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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur
Autoren: Bernard Cornwell
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geworden.
    »Bringt mir ein Pferd«, befahl ich einem der Speerkämpfer. Da überall herrenlose Pferde umherirrten, brauchte er nur loszulaufen, um irgendeinen Zügel zu packen und mir eine Stute zu bringen. Ich bat Ceinwyn, mir den Schild vom Arm zu nehmen; dann ließ ich mir von dem Speerkämpfer in den Sattel der Stute helfen und nahm mit der Rechten die Zügel. Ich stieß mit den Hacken zu, die Stute sprang vorwärts, ich spornte sie abermals an, so daß unter ihren Hufen Sand aufstob und Männer aus ihrem Weg sprangen. Jetzt ritt ich mitten unter Mordreds Männern, aber sie besaßen keinen Kampfesmut mehr, denn sie hatten ihren Lord verloren. Sie waren herrenlos, und Nimues Heer der Wahnsinnigen war unmittelbar hinter ihnen. Doch hinter Nimues zerlumpten Truppen gab es noch ein drittes Heer: Ein ganz neues Heer war zu den Sanddünen von Camlann gekommen.
    Es war das Heer, das ich auf den westlichen Hügeln gesehen hatte, und mir wurde klar, daß die Truppen hinter Mordred nach Süden marschiert sein mußten, um Dumnonia für sich zu erobern. Es war ein Heer, das gekommen war, um zuzusehen, wie Arthur und Mordred sich gegenseitig vernichteten, und nachdem die Kämpfe jetzt vorüber waren, konnte das Heer von Gwent hinter seinem Banner mit dem Kreuz in aller Ruhe vorrücken. Sie kamen, um in Dumnonia zu herrschen und Meurig zu ihrem König zu machen. Die roten Mäntel und scharlachfarbenen Federn wirkten im Zwielicht schwarz, und als ich aufblickte, entdeckte ich, daß am Himmel die ersten, matten Sterne blinkten.
    Ich ritt auf Nimue zu, machte aber hundert Schritt entfernt von meiner alten Freundin halt. Ich sah, daß Olwen mich beobachtete, ich sah Nimues finsteren Blick, aber ich lächelte sie an und nahm Excalibur in die Rechte, während ich den Stumpf des linken Arms emporhielt, damit sie erkannte, was ich getan hatte. Dann zeigte ich ihr Excalibur. Da wußte sie, was ich vorhatte. »Nein!« schrie sie hinaus, während das Heer ihrer Wahnsinnigen die Klage aufgriff und mit unartikulierten Schreien den Abendhimmel erzittern ließ.
    Ich schob mir Excalibur wieder unter den Arm, ergriff die Zügel und spornte die Stute an, während ich sie herumnahm. Ich trieb sie vorwärts, direkt auf den Sand des Meeresstrandes, und hörte auch, daß Nimue auf ihrem Schimmel hinter mir hergaloppierte. Aber es war zu spät, viel zu spät.
    Ich ritt hinter der Prydwen her. Die Brise hatte ihre Segel inzwischen gefüllt, so daß sie frei von der Landzunge war und der Geisterstein in ihrem Bug mit den ewigen Wellen des Meeres stieg und fiel. Wieder trieb ich meine Stute zur Eile, bis sie ungehalten den Kopf warf; mit anfeuernden Rufen lenkte ich sie ins dunkelnde Meer und spornte sie an, bis ihr die Wellen kalt gegen die Brust schlugen. Erst dann ließ ich die Zügel fallen. Das Tier erzitterte unter mir, als ich Excalibur in die Rechte nahm.
    Mit dem ganzen Arm holte ich aus. Das Schwert war blutig, aber die Klinge schien zu leuchten. Merlin hatte einmal gesagt, am Ende werde das Schwert von Rhydderch aufflammen, und möglicherweise tat es das auch, aber vielleicht ließ ich mich auch durch die Tränen in meinen Augen täuschen.
    »Nein!« klagte Nimue.
    Aber ich warf Excalibur, warf es kraftvoll und hoch auf das tiefe Wasser zu, wo die Gezeiten die Fahrrinne durch den Sand von Camlann gegraben hatten.
    Excalibur drehte sich in der Abendluft. Nie gab es ein schöneres Schwert. Merlin hatte geschworen, es sei von Gofannon in der Schmiede der Anderwelt geschmiedet worden. Es war das Schwert von Rhydderch und ein Kleinod von Britannien. Es war Arthurs Schwert und das Geschenk eines Druiden. Nun wirbelte es vor dem dunkelnden Himmel, und seine Klinge glänzte wie blaues Feuer vor den heller werdenden Sternen. Einen Herzschlag lang war es eine schimmernde blaue Flamme, die am Himmel stand; dann fiel es herab. Es fiel mitten in die Fahrrinne. Es gab kaum einen Spritzer, nur ein Aufblitzen von weißem Wasser, und es war verschwunden. Nimue schrie. Ich wendete meine Stute, um zum Strand und durch die Hinterlassenschaften der Schlacht dorthin zurückzureiten, wo meine letzte Kriegshorde wartete. Ich entdeckte, daß sich das Heer der Wahnsinnigen allmählich auflöste. Aber während sie sich entfernten, flohen auch Mordreds Männer – jene, die überlebt hatten – am Strand entlang vor den vorrückenden Truppen König Meurigs. Dumnonia würde fallen, ein schwacher König würde regieren, und die Sachsen würden zurückkehren. Wir aber
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