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0841 - Erst lieb ich dich, dann beiß ich dich!

0841 - Erst lieb ich dich, dann beiß ich dich!

Titel: 0841 - Erst lieb ich dich, dann beiß ich dich!
Autoren: Jason Dark
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Cynthia schmeckte lehmige Erde und Blätter in ihrem Mund. Sie hatte sich flach auf den Boden gelegt, nur eine Armlänge vom Beginn der Steilwand entfernt, denn dieser Platz erschien ihr als äußerst günstig. Sie wußte, daß die Häscher ihre Pferde nicht so nahe an den Rand herantrieben. Es war schon vorgekommen, daß die Tiere scheuten und zusammen mit ihren Reitern in den Abgrund gesprungen waren.
    Wenn sie hier lange genug lag und die Dunkelheit abwartete, die bald einbrechen würde, entging sie dem Scheiterhaufen. So einfach war das. Anschließend würde sie fliehen müssen. Hinein in die Berge und auch darüber hinweg. Was lag dahinter? Sie hatte die Fremde nie gesehen und auch nie darüber gehört. Wo sie geboren war, da lebte man bis zu seinem Ende, zumindest die Menschen ihres Standes.
    Cynthia Droux lauschte. Sie hatte sich noch immer aufgerichtet und ihr Gewicht auf die ausgestreckten Hände gestützt. Der Wind spielte mit den langen Haaren. Sie hätte sie gern unter einem Kopftuch versteckt, aber in der Eile war keines aufzutreiben gewesen.
    Die Stimmen der Häscher erschreckten sie nicht mehr, dafür jedoch ein anderes Geräusch.
    Ein scharfes, wildes Bellen!
    Hunde! Bluthunde! Die Kerle hatten sich Hunde geholt, die Cynthia jagen sollten.
    Plötzlich war ihr nicht mehr wohl. Wenn sie Angst verspürte, dann vor diesen schrecklichen Hunden, die bisher noch jeden gekriegt hatten, und die junge Frau merkte, wie sich auf ihrem Rücken eine Gänsehaut festsetzte.
    Sie mußte weg!
    Aber wohin?
    Es gab eine Lösung. Wenn sie durch den kleinen Bach eilte, würden die Bluthunde ihre Spur verlieren. Nur schlängelte sich der Bach genau dort entlang, wo sich auch die Häscher aufhielten, denn auch sie waren keine Anfänger und kannten die Tricks.
    Zwanzig Jahre war sie alt geworden. Noch herrlich jung. Eine Frau, die von der Schöpfung besonders reichlich mit körperlichen Vorzügen gesegnet worden war. Sie hatte das Leben genießen wollen und die Männer verrückt gemacht. Dabei spielte es keine Rolle, wie alt sie gewesen waren, sogar einen Priester hatte sie verführt.
    Aber gegen die Weiber aus den umliegenden Dörfern war sie nicht angekommen. Sie hatten Augen wie Falken, sie waren mißtrauisch denjenigen Frauen gegenüber, die schöner, viel schöner waren.
    Es war kühl geworden.
    Die Sonne hatte sich zurückgezogen, und die langen Schatten der Dämmerung krochen über den Himmel. Der Wind strich gegen ihr erhitztes Gesicht. Er kam Cynthia vor, als bestünde er aus zahlreichen Knochenfingern, die sie streichelten, weil der Tod bereits seine Hand nach ihr ausgestreckt hatte.
    Der Wind bahnte sich seinen Weg durch das trockene Gestrüpp dicht am Abhang und wehte ihre langen Haare wie eine Fahne hoch. Sie drückte die Haare zurück, auch deshalb, weil sie Furcht davor hatte, entdeckt zu werden.
    Cynthia ging einige Schritte vom Abgrund weg und blieb zunächst stehen. Sie trug ein schlichtes graues Kleid. Da sie fror, schlang sie die Arme um ihren Körper und streichelte dabei ihre Brüste.
    Dabei dachte sie daran, daß es zahlreiche Männerhände gegeben hatte, die sie gerade an diesen Stellen berührt und einen wohligen Schauder bei ihr und bei sich selbst hinterlassen hatten.
    Die Hunde bellten noch immer. Dazwischen tönten die Stimmen der Männer. Waren sie lauter geworden wie auch das Bellen der verfluchten Bluthunde? Cynthia wußte es nicht genau, aber sie wollte auch kein Risiko eingehen und hier auf ihren Tod warten. Sie mußte weg.
    Wohin?
    Nach vorn konnte sie nicht, da tat sich der Abgrund auf. Zurück also? Nein, das wäre der sichere Lauf ins Verderben gewesen, denn dort lauerten die Männer. Sie hatten eine Mauer aus Pferde- und Menschenleibern gebildet, wie bei einer Treibjagd, und etwas anderes war das hier auch nicht. Eine verfluchte Jagd, nur eben auf einen Menschen.
    Cynthia suchte am Rand der Schlucht ein Versteck, wo sie sich verbergen konnte.
    Da hörte sie hinter sich das Lachen!
    Die junge Frau erstarrte in der Bewegung. Dieses rauhe Lachen war aus der Kehle eines Mannes geklungen, und der war sicherlich nicht erschienen, um sich mit ihr zu vergnügen, das heißt, auf seine Art schon.
    Sie drehte sich um.
    Eine Schlange huschte auf sie zu. Grau und lang. Sie mußte von einem der niedrigen Bäume herabgefallen sein, aber hier gab es keine Baumschlangen.
    Als ihr das einfiel, hatte sich die Peitsche bereits - wie ein würgender Schal um ihren Hals gedreht.
    Cynthia kriegte keine Luft
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