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Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
Autoren: Peter F. Hamilton
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Reichweite der schlimmsten Strahlung. Gelegentliche Schwankungen innerhalb der Fluxlinien bombardierten die obersten Atmosphärenschichten mit Protonen und Elektronen und sandten gewaltige, lautlose Böen aus sonnenhellen zuckenden und zitternden Borealislichtern über den rostig roten Himmel.
    Die Atmosphäre bestand aus einem Sauerstoff-Stickstoff-Gemisch, zusammen mit verschiedenen schwefelhaltigen Komponenten und einer ungewöhnlich hohen Konzentration an Wasserdampf. Dunst, Nebel und hohe Wolkenschichten waren die Norm. Die Nähe zu dem infraroten Leuchten des Gasriesen erzeugte ein ewig währendes tropisches Klima, bei dem die feuchte, warme Luft der Nahen Seite ständig in Bewegung war und zur planetenfernen Seite davonschoß, wo sie wieder abkühlen und ihre thermische Ladung in den Raum abgeben konnte, um gleich darauf vermittels Stürmen, die beide Polkappen einhüllten, zur Nahen Seite zurückzukehren. Das Wetter war eine trostlose Konstante. Ständig stürmte, ständig regnete es, und die Stärke der Regengüsse und Sturmböen wurde einzig und allein von der jeweiligen orbitalen Position bestimmt. Die Nacht kam stets abrupt und an einem Ort. Auf der Fernen Seite, wenn Gasriese und Planet in einer untergeordneten Konjunktion waren, und auf der Nahen Seite, wenn die höllische rote Wolkendecke das kleine Zeitfenster auf die Sonne verbarg.
    Es war ein Zyklus, der nur alle neun Jahre einmal durchbrochen wurde, wenn eine neue Kraft auf die ewige Gleichung einwirkte. Immer dann, wenn alle vier Monde in Konjunktion standen, brachen Chaos und Verwüstung über die Heimatwelt der Ly-Cilph herein, und Stürme von biblischer Gewalt tobten über die Oberfläche.
    Wärme und Licht hatten Leben auf dieser Welt entstehen lassen, wie es auf zahllosen anderen Welten im gesamten Universum ebenfalls geschehen war. Es hatte keine Seen und keine Meere gegeben, als die ersten nomadisierenden interstellaren Samen auf den unberührten Planeten gefallen waren und sich in der schlammigen Schicht aus Chemikalien festgesetzt hatten, die sich im morastigen Wasser fand. Gezeitenkräfte hatten eine glatte Oberfläche geschaffen und die Berge eingeebnet, die in grauen Zeiten entstanden waren. Flüsse, Seen und Flutebenen bedeckten das Land. Sie dampften vor Feuchtigkeit und wurden ununterbrochen beregnet. Damals gab es noch keinen freien Sauerstoff in der Atmosphäre, sondern nur an Kohlenstoff gebundenen. Ein massives Stratum weißer Wolken sorgte dafür, daß die infrarote Strahlung nur schwer wieder entkommen konnte, selbst mitten auf der Fernen Seite. Die Temperaturen waren unerträglich hoch.
    Das erste Leben bestand – wie immer – aus Algen. Ein zäher, widerstandsfähiger Schleim, der sich durch das Wasser ausbreitete, der die Bäche und Flüsse hinabströmte und die Seen kontaminierte und von den unermüdlichen Winden über das Land getrieben wurde. Sie veränderten sich und paßten sich im Verlauf geologischer Zeitalter an, und langsam lernten sie, die beiden kontrastierenden Lichtquellen als zusätzliche Energielieferanten zu nutzen. Erfolg, wenn er denn kam, setzte sich rasch durch, meist innerhalb weniger Jahrtausende. Sauerstoff wurde frei. Kohlenstoff wurde in lebendes Gewebe eingebaut. Die Temperaturen sanken. Es regnete stärker, und die Wolken wurden dünner. Der Himmel wurde klar. Einmal mehr setzte die Evolution ein.
    Millionen von Jahren war der herrschende Neunjahreszyklus des Planeten ohne jede Bedeutung gewesen. Stürme und Hurrikans waren für einzellige Lebewesen uninteressant, die träge durch Flüsse und Seen trieben. Genauso uninteressant wie für die Flechten, die langsam über Felsen krochen. Doch nach und nach fingen die einzelligen Lebewesen im Wasser an, kooperative Kolonien zu bilden. Spezialisierung setzte ein.
    In den Seen erschienen die ersten gallertartigen Würmer: gehirnlos, reflexgetrieben und metabolisch ineffizient; wenig mehr als bewegliche Flechten. Doch es war ein Anfang. Geburt und Tod verdrängten nach und nach die Zellteilung als primäre Methode der Reproduktion. Mutationen entstanden und trugen manchmal zu Verbesserungen bei, häufiger jedoch führten sie zur Unfruchtbarkeit. Fehlgeschlagene Entwicklungen wurden von der gnadenlosen Natur rasch ausgemerzt. Vielfalt entstand. Die Morgendämmerung von Millionen Spezies. DNS-Stränge wurden länger, eine chemische Historie von Fortschritt und Sackgassen. Kriechende Lebewesen verließen die Seen und Flüsse, nur um auf der Stelle von den
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