich bekämpft und getötet hatte.
    Ich bat den Lehrer um Erlaubnis, die Toilette aufzusuchen. Mit dem Flurpass in der Hand marschierte ich zur Tür.
    »Okay, wer nicht cool ist, verlässt den Raum.«
    Ich war schon fast aus der Tür, als Chris’ Worte in mein Bewusstsein drangen. Ich drehte mich um und zeigte ihm den Stinkefinger, worauf sich der ganze Kurs kaputtlachen wollte. »Du bist so ein Blödmann«, knurrte ich und ging weiter.
    Meine Freunde taten nichts lieber, als mich zu ärgern, aber wenn es darauf ankam, konnte ich mich immer auf sie verlassen. Besonders auf Kate. Sie war meine beste Freundin und hatte mir schon unzählige Male aus der Patsche geholfen.
    Der Flur war leer. Als ich auf dem Weg zur Toilette an den Fenstern vorbeikam, sah ich auf dem Hof eine Gestalt stehen, bei deren Anblick mir fast das Herz stehen blieb.
    Ein dämonischer Reaper stand im grellen Sonnenschein und dampfte wie ein Eimer voll Trockeneis. Ich ging weiter, als hätte ich nichts gesehen, aber ich bemerkte, dass es sich um einen männlichen Vir-Reaper handelte. Graue gefiederte Flügel ragten aus seinen Schultern empor, als sei er gerade erst gelandet. Und dann war er plötzlich fort, verschwunden im Limbus, bevor irgendjemand anders ihn bemerkte. Er hatte gewollt, dass ich ihn sah. Furcht ließ mich erschauern, und ich stürmte los. Ich war noch nicht bereit, allein einem Vir-Reaper gegenüberzutreten. Ihr menschliches Erscheinungsbild ließ sie harmlos wirken, aber ich wusste, sie waren die machtvollsten von allen Reapern.
    »Ellie«, rief eine leise Stimme.
    Plötzlich tauchte der Reaper direkt vor mir auf. Seine Flügel falteten sich zusammen und verschwanden. Unwillkürlich entfuhr mir ein entsetzter Schrei. Adrenalin durchströmte meinen Körper, und ich hörte fast nur noch das wilde Rauschen meines Blutes in den Ohren. Ohne nachzudenken holte ich aus, um ihm einen Fausthieb zu verpassen, aber er packte mein Handgelenk.
    »Ich bin nicht hier, um zu kämpfen«, sagte er.
    »Wer’s glaubt.« Ich entriss ihm meinen Arm und rammte ihm das Knie in den Bauch. Ein Keuchen drang aus seiner Kehle, und ich presste ihn mit dem Rücken an die Wand. Fliesen zersplitterten, und er krümmte sich vor Schmerzen.
    »Hör auf«, flehte er, als ich seine Kehle umfasste und ihn noch heftiger gegen die Wand drückte.
    Endlich erkannte ich ihn und riss erstaunt die Augen auf. Mein aufgepeitschter Adrenalinspiegel hatte mich am klaren Denken gehindert, aber dieses ätherisch schöne Gesicht und das blassgoldene Haar hätte ich überall wiedererkannt. Es war Cadan. Er sah aus wie eine lebendig gewordene antike griechische Statue – nur dass er nicht nackt war. Gott sei Dank. Andererseits … Ich schnitt eine Grimasse und schüttelte den Kopf, um die Vorstellung zu verscheuchen.
    »Was machst du hier?«, fragte ich.
    »Ich freue mich auch, dich wiederzusehen«, sagte er grinsend, als könne er meine Gedanken lesen.
    Mein Herzschlag beruhigte sich, doch ich ließ ihn nicht los. »Was willst du hier? Bist du nicht ein bisschen zu früh auf den Beinen, wo die Sonne gerade so schön scheint und so weiter? Ganz schön mutig, wenn du mich fragst.«
    »Ich wollte dich ohne deinen Beschützer erwischen«, sagte er. »Er würde mir nie erlauben, mit dir zu sprechen.«
    »Kannst du es ihm verdenken?«
    Sein Grinsen wurde breiter, und ich bemerkte ein dunkles Flackern. »Nicht im Geringsten.«
    »Wenn du hergekommen bist, um zu reden, dann rede auch«, sagte ich mit eisiger Stimme.
    Sein Lächeln schwand dahin. »Ich bin hergekommen, um dich zu warnen.«
    Ich musste fast lachen. »Und wovor?«
    »Bastian hat den Enshi.«
    Mir gefror das Blut in den Adern, und meine Lippen fühlten sich taub an. Ich starrte in seine opalgrauen Augen, sah die Flämmchen darin aufflackern und suchte nach einem Anzeichen dafür, dass er log.
    Schritte hallten durch den Flur. Hastig ließ ich seinen Hals los, packte ihn am Arm und schleifte ihn in die
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