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Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
Autoren: Peter F. Hamilton
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Jahre währender Zyklus beginnt in einer Art Fischstadium. Sie schlüpfen aus schwarzen Eiklumpen, die tief im Schlamm verborgen ruhen. Milliarden freischwebender Fischembryos, zwei Zentimeter lang, verlassen die Eier und werden von schnelleren, geschickteren Räubern gefressen, während sie selbst ein allgegenwärtiges, übergroßes Nahrungsangebot sich zersetzender Vegetation im Wasser vorfinden.
    Sie wachsen und verändern sich im Verlauf der folgenden drei Jahre. Sie werfen ihre Schwänze ab und entwickeln einen schneckenähnlichen Saum. Sie klammern sich an den Boden ihrer Seen, ein eiförmiger Körper von neunzig Zentimetern Höhe mit zehn Tentakeln, die vom Kopf ausgehen. Die Tentakel sind glatt, sechzig Zentimeter lang, ohne Saugnäpfe, doch mit einem scharfen, gekrümmtem Horn an den Spitzen – und sie bewegen sich schnell. Sie explodieren förmlich, wie ein Nest wütender Pythons, um das ahnungslos über ihren Köpfen schwimmende Opfer zu überraschen.
    Wenn sie ihre volle Größe erreicht haben, kriechen sie aus dem Wasser und durchwandern den planetenweiten Dschungel. Ihre Kiemen verändern sich, um die stechend nach Moschus duftende Luft zu atmen, die Muskeln der Tentakel werden kräftiger, um die herabhängenden Extremitäten auch ohne den bequemen Auftrieb von umgebendem Wasser zu bewegen. Und sie fressen. Sie wühlen mit ihren harten Hörnern im verfilzten Untergrund, auf der Suche nach den schwarzen, nußartigen Knollen, die seit dem Ende des Sturms vergessen herumliegen. Die Knollen bestehen aus Zellen, die mit chemischen Memorytracern gesättigt sind. In den Tracern sind Erinnerungen gespeichert: das gesamte von der Rasse der Ly-Cilph im Verlauf der Zeiten angesammelte Wissen. Sie bringen das Verstehen, einen Instant-Sprung zu Bewußtsein, und stimulieren das telepathische Zentrum ihrer Gehirne. Jetzt, da sie sich über die einfache animalische Ebene der Existenz erhoben haben, gibt es viel, über das sie sich unterhalten können.
    Ihr Wissen ist in erster Linie philosophischer Natur, obwohl sie über eine hoch entwickelte Mathematik verfügen. Was sie wissen, das haben sie beobachtet und darüber haben sie spekuliert, und dazu hat jede einzelne Generation einen Teil beigetragen.
    Die Nächte der Fernen Seite sind wie ein Magnet, und sie versammeln sich, um die Sterne zu beobachten. Ihre Augen und Bewußtseine sind durch Telepathie miteinander verbunden, und sie agieren wie ein gigantisches Teleskop aus einer Unzahl von Segmenten. Sie verfügen weder über eine Technologie noch über ein Wirtschaftssystem. Ihre Kultur ist nicht auf das Mechanistische oder Materialistische ausgerichtet. Ihr einziger Reichtum ist ihr Wissen.
    Die Kapazität zur Verarbeitung von Informationen ihrer verbundenen Bewußtseine übertrifft jedes elektronische Computersystem bei weitem, und ihre Wahrnehmung ist nicht auf das eher schmale elektromagnetische Spektrum sichtbaren Lichts beschränkt.
    Nachdem sie erst erwacht sind, lernen sie. Es ist ihr Lebenszweck. Sie haben so wenig Zeit in ihrer körperlichen Form, und das Universum, in dem sie leben, im prächtigen Schatten des Super-Gasriesen und seiner vielfältigen Satelliten, ist gigantisch. Die Natur hat sie zum Streben nach Wissen geschaffen. Wenn das Leben einen Sinn hat, so spekulieren sie, dann ist es eine Reise zum vollkommenen Verständnis. Und unter diesem Aspekt haben sich Intellekt und Natur zu einer reibungslosen Übereinstimmung eingefunden.
    Im neunten Jahr nach dem Schlüpfen reihen sich die vier inneren Monde des Gasriesen einmal mehr hintereinander auf. Die Störungen, die sie in der Magnetosphäre des Superriesen hervorrufen, agieren wie eine gigantische Verlängerung des Fluxkanals. Die angeregten Partikel der Ionosphäre, denen der Fluxkanal normalerweise als Verbindungsweg hinauf zum Plasmatorus des ersten Mondes dient, steigen nun noch höher auf, bis hin zum zweiten Mond, dann dem dritten und noch höher, bis sie die Magnetosphäre wie in einem Springbrunnen ganz hinter sich gelassen haben. Und schließlich gerät die Welt der Ly-Cilph in ihre Bahn.
    Der Ionenstrahl ist nicht gebündelt oder gerichtet; oben am Höhepunkt der auffächernden Krone besitzen die Protonen und Elektronen nichts mehr von der Energie, die sie aufgenommen haben, als die wirbelnden Fluxlinien sie am ersten Mond vorbeigeschleudert haben. Doch wie stets ist es der schiere Maßstab der Ereignisse im Reich des Super-Gasriesen, der sich als so überwältigend erweist.
    Die Welt
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