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Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann

Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann

Titel: Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann
Autoren: Marc A. Herren
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fehlten schlicht die Bezugspunkte, um wirklich sicher zu sein, ob er sich tatsächlich bewegte oder sich den Stoß nur eingebildet hatte.
    Ihm fehlten – Moment mal!
    Das Nichts hatte sich verändert. Es war nicht mehr konturlos und leer. Ganz im Gegenteil: Plötzlich vermittelte sich ihm der Eindruck von räumlicher Tiefe. In weiter Ferne schälte sich eine dunkelrot wabernde Musterung heraus. Wie ein fragiles Netz erschien sie ihm, verschmolzenen Seifenblasen gleich.
    Ein Schaum aus leuchtenden Quallen.
    Sein Geist weigerte sich zu begreifen, was er da sah.
    Alles ging rasend schnell.
    Die Zeit erwachte, griff mit ihren dünnen, Funken treibenden Fingern nach ihm und reihte ihn wieder ein in ihren Strom.
    Eine nebelhafte Öffnung erschien. Er driftete darauf zu und sie verschluckte ihn. Im nächsten Augenblick fand er sich zurück in der Dimension, in die er gehörte.
    Er schrie.
    Entsetzliche Kälte beherrschte seinen Körper, klirrender Schmerz. Er war in die Wirklichkeit zurückgekehrt. Doch das Grauen endete damit noch lange nicht.
    Er war wieder er.
    Santjun. Risiko-Spezialist der USO. Auf Gedeih und Verderb an den unsterblichen Arkoniden Atlan gekettet.
    Seine persönliche Hölle hatte eben erst begonnen.

 
    Kapitel 2
     
     
    Ankunft: Atlan
     
    Blaues Wabern erwartete mich.
    Wie ein Verdurstender, der nach mehreren Tagen Fußmarsch endlich zu einer Oase findet, stolperte ich durch die von silberfarbenen Gewächsen umrahmte Pforte.
    Sofort prasselten tausend verschiedene Reize wie ein Bombardement wütender Fäuste auf mich ein, überfluteten meine Sinne, drohten mich zusammenbrechen zu lassen.
    Alles verzehrende Schmerzen fraßen sich durch meine Nervenbahnen. Davon überlagert und doch eindeutig zuzuordnen, fühlte ich die charakteristische Todesstrahlung des Monolithen.
    Konzentriere dich! , kam der scharfe Befehl des Extrasinns. Analysiere die Situation. Handle!
    Mein zweites Ich. Ebenso nervtötend wie wertvoll in dieser Situation, in der das eigene Bewusstsein nicht mehr in geordneten Bahnen denken und entscheiden konnte. Wie Pfeiler ragten die Anweisungen des Extrasinns aus dem Chaos optischer, physischer und psychischer Reize. Ich streckte beide Arme nach ihnen aus.
    Die Kampfroboter! Sie müssten den Übergang unbeschadet überstanden haben.
    Mit schwerer Zunge befahl ich über den Helmfunk Calipher-SIM und den beiden anderen Kampfrobotern, uns abzuschirmen. Trotz meiner undeutlichen Aussprache kam der Befehl an. Durch einen Tränenschleier sah ich, wie die drei silbrig glänzenden Maschinen ausschwärmten und sich um uns in Dreiecksformation aufstellten. Der Helmempfänger übertrug ein mehrkehliges Stöhnen. Meine Leute hatten noch stärker als ich mit den Nachwirkungen des Übergangs und der Reizüberflutung zu kämpfen, die in der Empfangsstation herrschte.
    Die Terranerin Amelia Marcos, vor kurzem noch Funkoffizier der abgestürzten IMASO, stützte sich erst würgend auf die Knie ab, bevor sie kraftlos zu Boden sank. Ramit Claudrin, der mit Bärenkräften ausgestattete Epsaler, wehrte sich erfolglos gegen den Zusammenbruch und riss im Fallen Major Simmers und Oberleutnant Santorin mit sich. Der Boden erzitterte, als der zentnerschwere Claudrin aufschlug.
    Das war nicht Claudrin! , vernahm ich das Wispern des Extrasinns.
    Tatsächlich. Das Beben setzte sich fort. Der gesamte Monolith schien sich zu schütteln – wie ein Hund, der lästiges Ungeziefer loswerden wollte.
    Ich blinzelte, versuchte durch den Tränenschleier vor meinen Augen etwas zu erkennen. Sanft arbeitende Luftdüsen rückten dem Sekret zu Leibe. Dennoch blieb es unmöglich, durch das stechend blaue Licht Details der Umgebung auszumachen.
    Ein schwarzer Schatten schob sich neben mich. In seinen Händen hielt er – ebenso wie ich – einen schweren Kombistrahler der USO.
    Santjun.
    Er war der Einzige aus unserer Einsatzgruppe, der sich noch auf den Beinen halten konnte. Trotz des schlechten körperlichen Zustandes, in dem er sich befand. Durch das Visier seines Helmes erkannte ich, dass auch er seine Grenzen überschritten hatte. Der Schweiß lief ihm in Strömen über die Stirn, und seine Augen zuckten unstet und nervös. Langsam hob er die Arme mit dem Strahler.
    Etwas blitzte auf. Es knisterte leise, als der Schutzschirm des vordersten Roboters aufleuchtete.
    In einer synchronen Bewegung ruckten die Waffenarme der drei Roboter hoch. Mehrere Thermoschüsse lösten sich von ihren Abstrahlmündungen, vereinigten sich an einem
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