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Aschenputtelfluch

Aschenputtelfluch

Titel: Aschenputtelfluch
Autoren: Krystyna Kuhn
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trüge sie eine Biotüte auf dem Kopf, schrie in die Menge.
    »Vielen Dank, Beatrix, aber ich brauche deine Hilfe nicht! Und wir nennen hier auch niemanden Novizen. Wir sind ein modernes Internat und keine Klosterschule.« Super nanny schob die Papiertüte energisch zur Seite. »Also, ge radeaus seht ihr den Schultrakt, wo sich im unteren Be reich Küche und Speisesaal befinden. Abendessen gibt es nach der Begrüßungsfeier durch den Direktor um Punkt achtzehn Uhr. Habt ihr verstanden? Punkt achtzehn Uhr! In den Häusern rechts von uns liegen die Schlafräume für die Jungen, in den Gebäuden hinter uns befinden sich die Mädchenzimmer.«
    »Ihh! Hilfe! Bloß kein Kontakt zum anderen Geschlecht«, rief jemand von links. Ein mittelgroßer blonder Junge, der seinen Tennisschläger permanent gegen die Hand schlug und anzüglich grinste.
    »Das ist Bastian, auch Womanizer genannt. Am besten du ignorierst ihn, außer du möchtest seinem Charme und dem guten Aussehen erliegen. Oder ihn für seine sportli che Figur bewundern«, flüsterte Nikolaj.
    »Nein, danke!«
    In diesem Moment kam direkt neben uns ein BMW zum Stehen, aus dem nun Mama, Papa und zwei Mädchen in identischen weißen Hosen, geringelten T-Shirts und roten Strickjacken ausstiegen. Die Jüngere von beiden sah total verheult aus. Immer wieder wischte sie sich mit der Hand den Rotz in die braunen Flusenhaare, die aussahen wie die Wollmäuse, die meine Mutter mit dem Staubsauger jagte.
    Ihr Vater ging um den Wagen herum und öffnete den Kofferraum. Ich registrierte eine Sporttasche, drei Koffer, einen CD-Player, Tennisschläger und einen riesigen Korb mit Essensvorräten.
    »Hör endlich zu flennen auf, Sonja«, fuhr er seine Toch ter an. »Das ist doch wirklich schön hier! Der ideale Ort zum Lernen! Mitten in der Natur! Kein Autolärm! Keine Ab gase! Mann, ich würde wer weiß was dafür geben, wenn es in meinem Büro so ruhig wäre. Und du, Patrizia«, wandte er sich an die Ältere der beiden, »wäre das nicht auch was für dich?«
    »Ich bin doch nicht die, die lernbehindert ist.«
    Inzwischen weinte Sonja nicht mehr, sie schluchzte und stolperte zu allem Überfluss über die Tennisschläger.
    »Tollpatsch wie immer!«, murmelte Patrizia, während ih re Mutter aufschrie: »Mein Gott, Schätzchen, die neue weiße Hose!«
    Oh Gott, wie peinlich!
    Mann, lieber hätte ich mich mit der Post schicken lassen, als dass meine Eltern mich hier persönlich abgaben.
    »Achtung«, Nikolaj tippte mir auf die Schulter. »Jetzt kannst du Big Mama kennenlernen.«
    Eine große Frau mit schneeweißen Haaren, gekleidet in ein dunkelgraues Kostüm, das mich an unsere Schuluni form erinnerte, drängte sich ungeduldig an uns vorbei: »Bitte, Kinder, lasst mich doch durch!«
    »Big Mama?«
    »Frau Schüler, die Konrektorin. Aber wir nennen sie nur ›Big mama is watching you‹ oder kurz Big Mama.«
    Big Mama übernahm sofort das Regiment, indem sie Frau Sturm die Namensliste aus der Hand riss.
    »Bitte Ruhe! Alle mal herhören! Mein Name ist Schü ler... Frau Schüler. Ich bin verantwortlich für die Organi sation in Ravenhorst.« Ihre grauen Stöckelschuhe klackten nervös auf dem Steinfußboden. Bei jedem Wort, das sie sagte: »So . . .«, klack, »jetzt lese ich eure Namen vor . . .«, klack klack, »und ihr begebt euch mit eurem Gepäck zu eu ren Zimmern.«
    Klack, klack, klack.
    »Entschuldigung«, Sonjas Mutter trat zu der Gruppe.
    »Ja, Frau . . .?«
    »Winter!«
    »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Gibt es hier einen Gepäckträger?«
    »Wie bitte?« Big Mama sah ziemlich verdutzt aus ihrer strahlend weißen Bluse.
    »Wir bräuchten jemanden, der meiner Tochter das Ge päck aufs Zimmer bringt.«
    Die alten Mauern hallten wider von dem Gelächter, das nun einsetzte. Sogar Frau Sturm konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, als sie kopfschüttelnd erklärte. »Darum muss sich Ihre Tochter schon selbst kümmern.«
    Dagegen schaute Frau Schüler sich unter den Schülern um. Ihr Blick blieb an dem erstbesten Jungen hängen, und zwar an Bastian, dem Womanizer. »Bastian, bitte hilf doch . . . wie ist dein Name?«, fragte sie die Heulsuse.
    »Sonja. Sonja Winter.« Schluchz! Schnief!
    »Hilf doch Sonja mit dem Gepäck.« Frau Schüler checkte ihre Liste. »Sie ist mit Emilia im Zimmer 211.«
    »Klar doch«, meinte Bastian. »So wie die aussieht, ver läuft sie sich sonst in dem alten Bunker hier und wird erst am Ende des Schuljahres gefunden.« Er verdrehte die Au gen und tat so,
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