Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
Blut, aber ich konnte ihm den Schuppenpanzer nicht abnehmen, um nach der Wunde zu sehen, obwohl ich fürchtete, daß sie die schlimmere der beiden schweren Verletzungen war.
    »Excalibur«, sagte er zu mir.
    »Ruhig, Lord«, gab ich zurück.
    »Nehmt Excalibur«, sagte er. »Nehmt es und werft es tief ins Meer. Versprecht Ihr mir das?«
    »Ich verspreche es, Lord. Ich werde es tun.« Ich nahm ihm das blutige Schwert aus der Hand; dann trat ich zurück, weil vier Unversehrte Arthur aufhoben und zum Boot trugen. Sie reichten ihn übers Dollbord, und Guinevere half dabei, ihn entgegenzunehmen und auf das Deck der Prydwen zu betten. Aus seinem blutgetränkten Mantel machte sie ein Kissen; dann kauerte sie sich neben ihn und streichelte ihm das Gesicht.
    »Kommt Ihr, Derfel?« fragte sie mich.
    Ich deutete auf die Männer, die immer noch als Schildwall auf dem Sand standen. »Könnt Ihr sie mitnehmen?« fragte ich zurück. »Könnt Ihr die Verwundeten mitnehmen?«
    »Zwölf Mann noch«, rief Caddwg vom Heck herüber. »Nicht mehr als zwölf. Für mehr gibt es keinen Platz.«
    Kein einziges Fischerboot war gekommen. Aber warum hätten sie auch kommen sollen? Warum hätten diese Männer sich in das Töten, das Blut und die Raserei hineinziehen lassen sollen, wo es doch ihre Aufgabe war, Nahrung aus dem Meer zu holen? Also hatten wir nur die Prydwen, und die würde ohne mich segeln müssen. Ich lächelte Guinevere zu. »Ich kann nicht mitkommen, Lady«, sagte ich, wandte mich um und zeigte zu unserem Schildwall hinüber. »Irgend jemand muß hierbleiben und sie über die Schwerterbrücke begleiten.« Aus dem Stumpf meines linken Armes sickerte Blut, ich hatte Quetschungen an den Rippen, aber ich lebte noch. Sagramor lag im Sterben, Culhwch war tot, Galahad und Arthur waren verwundet. Es gab keinen anderen mehr als mich. Ich war der letzte von Arthurs Kriegsherren.
    »Ich kann bleiben!« Galahad hatte unseren Wortwechsel gehört.
    »Du kannst mit dem gebrochenen Arm nicht kämpfen«, sagte ich.
    »Steig endlich ins Boot und nimm Gwydre mit. Aber beeilt euch! Das Wasser beginnt abzulaufen.«
    »Ich sollte eigentlich bleiben«, sagte Gwydre unsicher. Ich packte ihn bei den Schultern und schob ihn ins flache Wasser.
    »Du gehst mit deinem Vater«, sagte ich. »Mir zuliebe. Und sag ihm, daß
    ich ihm bis zuletzt treu war.« Unvermittelt hielt ich ihn auf, und als ich ihn zu mir umdrehte, sah ich Tränen auf seinem jungen Gesicht. »Sag deinem Vater, daß ich ihn bis zuletzt geliebt habe«, ergänzte ich. Er nickte; dann stiegen er und Galahad an Bord. Jetzt war Arthur mit seiner Familie vereint, und ich trat zurück, während Caddwg mit einem der Riemen das Schiff in die Fahrrinne zurückstakte. Ich blickte zu Ceinwyn hinüber und lächelte, aber mir standen Tränen in den Augen, und mir wollte nichts anderes zu sagen einfallen, als daß ich in der Anderwelt unter dem Apfelbaum auf sie warten werde. Doch während ich meine holprigen Worte zu formulieren versuchte und während das Schiff vom Strand ins Wasser glitt, trat sie leichten Fußes auf den Bug und sprang ins seichte Wasser hinab.
    »Nein!« schrie ich.
    »Doch«, entgegnete sie und streckte die Hand aus, damit ich ihr an Land helfen konnte.
    »Weißt du, was sie mit dir machen werden?« fragte ich sie. Daraufhin zeigte sie mir ein Messer in ihrer Linken und wollte wohl damit sagen, daß sie sich lieber umbringen würde, als von Mordreds Männern vergewaltigt zu werden. »Wir sind schon viel zu lange zusammen, mein Liebster, um uns jetzt trennen zu lassen«, sagte sie. Dann stand sie an meiner Seite, während wir zusahen, wie sich die Prydwen ins tiefe Wasser schob. Mit ihr segelte unsere letzte Tochter mit ihren Kindern davon. Die Tide hatte gewechselt, und die einsetzende Ebbe zog das silberne Schiff ins Meer hinaus.
    Ich blieb bei Sagramor, bis er starb. Ich hielt seinen Kopf, hielt seine Hand und redete seine Seele über die Brücke der Schwerter. Dann kehrte ich, die Augen voll Tränen, zu unserem kleinen Schildwall zurück und sah, daß Camlann inzwischen von Speerkämpfern wimmelte. Ein ganzes Heer war gekommen, aber sie waren zu spät gekommen, um ihren König zu retten, obwohl sie noch immer Zeit genug hatten, uns zu erledigen. Endlich entdeckte ich auch Nimue in ihrem weißen Gewand und auf ihrem weißen Pferd ein hell leuchtender Fleck in den verschatteten Dünen. Nun war meine ehemalige Freundin und einmalige Geliebte endgültig zu meiner Feindin
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher