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Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann

Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann

Titel: Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann
Autoren: Marc A. Herren
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    Prolog
     
    Ein neuer Tag brach an.
    Magor ordnete die weichen Kissen und setzte sich auf den prunkvoll ausstaffierten Stuhl. Seine linke Hand legte sich auf die Lehne, in der die Schaltelemente eingelassen waren. Die Finger umschlossen den Steuerknüppel, zogen ihn leicht zurück. Mit einem sanften Ruck hob der Schwebestuhl vom Boden ab.
    Wie an jedem Morgen stieg ein Gefühl der Erhabenheit im Herrscher Magorias auf. Aufzusteigen, bis in die Höhe der Panoramafenster, und den ersten Blick auf das noch im Dämmerschlaf liegende Magoria zu werfen; von allen Privilegien, die ihm zustanden, war dies das Einzige, was er wirklich genoss.
    Er sah auf die tief unter ihm liegenden Krochten und fühlte, wie ihn die Empfindung der Macht durchdrang. Dies war sein Reich, seine Herrschaft.
    In einigen Häusern brannte Licht. Ein Gefährt des Sicherheitsdienstes rollte durch die Gasse. Bald würden die Bewohner der innersten Krachten ihren Beschäftigungen nachgehen. Die Wissenschaftler, Logistiker und Strategen, die von ihrem Status profitierten und ihm die Macht über Magoria sicherten.
    In den äußeren Krachten geschah das Gegenteil. Das Gesindel und der Abschaum zogen sich in ihre Häuser und Baracken zurück. Außer den ganz Verzweifelten, die auch den Tag dazu nutzen mussten, um zu überleben. Vielleicht ein paar Punkte zu sammeln, in der verrückten Hoffnung, ihre persönliche Situation damit zu verbessern.
    Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem überlegenen Lächeln. Alle Bewohner Magorias hatten eines gemeinsam: Sie waren nur Rädchen in einer gigantischen Maschinerie. Ob sie sich nun der Tyaheel-Forschung widmeten, einen SiDi-Posten führten oder für ihren Punktesaldo jemanden tranquilierten: Sie alle arbeiteten für ihn – Magor.
    Sanft drückte er den Steuerknüppel zur Seite und der Stuhl schwebte langsam an der Fensterfront entlang. In etwa zwanzig Minuten würde er den Kreis vollendet haben und wieder an derselben Stelle vorbeischweben. Im Verlauf des Tages kam er so auf etwa dreißig Kreise. Dreißig mal 360 Grad Rundumsicht auf sein Reich. Dreißig mal Magoria.
    In diesem Moment kletterte die Sonne über die fernen Berggipfel des Taljur-Gebirges und tauchte den Thronsaal in gleißendes Licht. Magor schloss die Augen und seufzte. Die Erhabenheit dieses Augenblicks durchdrang ihn, elektrisierte jede Zelle seines Körpers.

 
    Kapitel 1
     
     
    Wesenloses Grauen: Er
     
    Er schwebte im konturlosen, dunklen Nichts.
    Verzweifelt versuchte er, seinen Körper zu erfassen, ihn zu spüren, doch da war nichts . Dies war kein Traum, das wusste er genau. Und doch – oder vielleicht genau deswegen – blieb die Situation beängstigend und verwirrend zugleich.
    Unfassbar.
    Ja genau! Dies beschrieb den Zustand am besten. Doch was nützte es ihm, einen schwammigen Begriff für eine nicht exakt zu beschreibende Situation gefunden zu haben? Nur deswegen veränderte sie sich noch lange nicht.
    Gedankenspiele.
    Der Griff nach dem Strohhalm, der ihn vor dem Ertrinken in diesem wesenlosen Einerlei bewahren sollte.
    Längst hatte er jegliches Zeitgefühl verloren. Ob er sich seit Tagen oder Wochen hier aufhielt – er konnte es nicht sagen. Vielleicht waren es aber auch nur Minuten oder gar Sekunden, die bis ins Unendliche gestreckt wurden und so für ihn zu einer nicht erfassbaren Ewigkeit wurden.
    Er war allein mit sich und seinen Gedanken.
    Aber: Wie manifestierten sich seine Gedanken, wenn er die Körperlichkeit verloren hatte? Was genau war er ?
    Er hatte sich stets in völliger Nüchternheit betrachtet. Sein Körper definierte sich aus einer beträchtlichen Menge Wasser, weiteren Materialien und einem gut funktionierenden Zusammenspiel von chemischen und elektrischen Effekten, die ihm gestatteten zu leben und zu denken. Er konnte nicht verstehen, dass es Leute gab, die von einer unsterblichen Seele sprachen. Hatten sie Angst davor, zu sterben und einfach in den Abgründen zwischen den Zeiten zu verwehen, als hätte es sie nie gegeben?
    Allerdings: Befand er sich nicht genau dort? In einem Raum, der nur deshalb existierte, weil er ihn … wahrnahm?
    Verdammt.
    Er driftete ab. Seine Gedanken hetzten umher. Sprangen auf Laufbänder, die sie mal hierhin, mal dorthin trugen. Stets auf der Suche nach dem neuen Gedankenstrang. Weil es den Zustand des Nicht-Denkens nicht gab.
    Er erinnerte sich an einen Sonntagnachmittag, als er noch ein kleiner Junge war. Sein Onkel hatte ihn gefragt, woran er gerade denken würde.
    An
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