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Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann

Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann

Titel: Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann
Autoren: Marc A. Herren
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Punkt in stechendem Blau. Ein Schutzschirm blähte sich flirrend auf, bevor er verpuffte. Der nächste Energiestrahl erledigte den Rest.
    Eine humanoide, gelbliche Fackel flackerte auf. Die Außenmikrofone übertrugen den kurzen, grässlichen Todesschrei des Verbrennenden. Sekundenlang stand er da, als wolle er den Elementen und seinem Schicksal trotzen. Dann fiel er in sich zusammen, die Flammen erstarben. Das Blau floss zurück, eroberte wieder den Raum, der ihm kurzzeitig abhanden gekommen war.
    »Selbstständig … sichern!«, ordnete ich keuchend an. Aufglimmende Grünwerte in meinem Helmdisplay zeigten an, dass die GLADIATOREN den Befehl verstanden hatten. Selbst Calipher-SIM sandte mir den Impuls. Das skurrile Kunstbewusstsein, das sich im Chassis eines unserer durchschlagkräftigsten Kampfroboter in alter Frische manifestiert hatte, war immer wieder für Überraschungen gut.
    Die Akte Calipher-SIM werden wir zu einem späteren Zeitpunkt diskutieren, Kristallprinz , sagte der Extrasinn.
    »Wie geht es Ihnen, Santjun?«, fragte ich.
    »Bestens«, zischte er.
    »Fein.« Der USO-Spezialist war bereits wieder zu Scherzen aufgelegt. Ich konnte davon ausgehen, dass er mir zumindest in den nächsten Minuten mit einem Großteil seiner Einsatzkraft zur Verfügung stehen würde. Der Rest des Teams lag um uns verteilt am Boden. Keiner hatte es mehr als drei Schritte von der Pforte weg geschafft, bevor die Schutzmechanismen ihrer Körper gegriffen hatten und sie bewusstlos wurden.
    Die Fokussierung auf Teilaspekte der Situation half mir. Schrittweise gelangte ich wieder in den Vollbesitz meiner geistigen Kräfte. Die gefühlte Ewigkeit, die der Übergang gedauert hatte, war für meinen Geist ein unvergleichliches Martyrium gewesen – trotz des Extrasinns. Wieder einmal mehr bewunderte ich Santjun für seine Standhaftigkeit. Er musste denselben kosmischen Einblick erhalten haben wie ich.
    Wir philosophieren später darüber, in welche Sphären wir da vorgestoßen sind , bemerkte der Logiksektor. Doch nun wäre es angebracht, wenn sich der Herr Lordadmiral auf das Hier und Jetzt konzentrieren würde. Ein Angreifer kommt selten alleine!
    Ich atmete mehrere Male tief durch, ohne dass sich mein Geist dadurch signifikant geklärt hätte. Per Sprachbefehl ließ ich mir die Körperwerte der Teammitglieder in mein Helmdisplay projizieren. Sie zeigten allesamt eine deutliche Schwächung auf. Die Medoeinheiten der Anzüge hatten bereits Gegenmaßnahmen ergriffen und ihren Trägern kreislaufstabilisierende Mittel verabreicht.
    Meine Augen blieben an einer Zahlenreihe hängen. Santjuns Anzug lieferte die interessantesten Daten. Seine Pulsfrequenz lag vergleichsweise niedrig. Als Widerspruch dazu wurde eine Testosteronkonzentration angegeben, die die Normalwerte um das Achtzigfache überstieg.
    Irrelevant! , drang der Extrasinn in meine Gedankengänge. Achte auf deine Umgebung!
    »Situationsanalyse!«, murmelte ich. »Optische Umgebungsdarstellung unter Normallichtbedingungen!«
    Lange, mehrheitlich glatte Wände schälten sich aus dem flackernden Blau.
    Der zentrale Hohlraum! , dachte ich. Das Bild wurde von einem flimmernden Gespinst aus Gelbtönen überlagert. Eine Fehlfunktion der Anzugpositronik?
    Eher deine überreizten Netzhäute , flüsterte der Logiksektor. Konzentriere dich auf die angezeigten Werte!
    Wie ein Roboter folgte ich den Anweisungen meines anderen Ichs. Der zentrale Hohlraum des Monolithen glich denjenigen, die wir bereits auf Thanaton, Zartiryt und Lumbagoo erforscht hatten – mit einem signifikanten Unterschied. Ich überprüfte die Umgebung in verschiedenen Optik-Modi, doch das Ergebnis war eindeutig.
    Keine Bunkeranlage! , dachte ich.
    Und damit keinerlei lemurische Einrichtungen , ergänzte der Extrasinn.
    Die Bunker waren dreißig Meter große, dreigeschossige Würfelklötze, die von den Lemurern in den zentralen Hohlräumen der Monolithen errichtet worden waren. In ihnen befanden sich die Steuerungsanlagen, mit denen die Vertreter der Ersten Menschheit auf verschiedene Funktionen der Monolithen zugegriffen hatten.
    Mit einiger Verzögerung wurden die restlichen Daten der Situationsanalyse eingeblendet. Mit 1,08 Gravos lag die Schwerkraft ungefähr auf Terra-Niveau. Die Umgebungstemperatur wurde mit minus achtunddreißig Grad Celsius angegeben. Das Gasgemisch bestand vorwiegend aus Stickstoff und Chlorgas und einer wilden Mischung weiterer Gase.
    Wir würden bis auf Weiteres auf unsere Anzüge angewiesen
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