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Aschenputtelfluch

Aschenputtelfluch

Titel: Aschenputtelfluch
Autoren: Krystyna Kuhn
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lachte. »Dann warte erst einmal ab, bis du deine Zimmernachbarin kennenlernst.«
    »Warum?«
    »Wirst du schon sehen. Aber denk dir nichts dabei. Sie ist okay. Nur, du musst verstehen, mit der Zeit wird man hier ein wenig irre. Das bringt das Leben hinter Mauern so mit sich. Und gewöhn dich lieber auch gleich dran, dass hier jeder einen Spitznamen verpasst bekommt. Das war schon immer so beim Eintritt ins Kloster. Man lässt die Welt draußen und die Vergangenheit hinter sich.«
    »Genau das, was ich brauche«, erklärte ich.
    Bildete ich mir das ein oder warf mir McDreamy einen anerkennenden Blick zu?
    Nun, man kann gegen mich sagen, was man will, aber ich bin ein Mädchen, mit dem man Pferde stehlen kann. Nur leider bemerken die Jungs das nicht. Denn üblicherweise bevorzugen Männer heutzutage Autos statt Pferde.

KAPITEL 3
    M eine Zelle entpuppte sich als ein überraschend großes helles Zimmer mit alten Holzdielen, zwei Kieferschrän ken, zwei Schreibtischen, zwei Betten und einem idylli schen Blick direkt auf den nahe gelegenen Wald. Gar nicht mal so schlecht!
    Auf dem Bett links saß ein Mädchen mit rotem Locken kopf. Stöpsel im Ohr, war sie voll darauf konzentriert, ihre Zehennägel zu schneiden. Schnipsel flogen durch die Luft und landeten auf dem Bett und dem Boden.
    Nicht gerade hygienisch!
    Zusammen mit Nikolajs Bemerkungen wirkte die ent schlossene Art, mit der diese Margit ihre Nägel schnitt, ziemlich beunruhigend. Kein Wunder, dass Kira eine an dere Zimmernachbarin vorzog.
    Ich blieb einige Minuten in der Tür stehen, doch sie rea gierte nicht. Aber sie wusste, dass ich hier stand. Da war ich mir vollkommen sicher.
    Ich warf den Koffer auf das freie Bett rechts, drehte mich um, ging auf sie zu und streckte ihr die Hand entgegen. »Hallo!«
    Immerhin nahm sie die Kopfhörer ab, doch nur, um mich anzumeckern.
    »Das nächste Mal klopfst du! Auch wenn du hier wohnst, sollten wir doch einige Regeln der Höflichkeit beachten.
    Ich liebe keine Überraschungen. Da ich hier praktisch seit drei Jahren lebe, hast du das Bett dahinten. Der große Schrank vorne ist meiner, ebenso wie der Schreibtisch un term Fenster. Ich bin ziemlich unordentlich, aber es ist nicht dein Job, mich diesbezüglich zu maßregeln. Wenn du die Absicht hast, mich anzuschwärzen, weil ich heim lich rauche, mitten in der Nacht telefoniere oder einer der Jungs mich besucht, dann spuck es lieber gleich aus. Wie gesagt, Überraschungen sind nicht mein Ding. Ich weiß gerne Bescheid, mit wem ich es zu tun habe. Und ich brau che auch niemanden, der sich die Augen nachts ausheult, weil er sich vor Liebe verzehrt – wie deine Vorgängerin.«
    Sie schwang sich vom Bett, begutachtete kurz ihre Nägel und zog dann mit der rechten Hand jeweils das rechte, dann das linke Bein hoch, als würde sie zusammenklap pen. Mann, war dieses Mädchen gelenkig!
    »Okay, wenn das geklärt ist, dann können wir uns gegen seitig vorstellen. Ich bin Meg und du?«
    Ich starrte auf den Zettel in meiner Hand. »Ich soll mit ei ner Margit zusammenwohnen.«
    »Möchtest du im 21. Jahrhundert Margit heißen?«
    »Nein.«
    »Dann nenn mich Meg wie jeder hier...und dein Na me?«
    »Jule.«
    Sie griff nach einem Sprungseil, das am Fenstergriff hing, und begann, vor meinen Augen auf und ab zu hüp fen. Der schwarze Jogginganzug von Nike, den sie trug, war eine Nummer zu groß, das T - Shirt darunter so weit ausgeschnitten, dass ich den gebräunten Brustansatz nicht übersehen konnte. Manchmal ist meine Seele dunkel, ja geradezu schwarz vor Boshaftigkeit. Ha! Dieses Mädchen war so flach, so platt – selbst der kleinste BH bliebe leer.
    »Okay Jule, woher kommst du?«, fragte sie, ohne mit dem Springen aufzuhören.
    »Aus der Nähe von Leipzig.«
    »Leipzig?«, sagte sie und äffte dabei perfekt den sächsi schen Dialekt nach. »Keine Sorge, ich habe nichts gegen Mauerblümchen und Landpomeranzen, außer du be nimmst dich so. Ich nehme an, du hast ein Stipendium, bist also eine von den Superschlauen, so eine Intelligenz bestie mit einem IQ, der alle Rekorde schlägt. Ein Lehrer liebling.«
    »Ich . . .«
    »Aber auch das stört mich nicht, solange du mich in Ruhe lässt, mich nicht zum Lernen aufforderst, Formeln an die Wand pinnst, nachts Vokabeln im Schlaf murmelst und Lerngruppen hierher einlädst.«
    »Werde ich nicht . . .«
    »Dann«, meinte Meg und hörte mit dem Springen auf, »werden wir miteinander auskommen. Ich ignoriere dich und du störst mich nicht.«
    Das
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