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Applebys Arche

Applebys Arche

Titel: Applebys Arche
Autoren: Michael Innes
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Detective Inspector John Appleby,
frischgebackener College-Absolvent aus bester Familie, der seinen ersten Fall
in Oxford zu lösen hat – ein Jahr nach Dorothy L.   Sayers’ eher tragischem Gaudy Night (1935) der erste Universitätskrimi, der die
skurrileren Seiten einer Agglomeration höchst spezialisierter Denker zu nutzen
versteht (»Zuviel Licht im Dunkel«). Mit ihm begann die Karriere des
Krimi-Schriftstellers Michael Innes, die fünfzig Jahre andauern sollte, zu etwa
ebenso vielen Büchern führte und einen der Großen des Golden Age noch zu
unserem Zeitgenossen werden ließ. Sein Held, nicht in allen seiner Bücher
vertreten, durchläuft dabei eine höchst ehrenvolle Karriere bis zum Chef von Scotland
Yard und schließlich in den verdienten Ruhestand. Dabei haben die populären
Innes-Romane dem seriösen Wissenschaftler J. I. M.   Stewart nicht geschadet,
auch er hat es schließlich bis zu einem Lehrstuhl in Oxford gebracht.
    Frucht der Australienreise ist aber nicht nur der erste, sondern
auch der hier vorgelegte siebte Innes-Krimi. Der Autor hat sichtlich Spaß
daran, das typische Personal eines klassischen englischen Dorfkrimis auf einem
Überseedampfer zu versammeln – den pensionierten Colonel Glover mit langen
Dienstjahren in Indien, den in seine klerikale Bildungswelt eingesponnenen
milden Landgeistlichen Hoppo, die ältliche Jungfer aus bester
Beamtenadelsfamilie, Miss Curricle, die ebenso unkomplizierte wie ungebildete und
lebenslustige junge Frau aus den Kolonien, Mrs.   Kittery, und mitten unter ihnen
John Appleby, der dienstlich nach Australien unterwegs ist, um der dortigen
Polizei beim Ausbau ihres Apparates zu helfen. Sie sitzen an der Bar auf dem
Sonnendeck, als ein schwer einzuordnender Schwarzafrikaner den sozialen Frieden
zu stören droht. Inder einzuschätzen hat der Colonel gelernt, vom Boy bis zum
Nabob und Maharadschah können sie alles sein – aber Neger? Als Spott über ihre
Vorurteile bittet der junge Mann quasi um die Erlaubnis, sich in ihre
Gesellschaft begeben zu dürfen, und gibt vor, aus Gründen der Akklimatisierung
sich am liebsten im Affenhaus des Londoner Zoos aufzuhalten – und das mit
perfektem Eton-Akzent. Von königlich afrikanischer Abstammung ist er ein
angesehener Anthropologe und wurde sogar vom König zum Ritter geschlagen – Sir
Ponto Unumunu.
    Aber es ist Krieg, den Deutschland unter anderem als
uneingeschränkten U-Boot-Krieg gegen den Rest der Welt führt. So ist der Wal,
den Reverend Hoppo zu sehen glaubt, denn auch kein Wal, und unsere sechs finden
sich als einzige Überlebende des versenkten Luxusdampfers wieder, das Dach des
Sonnendecks ist zum Floß mutiert, auf dem sie schiffbrüchig dahintreiben, und
Sir Ponto setzt seinen vielseitigen Fähigkeiten die Krone auf, indem er auf
deutsch rezitiert: »Od’ und leer das Meer«, eine Sprache, die das englische
Fräulein in diesem Augenblick nicht amüsiert.
    An Vorräten hat man das, was eine Dampferbar zu bieten hat – bei
erster Gelegenheit wird John Appleby die gesamten Alkoholvorräte ins Meer
gießen. Was wie das Szenario zu einem Krimi begann, ist zum Seeroman geworden,
und bevor es zur Katastrophe kommt, mutiert alles zur Robinsonade, und die
sechs landen auf einer anscheinend unbewohnten Insel. Diese gebildete
Gesellschaft weiß natürlich selber, in welchem Buch sie sich gerade befinden;
ausgiebig zitiert man den im englischen Sprachraum äußerst populären Schweizerischen Robinson oder der schiffbrüchige
Schweizer-Prediger und seine Familie von Johann David und Rudolf Wyss,
der es als Swiss Family Robinson sogar bis zu einer
eigenen Sektion im kalifornischen Disneyland gebracht hat. »Applebys Arche« hat
sie nach Ararat (Originaltitel »Appleby on Ararat«, 1941) gebracht.
Ausgerechnet das nicht mehr ganz junge englische Fräulein aus bester Familie
ergeht sich in Spekulationen hinsichtlich ihrer Verpflichtungen als neue
Familie Noah: Werden die sechs – vier Männer, zwei Frauen – jetzt nicht
fruchtbar sein müssen, sich mehren und sich die Erde erneut untertan machen,
zumal man nicht weiß, was derweil mit der Menschheit auf den alten Kontinenten
vor sich geht?
    Doch da schlägt die Robinsonade wieder in den Detektivroman um, und
zwar in den Typ des eingeschneiten Landhauses oder des verschlossenen
Eisenbahnwagens: Einer von den sechsen wird ermordet, und wenn die Insel
wirklich unbewohnt ist – der Colonel will sie in einer kleinen Zeremonie für
die britische Krone
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