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Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle

Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle

Titel: Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle
Autoren: Jens Schumacher
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sich Zara vom Boden auf und tastete unsicher nach dem Schalter für das Deckenlicht. Als die Neonröhre aufflammte, bot sich uns ein Bild der Verwüstung.
    Moms Waschküche sah aus, als hätte ein wahnsinniger Bombenleger eine Handgranate in einem Eimer roter Farbe zur Explosion gebracht. Wände und Decke waren bis in den letzten Winkel mit roten Klecksen unterschiedlicher Größe und Form gesprenkelt. Und nicht nur sie!
    Zara hatte sich in ein purpurnes Wichtelmännchen verwandelt. Die ursprünglich blonde Mähne klebte ihr nass und rot an Gesicht und Oberkörper, die schicken, teilweise mit Glitzersteinchen, bunten Flicken und anderem Mädchenkram besetzten Klamotten hatten ebenfalls nachhaltig die Farbe gewechselt. Es schnürte mir die Kehle zu, als mir klar wurde, was für diese bemerkenswerten Veränderungen verantwortlich war – und was mir selbst immer noch in dicken Bahnen von Gesicht und Oberkörper rann.
    Es war lauwarmes Schweineblut.
    Ich kam auf die Füße und wankte zu Zara hinüber. Dabei trat ich unbeabsichtigt auf etwas Weiches, das unter meinen Schuhsohlen ein quietschendes Geräusch verursachte. Ich senkte den Blick und entdeckte Dutzende, vielleicht Hunderte kleiner, länglicher Gegenstände, die rings um den Waschmaschinenaltar auf dem Boden lagen, dunkelrot und jeder ungefähr so groß wie mein Zeigefinger. Als ich genauer hinsah, erkannte ich, dass es sich um kleine Würste handelte – Blutwürste.
    Unser gesamter Blutvorrat hatte sich innerhalb eines Wimpernschlags in ordinäre Würstchen verwandelt!
    »Ch-ch-ch-ch!«
Ein abgehacktes, keuchendes Geräusch, ganz dicht neben mir.
    Ich schrak zusammen. Zara und mir war offenbar nichts passiert. Aber was war mit Asmoduin?
    Ich fand ihn hinter dem Sitzsack, der Länge nach auf dem Boden liegend und wie durch ein Wunder nahezu unbesudelt. Allerdings schien er starke Schmerzen zu leiden. Er wälzte sich auf dem Boden hin und her, eine Hand auf dem kugelrunden Bauch, die andere vor die untere Hälfte seines Gesichts gepresst. Dabei stieß er erstickte Laute aus, als bekäme er keine Luft.
    »Asmoduin? Was ist mit dir?«
    Als ich mich über ihn beugte und die Hand von seinem Mund fortzog, starrte er mich für einen Moment aus weit aufgerissenen Augen an. Dann brach es förmlich aus ihm hervor: »Bru- HA - HA - HA - HA ! Herzinfarkt und Nierenkolik – seht ihr beiden
dämlich
aus!«
    Es dauerte mehrere Sekunden, bis ich begriff, dass das, was ich für Schmerzenslaute gehalten hatte, in Wahrheit unterdrücktes Gelächter gewesen war.
    Den Blick noch immer ungläubig auf ihre ruinierte Garderobe gerichtet, trat Zara neben uns. »Was ist hier passiert?«, hauchte sie.
    »Was passi- HI - HI -hiert i- HI - HI -ist?« Asmoduin wischte sich Lachtränen aus den Augen. »Ihr habt’s vermasselt, und zwar volle Kanne! Bru- HA - HA - HA ! Inkontinenz und Knöchelstauchung, ich wünschte, jemand würde eure dummen Gesichter für die Nachwelt festhalten!«
    »Allem Anschein nach ist … äh, etwas schiefgegangen«, erklärte ich nicht sonderlich einfallsreich. Ich hatte meinen Schreck noch nicht ganz überwunden. »Zum Glück ist uns nichts passiert.«
    »Nichts passiert?« Zaras Stimme bebte. Mit tropfenden Händen deutete sie an sich herunter. »
Nichts passiert?
Die Klamotten kann ich wegschmeißen. Und ob ich alle Teile wiederbekomme, wissen nur die Götter.« Sie schien kurz davor, in Tränen auszubrechen. Ich fragte mich, ob sie unter Schock stand, oder ob es sich um die ganz normale Reaktion eines Mädchens handelte, dem gerade seine Lieblingskleider ruiniert worden waren.
    Egal, ich konnte ihr nicht helfen. Stattdessen wandte ich mich wieder zu Asmoduin um, der sich noch immer vor Lachen den Wanst hielt. »Wie kommt es eigentlich, dass
du
so auffallend wenig von der ganzen Sauerei …«
    Weiter kam ich nicht, denn in diesem Moment nahm ich aus dem Augenwinkel eine wabernde Bewegung vom anderen Ende des Raums wahr. Gleichzeitig stach mir ein scharfer, schwefliger Geruch in die Nase, wie ich ihn zuletzt bei einer ganz bestimmten anderen Gelegenheit gerochen hatte …
    Ruckartig drehte ich mich um.
    Die Rückwand der Kammer, eben noch ein Albtraum aus rot gesprenkeltem Rauputz, war verschwunden! Wo sie gewesen war, klaffte jetzt eine Art Loch, ein träge rotierender Strudel aus Nebel, flackerndem, orange-rotem Licht und –
gar nichts.
    Doch das war noch nicht alles.
    Im Zentrum des Gewabers war eine schier endlose rote Landschaft zu erkennen, über die
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