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Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle

Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle

Titel: Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle
Autoren: Jens Schumacher
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beherrschen muss«, erwiderte ich, ohne von
Exorcistische Rituale
aufzusehen. »Nach allem, was Asmoduin erzählt hat, kann uns eine einzige falsche Endung, ja: ein einziges falsch betontes Komma, Kopf und Kragen kosten.«
    »Allerdingsch«, murmelte Asmoduin, der wieder in seinem ausgeleierten Sitzsack lag und gerade die dritte XXL -Tüte Marshmallows in sich hineinstopfte. Mom würde ganz schön fluchen, wenn sie mitbekam, wie sehr ihre am Nachmittag mühsam nach Hause geschleppten Vorräte schon wieder zusammengeschrumpft waren. »Isch an eurer Schtelle würde mir gut überlegen, ob ihr dieschesch Rischiko eingehen wollt.«
    Asmoduin war seit dem Heimweg von der Metzgerei nicht müde geworden, uns immer wieder auf die Gefahren ritueller Aktivitäten hinzuweisen. Nach wie vor wunderte ich mich ziemlich darüber. Unsere Versuche, den Fesselbann zu lösen, waren doch in allererster Linie in seinem Sinne. Oder etwa nicht?
    Auch sonst erwies sich seine Anwesenheit nicht gerade als hilfreich. Mehr als einmal latschte er auf dem Gehweg so dicht vor mir her, dass ich um ein Haar über seinen wild umherpeitschenden Schwanz gestolpert wäre und den kostbaren Kanister in einen Vorgarten geschleudert hätte.
    Als wir daheim die Kellertreppe hinunterstiegen, hüpfte er so idiotisch vor Zaras Füße, dass sie stolperte, gegen mich stürzte und wir schreiend mehrere Stufen abwärtstaumelten. Vor meinem geistigen Auge sah ich den Plastikbehälter bereits unten auf den Kellerboden aufschlagen und platzen wie eine vollreife Frucht. Glücklicherweise fanden wir an der Wand des Treppenabsatzes Halt, bevor Schlimmeres passierte. Asmoduin beteuerte zwar, es sei keine Absicht gewesen, aber sowohl Zara als auch ich waren im Anschluss ziemlich sauer. Wir befahlen ihm, sich in seine Ecke zurückzuziehen, was er widerspruchslos tat. Dort schaute er sich einen Western mit viel Geballere an und verschlang seine scharf gewürzte Metzgereibeute.
    Das Studium des Textes, der während des Rituals laut und verständlich gesprochen werden musste, gestaltete sich alles andere als einfach. Die Worte waren teils lateinisch, teils entstammten sie einer Sprache, die von einem komplett bescheuerten Horror-Fan erfunden worden zu sein schien. Einem sturzbetrunkenen Horror-Fan mit ausgeprägter Lese- und Rechtschreibschwäche!
    Etliche Vokale waren mit Strichen oder Bögen verziert, ein Teil der Konsonanten hatte Unterlängen oder Häkchen, die andeuteten, dass hier irgendetwas ungewöhnlich ausgesprochen werden sollte. Zum Glück gab es weiter vorne im Buch eine lautsprachliche Tabelle, die den Klang vieler Symbole erklärte.
    Nachdem ich mich zum schätzungsweise zehnten Mal durch die dreiunddreißig Zeilen der Formel gekämpft hatte, richtete ich mich seufzend von dem stinkenden Wälzer auf und sah auf die Uhr.
    Zehn vor zwölf.
    Zara und ich hatten uns für unseren Versuch aus zwei Gründen für Mitternacht entschieden: Zum einen erreichte der Vollmond laut einer Internetseite, die wir befragt hatten, um diese Uhrzeit seinen vollsten Umfang. Wenn dies, wie Asmoduin behauptete, tatsächlich die Intensität magischer Vorgänge unterstützte, konnte es kaum einen besseren Zeitpunkt geben.
    Zum anderen war nahezu auszuschließen, dass ausgerechnet zur Geisterstunde jemand den Kellerflur herunterkäme und die absonderlichen Laute hinter der Tür des Zarkoff’schen Kellers bemerkte.
    »Gleich geht’s los«, verkündete ich und entzündete gemäß Anleitung vier dicke Stumpenkerzen, die ich aus Moms Stromausfallvorrat gemopst hatte. Die Angaben, wo die Lichter auf dem Altar zu stehen hatten, waren recht vage, daher hoffte ich, dass ihre Position für das Gelingen des Rituals nicht weiter wichtig war. In Erinnerung an Asmoduins Schauergeschichte gab ich mir jedoch Mühe, sie in möglichst gleichmäßigem Abstand rings um den Eimer aufzubauen.
    »Saubere Arbeit, Schwabbel. Bist ein ganz Penibler, wie?«
    Ich schrak zusammen und fegte vor Schreck beinahe eine brennende Kerze von der Waschmaschine. Asmoduin war geräuschlos neben mir aufgetaucht und betrachtete mit Kennermiene unsere Vorbereitungen.
    »Ziemlich klumpige Angelegenheit, das.« Abfällig deutete er in den Eimer, in dem Zara nach wie vor mit Todesverachtung rührte. Mit der anderen Hand bohrte er sich voller Hingabe in der Nase. »Dann wollen wir mal hoffen, dass es uns nicht allesamt in unsere Atome zerlegt, sobald Meister Schwabbel loslegt.«
    »Ich wäre dir dankbar, wenn du dich während des
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