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Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
Autoren: Peter F. Hamilton
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aggressiven Chemikalien in der Atmosphäre getötet zu werden. Und doch überstanden einige von ihnen. Das Leben schritt ständig voran und folgte dem gleichen Muster wie überall im Universum – soweit es die Umstände erlaubten. Es gab weder Eiszeiten noch andere Instabilitäten, die schwerwiegende Klimaveränderungen hervorgerufen hätten. Einzig und allein die im Neunjahresrhythmus wiederkehrenden Stürme, die niemals ausblieben, wurden zu einem dominierenden Faktor. Die Fortpflanzungszyklen der neuen Tiere orientierten sich an diesem Zyklus, und das Pflanzenwachstum wurde von ihm beschränkt.
    Der Planet reifte zu einer Dschungelwelt heran, einer Landschaft voller Sümpfe und üppiger Vegetation und gigantischer Farne, welche die Oberfläche von einem Pol zum anderen bedeckten. Zwischen den Farnen wuchsen Kriech- und Schlingpflanzen, die sich hartnäckig an den Farnen festklammerten und einen erbitterten Kampf um einen Platz am Licht führten. Schwimmende Pflanzen verwandelten die kleineren Seen in ausgedehnte Sumpflandschaften. Blumen rangen mit aufwendigen Blüten um die Aufmerksamkeit von Insekten und Vögeln, und Samenkapseln mit Schürzen, die geformt waren wie Propeller, flogen wie winzige Drachen durch die Luft. Holz gab es selbstverständlich nicht. Holz benötigte Dekaden ungestörten Wachstums, um sich bilden zu können.
    Zwei völlig verschiedene Pflanzenwelten entstanden, mit dem Terminator als Grenzlinie und ewigem Schlachtfeld zugleich. Die Pflanzen der Fernen Seite paßten sich an das gelbe Sonnenlicht an: Sie waren imstande, die langen Nächte zu überstehen, die mit der Konjunktion einhergingen, sowie die kühleren Temperaturen. Auf der Nahen Seite herrschte das rote Licht vor, das ununterbrochen schien: die schwarzblättrigen Pflanzen, die hier gediehen, waren größer und robuster – und doch außerstande, die Ferne Seite zu erobern. Die Nacht tötete sie, und das gelbe Licht allein reichte nicht aus, um ihre anspruchsvolle Photosynthese mit Energie zu versorgen. Die gestreuten infraroten Strahlen von der Nahen Seite, die von der noch immer dichten Atmosphäre reflektiert wurden, reichten nicht weit genug. Sie drangen nur wenige hundert Kilometer über die Terminatorlinie hinaus.
    Die Tierwelt war anpassungsfähiger. Sie bewegte sich frei über die Nahe und die Ferne Seite. Dinosaurieranaloges Leben trat niemals auf: es war zu groß und erforderte zuviel Zeit zum Wachsen. Abgesehen von vogelartigen, eidechsenähnlichen Wesen mit Membranflügeln blieben die meisten Tiere klein und erinnerten an ihre aquatische Herkunft. Sie waren ausnahmslos kaltblütig und in den schlammigen Bächen und pflanzenüberwucherten Tümpeln zu Hause. Sie behielten diese Eigenschaft ihrer Vorfahren aus reiner Notwendigkeit bei: Dort legten sie ihre Eier, tief und sicher eingegraben im Schlamm am Grund der Gewässer, versteckt vor den schlimmsten Auswirkungen der Stürme. Auf diese Weise überdauerte das Leben, als Samen und Eier und Sporen, bereit zu keimen, sobald nach wenigen kurzen Wochen wieder Stabilität eingekehrt war.
    Auf einer derart feindlichen Welt kann sich das Leben nur auf zwei Arten entwickeln: Da gibt es die Geschlagenen, verstreut auf zahllosen Planeten im gesamten Kosmos, schwache, anämische Kreaturen, die sich in ihren Sackgassen der Evolution zusammenkauern, in ihren winzigen schützenden Nischen der jeweiligen Biosphäre, die niemals über eine rudimentäre Stufe hinauskommen und deren Mangel an Spezialisierung ihre einzige Möglichkeit darstellt zu überdauern.
    Auf der anderen Seite stehen die Siegreichen, diejenigen unter den Kreaturen, die sich nicht schlagen lassen, die jeder Niederlage widerstehen, die mit Nägeln und Zähnen und Tentakeln gegen ihre Gegner kämpfen, für die ihre Lebensumstände nichts weiter darstellen als einen Ansporn zur Evolution. Die trennende Linie ist dünn; vielleicht reicht ein einziger vernichtender Sturm alle acht Jahre aus, um den genetischen Ruin zu bringen. Aber neun Jahre … neun Jahre sind ein genügend langer Zeitraum, um das Überleben zu sichern. Neun Jahre gestatten den Bewohnern, die Herausforderung anzunehmen, anstatt in ihren allgegenwärtigen Dreck zurückzusinken.
    Die Ly-Cilph hatten einen solchen fabelhaften Sieg errungen. Nur achthundert Millionen Jahre, nachdem das Leben auf ihrer Welt seinen Lauf genommen hatte, waren sie auf dem Gipfel der Evolution angelangt. Sie hatten sich zu einer transzendenten Entität aufgeschwungen.
    Ihr neun
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