Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Applebys Arche

Applebys Arche

Titel: Applebys Arche
Autoren: Michael Innes
Vom Netzwerk:
gewesen.«
    »Reichen Sie mir Ihr Ruder, guter Mann, und holen Sie ihn.« Glover
schien sehr erleichtert. »Hallo, was war denn das?«
    Das Unterseeboot hatte Laut gegeben – ein Klagelaut wie der letzte
Schmerzensschrei eines sterbenden Tiers. Und von irgendwo in der Ferne
antwortete eine Sirene mit einem Blöken, dumpf und undeutlich.
    »Natürlich kann es auch ein Versorgungsschiff sein«, sagte Appleby. »Aber
ich denke, wir sind wieder an unserer Insel. Und ich könnte nicht sagen, welches
von beiden die verrücktere ist, die erste Ankunft oder die zweite. Da ist ein Licht.
Muß recht kräftig sein, daß man es durch solchen Nebel sehen kann.«
    »Der Nebel löst sich auf.« Diana stand hinter ihm. »Meinst du nicht,
sie warten mit dem Einfahren, bis er fort ist?«
    »Die Einfahrt hat schon begonnen. Riechst du nichts?«
    »Nebel. Und – und Rauch.«
    »Genau das. Wir sind keine Meile von der Eremitage. Wir fahren
parallel zur Küste und halten auf das Depot zu. Weißt du noch? Am Depot gibt es
kein Riff, da führt tiefes Wasser bis zum Land. Das Licht wird deutlicher. Sie
blinken von oben auf dem Depot, da wo wir unser Picknick hatten. Sind Sie das,
Mudge?«
    »Aye, aye, Sir.«
    »Das U-Boot wird jeden Moment anlegen. Wir müssen Leine einholen und
so nahe herangehen wie wir uns trauen. Sie werfen; da haben Sie mehr Erfahrung
als ich. Am besten vom Heck aus; der Colonel und ich sehen zu, daß wir die
Barkasse wenden, sobald wir in Position sind, damit wir später keine Zeit
verlieren. Diana, wenn die Leine das nächstemal schlaff wird, gibst du uns
Bescheid und gehst dann zur Kajüte. Keiner darf herauskommen. Denn ganz gleich
was geschieht, es wird einen ziemlich großen Knall in nächster Nähe geben. Alle
Mann in Bereitschaft?«
    Sie warteten, jeder lauschte dem Atem der anderen – und für ihre
gespannten Nerven klang es nicht viel anders als das mächtige Schnauben der
Wale. An Steuerbord war die Dunkelheit größer, und ganz in der Nähe mußte etwas
Großes, Massiges sein; doch sie sahen nur nächtliche Nebelschwaden und hörten
den einen oder anderen unverständlichen Laut. Plötzlich flüsterte Diana etwas,
sie kam zu ihnen herüber, und sie spürten, daß die Barkasse langsam an Fahrt
verlor; dann stand sie still. Noch war nichts zu sehen – aber wenn der Nebel
sich verzog, mußte die Welt im ersten Morgenlicht liegen. Appleby hatte die
Leine gefaßt und holte sie vorsichtig ein; inzwischen war mehr zu hören – Klappern, Rasseln, Kommandorufe. Dann hob der Nebel sich.
    Der Nebel hob sich wie ein Theatervorhang, und dicht vor sich sahen
sie das Heck des Unterseebootes, das längsseits neben einem zweiten U-Boot lag.
Und an dessen anderer Seite mußte das Depot sein. Von den Kommandotürmen gaben
Bogenlampen ein kaltes, blaues Licht; ein wärmerer Schein kam aus offenen Luken
achtern. Männer huschten über die Decks. Plötzlich kam – erschreckend – ein
Laut vom Ufer, ein kurzes, hartes Lachen. Und als sei es das Stichwort für den
Bühnenmeister, schloß sich die Szene, wie sie begonnen hatte, und der
Nebelvorhang senkte sich wieder herab.
    Sie hatten die Luft angehalten, denn sie konnten sich nicht
vorstellen, daß sie, wenn sie die anderen so deutlich sahen, nicht auch zu
sehen waren. Aber kein Alarmruf kam; nur vom Ufer drang leiser Gesang herüber,
dann eine ruhige, gedämpfte Stimme von einem der Decks vor ihnen.
    Doch das nächstemal, daß der Nebel sich hob, würde es um sie
geschehen sein. Denn schon das Bild, das so kurz aufgeflakkert war, hatten sie
im Dämmerlicht gesehen, nicht nur im Lampenschein. Appleby murmelte etwas in
Richtung Glover, und dann begannen sie mit größter Vorsicht ihr Wendemanöver.
Dabei trieben sie ein wenig ab und mußten die Barkasse mühsam, das Heck zuvorderst,
wieder an das Unterseeboot heranziehen. Nun konnten sie den Rumpf sehen, das
gleißende Licht der Bogenlampen dahinter – und schließlich auch den
Lichtschein, der aus der offenen Luke kam.
    Mudge stand am Heck, die Umrisse ein wenig unvertraut. Sie
arbeiteten sich noch näher heran. Eine schneidende, kalte Stimme fragte:
»Gefallen?«
    Die Antwort kam leise, nur ein paar Worte waren zu verstehen: »… eine Granate … gestern abend …« Es wurde Mitteilung über Dunchue gemacht.
    Mudge ließ den rechten Arm spielen, zum Wurf bereit. Sie
manövrierten mit ihren Rudern die Barkasse noch näher heran, und nun konnten
sie die Umrisse der Männer auf Deck des ersten Unterseeboots
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher