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Darkover 08 - Die Erben von Hammerfell

Darkover 08 - Die Erben von Hammerfell

Titel: Darkover 08 - Die Erben von Hammerfell
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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I
    Der Sturm tobte über die Hellers. Blitze zerrissen den Himmel, und das Donnerkrachen hallte lange in den Tälern wider. Zwischen den Wolken wurden Fetzen eines fahlen Himmels sichtbar, noch beleuchtet von den letzten Strahlen der großen roten Sonne. Neben der Zacke des höchsten Gipfels hing die schmale Sichel des türkisfarbenen Mondes. Ein zweiter Mond, violett und tagesblaß, versteckte sich nahe dem Zenit hinter den rasenden Wolken. Schnee lag auf den Bergen, und hin und wieder machten vereiste Stellen den Weg für das kleine gehörnte Reittier, das den engen Pfad entlang floh, gefährlich. Die anderen Monde waren im Augenblick nicht sichtbar, doch den einsamen Reiter kümmerte das nicht.
    Der alte Mann auf dem Rücken des Chervines klammerte sich am Sattel fest. Er achtete nicht darauf, daß aus seiner Wunde immer noch Blut sickerte, das sich mit dem Regen mischte und die Vorderseite seines Hemds und Mantels befleckte. Ein Stöhnen entrang sich seinen Lippen, aber er war sich dessen ebenso wenig bewußt wie der Wunde, die er völlig vergessen hatte. Und es war sowieso niemand da, der ihn hätte hören können.
    So jung, und der letzte, der letzte von den Söhnen meines Lords und auch mir teuer wie ein Sohn, und so jung, so jung. .. viel zu jung zum Sterben… Jetzt ist es nicht mehr weit. Wenn ich es nur bis nach Hause schaffe, bevor die Storn-Leute merken, daß ich entkommen bin. ..
    Das Chervine stolperte über einen Stein, den das Eis losgesprengt hatte, und wäre beinahe gefallen. Es fing sich wieder, aber der alte Mann wurde aus dem Sattel geschleudert. Er schlug hart auf und blieb liegen, denn ihm fehlte die Kraft zum Aufstehen. Und immer noch flüsterte er seine Klage.
    So jung, so jung… und wie soll ich die Nachricht seinem Vater bringen? Oh, mein Lord, mein junger Lord… mein Alaric!
    Mühsam hob er den Blick zu der Burg oben auf den Klippen, erbaut aus rauh behauenen Steinen. Sie wäre für ihn nicht schwerer zu erreichen gewesen, hätte sie auf dem grünen Mond gelegen. Verzweifelt schloß er die Augen. Das Chervine, das seiner Bürde ledig war, aber durch das Gewicht des Sattels immer noch an den Willen des Reiters gebunden wurde, stupste den alten Mann auf dem eisigen, nassen Pfad sacht mit der Nase an. Dann witterte es andere Tiere seiner Art. Sie kamen den steilen Weg herunter, den der alte Mann so mühsam emporgeklommen war. Das Chervine hob den Kopf und wieherte leise, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, denn das bedeutete Futter, Ruhe und Befreiung vom Sattel.

    Rascard, Herzog von Hammerfell, vernahm das Wiehern. Er hob die Hand und brachte den kleinen Zug, der ihm folgte, zum Halten.
    »Hör doch, was ist das?« fragte er den Friedensmann, der hinter ihm ritt. In dem trüben Licht des Unwetters konnte er gerade noch das reiterlose Tier und die zusammengesunkene Gestalt auf dem Weg erkennen.
    »Bei den Dunklen Göttern! Es ist Markos!« rief er aus. Ohne daran zu denken, wie gefährlich es war, sprang er aus dem Sattel, eilte den steilen, schlüpfrigen Weg hinunter zu dem Verwundeten und kniete neben ihm nieder. »Regis! Lexxas! Bringt Wein und Decken!« rief er, beugte sich über den alten Mann und zog vorsichtig den Mantel zur Seite. »Er lebt noch«, fügte er leise hinzu, kaum imstande, es zu glauben.
    »Markos, alter Freund, sprich zu mir! Oh, ihr Götter, wie bist du zu einer solchen Wunde gekommen! Waren es die Schurken von Storn?«
    Der Mann auf dem Boden öffnete die Augen. Der Blick war mehr von Verwirrung denn vom Schmerz getrübt, als sich eine Gestalt über ihn beugte und ihm eine Flasche an den Mund hielt: Er schluckte, hustete qualvoll und schluckte von neuem. Doch der Herzog hatte den blutigen Schaum auf seinen Lippen bemerkt.
    »Nein, Markos, versuch nicht zu reden.« Er nahm den offensichtlich Sterbenden in die Arme, und Markos, seit vierzig Jahren mit ihm verbunden, hörte die Frage, die der Herzog von Hammerfell nicht laut aussprechen mochte.
    Was ist mit meinem Sohn? Was ist mit meinem Alaric? Oh, ihr Götter, ich habe ihn dir als meinem zweiten Ich anvertraut… Ein Leben lang hast du dieses Vertrauen nicht enttäuscht…
    Und das Band trug ihn zu den Gedanken des halb bewußtlosen Mannes.
Auch diesmal nicht. Ich glaube nicht, daß er tot ist. Die Männer von Storn waren über uns, ehe wir sie gesehen hatten… ein einziger Pfeil für jeden… Fluch sei ihnen allen…
Herzog Rascard entfuhr ein Schmerzensschrei.
»Zandrus Dämonen sollen sie packen! Oh,
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