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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur
Autoren: Bernard Cornwell
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würden weiterleben.
    Ich glitt vom Pferd, ergriff Ceinwyns Arm und führte sie auf den Kamm einer nahen Düne. Der Himmel im Westen loderte tiefrot, denn die Sonne war untergegangen, und so standen wir zusammen im Schatten der Welt und beobachteten, wie die Prydwen mit den Wogen stieg und fiel. Ihr Segel war jetzt voll gebläht, denn der Abendwind blies aus dem Westen, und der Bug der Prydwen pflügte weiß durch die See, während ihr Heck ein keilförmiges Kielwasser übers Meer zog. Sie segelte voll Süd, dann drehte sie nach West, aber der Wind kam aus Westen, und kein Boot kann direkt in den Wind segeln; und doch schwöre ich, daß dieses Boot genau das tat. Es segelte westwärts, während der Wind aus Westen kam, aber das Segel war voll und der hohe Bug durchschnitt weißschäumend das Wasser. Aber vielleicht wußte ich nicht genau, was ich da sah, denn mir standen die Augen voll Tränen, und immer mehr Tränen liefen mir über die Wangen. Und während wir hinübersahen, bildete sich auf dem Wasser ein silbriger Dunst.
    Ceinwyn packte meinen Arm. Der Dunst war nur ein kleiner Fleck, der sich aber zum Nebel verdichtete und auf einmal zu schimmern begann. Die Sonne war inzwischen gesunken, es schien kein Mond; es gab nur die Sterne, den dämmrigen Himmel, das silbergesprenkelte Meer und das Boot mit dem dunklen Segel, und dennoch schimmerte der Nebel. Schimmerte wie Sternenstaub. Aber vielleicht waren es ja nur die Tränen in meinen Augen.
    »Derfel!« fuhr Sansum mich an. Er war offenbar mit Meurig eingetroffen und kam über die Dünen zu uns herüber. »Derfel!« rief er.
    »Ich brauche Euch! Kommt her! Sofort!«
    »Mein geliebter Lord«, sagte ich, doch nicht zu ihm. Ich sprach mit Arthur. Und sah zu, während ich, den Arm um Ceinwyn gelegt, haltlos weinte, wie das bleiche Boot von dem schimmernden Nebel verschluckt wurde.
    So entschwand mein geliebter Lord.
    Um niemals wieder gesehen zu werden.

    Geschichtliche Anmerkung

    Gildas, der Historiker, der sein De Excidio et Conquestu Britanniae (Fall und Eroberung Britanniens) vermutlich innerhalb einer Generation nach der Arthur-Ära schrieb, berichtet, daß die Schlacht von »Badonici Montis« (heute gewöhnlich mit Mount Badon übersetzt) eine Belagerung war. Leider erwähnt er aber mit keinem Wort, daß Arthur an jenem großen Sieg beteiligt war, der, wie er klagt, »die letzte Niederlage der Bösen« war. Die Historia Brittonum (Geschichte der Britannier), die von einem Mann namens Nennius verfaßt worden sein mag oder auch nicht und die mindestens zwei Jahrhunderte nach der Arthur-Ära niedergeschrieben wurde, ist das erste Dokument, in dem behauptet wird, daß Arthur der Befehlshaber der Britannier beim »Mons Badonis«
    gewesen sei, wo »in einem Tag neunhundertsechzig Mann bei einer von Arthurs Attacken fielen, und kein anderer als er selbst schlug sie nieder«. Im zehnten Jahrhundert trugen ein paar Mönche im westlichen Wales die Annales Cambriae (Annalen von Wales) zusammen, in denen sie von »der Schlacht von Badon« berichten, »in der Arthur drei Tage und drei Nächte lang das Kreuz unseres Herrn Jesus Christus auf der Schulter trug und die Britannier siegreich waren«. Der Altehrwürdige Bede, ein Sachse, dessen Historia Ecclesiastica Gentis Anglorum (Kirchliche Geschichte der Engländer) im achten Jahrhundert erschien, bestätigt die Niederlage, ohne jedoch Arthur zu erwähnen, obwohl das kaum überraschen kann, denn Bede scheint den größten Teil seiner Informationen von Gildas bezogen zu haben. Diese vier Dokumente sind so etwa unsere einzigen frühen Quellen (und drei von ihnen sind nicht früh genug) für Informationen über diese Schlacht. Hat sie überhaupt stattgefunden?
    Die Historiker, die zwar nicht gern zugeben, daß es den legendären Arthur jemals gegeben hat, scheinen sich jedoch darin einig zu sein, daß
    die Britannier irgendwann um das Jahr 500 an einem Ort namens Mons Badonicus, oder Mons Badonis, oder Badonici Montis, oder Mynydd Baddon, oder Mount Badon oder ganz einfach Badon eine große Schlacht gegen die vorrückenden Sachsen geschlagen und gewonnen haben. Darüber hinaus deuten sie an, daß es sich um eine wichtige Schlacht handelte, weil es scheint, daß dadurch die Eroberung Britanniens durch die Sachsen für eine Generation gestoppt wurde. Außerdem scheint sie, wie Gildas klagt, die »letzte Niederlage der Bösen« gewesen zu sein, denn in den auf diese Niederlage folgenden zweihundert Jahren verbreiten sich die
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